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Millionen-InvestitionHürth bekommt zweite Wasserstofftankstelle für Busse, Lkw und Pkw

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Das Foto zeigt die Vertreterinnen und Vertreter von Air Products und der Stadt mit Helm und Spaten auf der Baustelle.

Zum Spaten griffen Jörg Hömberg und Kathryn Wunderle (Air Products), Stadtwerkevorstand Stefan Welsch und Bürgermeister Dirk Breuer.

Altlasten im Boden haben den Baubeginn deutlich verzögert. Die Tankstelle wird vor allem für die Stadtbusflotte gebraucht.

Ein bis zu fünf Meter tiefes Loch klafft auf dem Grundstück an der Ecke Bonnstraße/Eschweiler Straße in Hermülheim. So tief musste das Erdreich auf dem Gelände der früheren Brikett- und Tonröhrenfabriken ausgekoffert werden, um Altlasten zu entsorgen. Das führte zu erheblichen Verzögerungen beim Bau der neuen Wasserstofftankstelle. Mit dem symbolischen Spatenstich haben nun aber die Bauarbeiten begonnen. Im Sommer soll die Tankstelle in Betrieb gehen.

Mehrere Millionen Euro investiert das Industriegasunternehmen Air Products, nach eigenen Angaben weltweit führender Anbieter von Wasserstoff, in die Tankstelle. Das Projekt wird von der Europäischen Union gefördert. Anders als bei der 2010 eröffneten Tankstelle am Chemiepark können an den beiden Zapfstellen in Hermülheim neben Bussen und Lkw auch Pkw volltanken. In Knapsack ist nicht genügend Druck auf dem Zapfhahn, um Pkw-Tanks vollständig zu befüllen.

Hürth: Vertrag für Tankstelle bereits im Herbst 2021 abgeschlossen

Den Vertrag über die zweite Wasserstofftankstelle haben die Stadtwerke und Air Products bereits im Herbst 2021 unterschrieben. Hintergrund ist, dass die Kapazität der Tankstelle in Knapsack, die auch von Air Products betrieben wird, nicht für die gewachsene Stadtbusflotte ausreicht. Nach einer Erweiterung 2019 können dort zehn Busse pro Tag tanken. Im Stadtverkehr fahren aber inzwischen 18 H2-Busse. Hinzu kommen weitere RVK-Busse.

Air-Products-Geschäftsführer Jörg Hömberg rechnet damit, dass täglich 30 Busse zum Tanken vorfahren werden. Er geht davon aus, dass auch die Nachfrage aus der Logistikbranche steigen werde. Gerade auf langen Strecken biete der Wasserstoffantrieb Vorteile durch hohe Reichweiten und kurze Betankungszeiten, so Hömberg.

Hürth gilt als Vorreiter bei der Wasserstoffmobilität

Mit der Auslieferung neuer Busse des nordirischen Herstellers Wrightbus wird nun auf allen Stadtbuslinien mit Wasserstoff gefahren. „Allein mit unseren Wasserstoffbussen haben wir im vergangenen Jahr bei einer Fahrleistung von mehr als einer Million Kilometer mehr als 800 Tonnen CO₂ eingespart“, sagt Stadtwerkevorstand Stefan Welsch. Die Stadtwerke haben darüber hinaus einen Müllwagen mit Brennstoffzelle im Einsatz, weitere Fahrzeuge sollen folgen, so Welsch. Im Fuhrpark der Stadtverwaltung fahren fünf Pkw mit Wasserstoff.

Zunächst wird Air Products sogenannten grauen Wasserstoff anbieten, der als Nebenprodukt in der Industrie anfällt. Geplant sei aber eine Umstellung auf grünen Wasserstoff, der ohne den Einsatz fossiler Energieträger erzeugt werde und damit klimaneutral sei. Für Bürgermeister Dirk Breuer schließt sich an der Bonnstraße ein historischer Kreis. Dort seien im Zuge der Bauarbeiten Fundamente der Hürther Industriegeschichte ausgegraben worden. Nun stehe der Ort für eine Zukunftstechnologie.