Staatsanwalt hatte Ermittlungen vor vier Monaten abgeschlossen, doch das Warten geht weiter. Fünf Männer werden beschuldigt.
Zwei Jahre nach AufdeckungGericht prüft weiter Anklage wegen Tierquälerei im Schlachthof Hürth
Im Januar 2023 schloss das Kreisveterinäramt einen Schlachthof in Hürth und ersparte so vermutlich etlichen Tieren einen qualvollen Tod, so wie ihn vor ihnen ungezählte Rinder und Schafe dort erlitten hatten.
Die juristische Aufarbeitung der Vorkommnisse in dem Betrieb lässt aber weiter auf sich warten. Ob das Amtsgericht Köln die Klage der Staatsanwaltschaft zulässt und wann gegen den ehemaligen Betreiber und vier seiner Mitarbeiter verhandelt wird, ist nach wie vor offen. Die Anklageschrift werde noch gesichtet, teilte ein Sprecher des Kölner Gerichts auf Anfrage mit.
Ehemaligem Betreiber droht eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr
Eindreiviertel Jahre nach der Aufdeckung des Schlachthof-Skandals in Hürth hatte die Staatsanwaltschaft im September 2024 ihre Ermittlungen gegen den damaligen Betreiber und vier seiner Angestellten abgeschlossen. Sie wirft dem Mann aus der Eifel vor, dass er in 74 Fällen Schafe ohne die rechtlich vorgeschriebene Fleisch- und Tierbeschau schlachten ließ und verkauft hat. Bei einer Verurteilung drohen dem ehemaligen Betreiber eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.
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Schwerer wiegen die Vorwürfe gegen die vier Mitarbeiter. Sie sollen in 37 dokumentierten Fällen für massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz verantwortlich sein: Sie sollen Tiere zwar mit einem Bolzenschuss betäubt haben, sich aber nicht vergewissert haben, ob die Betäubung auch gewirkt hat – in einigen Fällen ist auf Videoaufnahmen zu sehen, dass Schafe bei ihrer Schlachtung noch bei Bewusstsein gewesen sind. Den Mitarbeitern des Schlachthof-Betreibers drohen bei einer Verurteilung Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.
Die Tierschutzorganisation Ani-nova (ehemals Deutsches Tierschutzbüro) mit Sitz in St. Augustin hatte die massiven Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aufgedeckt. Zugespielte Aufnahmen aus Videokameras zeigten, wie Angestellte Tieren bei lebendigem Leibe und vollem Bewusstsein die Kehle durchschneiden. Schlachtungen ohne Betäubung sind in Deutschland verboten.
Außerdem ist auf den Aufnahmen zu sehen, wie andere Tiere zwar betäubt worden seien, die Angestellten dann aber die Wirkung des Bolzenschusses nicht abgewartet haben und „viel zu schnell den Kehlschnitt vollzogen haben“. Mit dem Ergebnis, dass die Tiere „erhebliche Schmerzen erleiden“ und „einen minutenlangen Todeskampf“ durchleben müssen.
Aninova-Geschäftsführer Jan Peifer hatte im Gespräch mit dieser Redaktion wiederholte Male die Hoffnung geäußert, dass der ehemalige Schlachthof-Betreiber und seine Angestellten eine „angemessen hohe Strafe“ erhalten mögen.
Er selbst gerät immer wieder in den Fokus der Ermittlungsbehörden. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Schweinfurt war 2024 ein Mobiltelefon von Peifer beschlagnahmt worden. Darin sollten sich mögliche Beweise dafür finden lassen, dass er im Sommer vorigen Jahr Rinder in Anbindehaltung im Landkreis Bad Kissingen (Bayern) dokumentiert habe. Erst kürzlich wurde dem Tierschützer das Mobiltelefon wieder ausgehändigt. Er sagt: „An dem Tag, an dem die Bilder entstanden sind, habe ich Minigolf in Troisdorf gespielt.“