Nunos GmbH stellt hochwertigen Dünger auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt her.
Vom Kreis ausgezeichnetExistenzgründer aus Hürth wollen Gülle zu Gold machen
„Nunos – Gülle zu Gold“ haben die Geschäftsführer Tim Paulke und Fabian Mierbach auf ihren Visitenkarte stehen. Das Gold, eine wässrige Flüssigkeit, verrät mit braunschwarzer Farbe seine organische Herkunft. Nur nach Gülle, ihrem Ausgangsmaterial, riecht sie nicht mehr, sondern ganz neutral. Als hochwertigen Dünger, der mit handelsüblichen Kunstdüngern mehr als mithalten könne, empfehlen der 33-jährige Umweltingenieur Tim Paulke und der 39-jährige Elektrotechniker für automatisierten Anlagenbau Fabian Mierbach die veredelte, flüssige Gülle – ebenso wie ein körniges Substrat, das als Bodenverbesserer eingesetzt werde.
„Man kennt es, rund drei Wochen vor der Aussaat oder dem Besatz der Felder mit Jungpflanzen bringt der Landwirt Gülle aus. Die Zeit benötigen Mikroorganismen im Boden, um aus den tierischen Ausscheidungen die enthaltenen Mineralien für die Pflanzen aufzubereiten“, erläutert Mierbach. Das Verfahren berge Probleme, Anwohner störten sich an den stinkenden, tierischen Ausscheidungen, und wenn es regne, werde die wertvolle Gülle einfach ausgewaschen, Nitrate gelangten in die Gewässer.
Die Gründer haben eine vollautomatisierte Anlage entwickelt
Paulke und Mierbach haben eine vollautomatische Anlage für Landwirte entwickelt, in der sie die Bodenprozesse zur Herstellung ihres organischen Düngers imitieren. Mikroorganismen und Bakterien, die in einem Behälter auf einer steinernen Trägersubstanz leben, werden dabei in einem Kreislaufverfahren mit Gülle beregnet.
In einer Reihe von Prozessen, die Biologen noch nicht bis ins letzte erforscht hätten, setze die Gülle die Nährstoffe frei, die von Pflanzenwurzeln unmittelbar aufgenommen werden könnten. So entstehe ihre Düngemittellösung, die gezielt zur Düngung von Pflanzen eingesetzt werde, immer dann, wenn die Pflanze Mineralien benötige, beschreiben die jungen Ingenieure den Nutzen ihrer Kreislaufanlage. Das erspare Landwirten den Einsatz von Kunstdünger, dessen Produktion riesige Mengen an Energie vor allem in Form von Erdgas verschlinge.
Prototypen der Gülleveredelungsanlagen betreiben sie auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln-Porz auf der Wiese rund um einen stillgelegten Windkanals aus den 1960er-Jahren. Unter der Anlage haben sie ihre Werkstatt. Auf der Bühne, mit der einst Flugmodelle in den Windkanal gehoben wurden, wachsen Brennesseln unter einer Pflanzenlampe. Über Projekte im DLR schrieben beide Ingenieure ihre Masterarbeiten.
Dort nahm auch die Geschäftsidee der Nunos GmbH ihren Anfang, als der Umweltingenieur Tim Paulke das dort entwickelte „C.R.O.P-Verfahren“ (Combined Regenerative Organic Food Production) unter die Lupe nahm. Es wurde entwickelt, um auf Mond- und Marsstationen Düngemittellösungen aus den Ausscheidungen der Astronauten herzustellen, zur Aufzucht frischer, pflanzlicher Kost. In ihren Anlagen arbeiteten sie zur Aufbereitung von Rindergülle oder Gärprodukten aus Biogasanlagen nach dem selben Prinzip, so Paulke und Mierbach.
Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum in Jülich
Freilich, bis die Anlage serienreif sei für die Erfordernisse kleinerer, landwirtschaftlicher Betriebe ab beispielsweise 30 Kühen und für Großbetriebe, dauere es noch bis Mitte, vielleicht Ende des Jahres 2025, schätzt Tim Paulke. In Feldversuchen testeten die beiden 2023 ihre Anlagen in landwirtschaftlichen Betrieben in Kleve, Dorsten und Soest „auf Herz und Nieren“. Auch in Treibhäusern könne der organische Dünger von Nutzen sein. Erste Vergleichsversuche mit der Anzucht von Kapuzinerkresse ohne Erde, nur in Nährlösung aus verdünnter, veredelter Gülle, liefen ebenfalls.
Paulke und Mierbach arbeiteten zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich, mit der Universität in Bonn und der Landwirtschaftskammer NRW. Bis zur Marktreife ermöglichten ihnen Investoren die Zahlung eines kleinen Gehaltes, schildern die Geschäftsführer der im Mai 2024 gegründeten GmbH. Eine erste Angestellte hätten sie auch an Bord: die Agraringenieurin Anna Brungs wisse bei landwirtschaftlichen Betriebsabläufen Bescheid. Der zweite Platz im Existenzgründerpreis des Rhein-Erft-Kreises habe ihnen gute Kontakte ermöglicht, berichten die beiden. Beispielsweise zu ihren zukünftigen Kunden, den Landwirten und zum Kreislandwirt Willy Winkelhag.