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„Cobra 11“ muss umziehenStuntproduktion Action Concept verkauft den Firmensitz in Hürth

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt eine Filmexplosion in der Kulisse der Autobahnpolizeiwache. Davor mehrere Polizeiautos und flüchtende Menschen.

Spektakuläre Action-Szenen wurden auf dem Gelände von Action Concept für die Serie „Alarm für Cobra 11“ gedreht. Die Folgen können bei RTL+ gestreamt werden.

1999 zog Stuntman Hermann Joha mit seiner Filmproduktion nach Hürth. Nun wird die Firma, die „Alarm für Cobra 11“ produziert, verkleinert.

Deutschlands wohl bekannteste Polizeiwache steht in Kalscheuren. Millionen TV-Zuschauer haben den Schriftzug „Autobahnpolizei“ in großen Lettern auf dem Vorbau des Firmensitzes der Film- und Stuntproduktionsfirma Action Concept in der RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ gesehen. Doch nicht nur die Filmkulisse wird bald verschwinden. Nach 25 Jahren räumt das Unternehmen auch den Standort.

„Wir sind auf der Suche nach einem kleineren Grundstück mit Hallen und Büros zur Miete“, sagt Elke Schubert, die bei Action Concept sowohl für die Öffentlichkeitsarbeit als auch für die Immobilien verantwortlich ist. Das 20.000 Quadratmeter große Grundstück im Gewerbegebiet Kalscheuren zwischen der Chemiespedition Talke und dem Fleischwarenhersteller Hardy Remagen ist bereits verkauft. Spätestens Anfang 2025 will die Filmproduktion ausziehen, aber in der Region um Köln bleiben. In der Domstadt hat Action Concept eine weitere Adresse und Büros.

Stuntman Hermann Joha hat aus Gelände in Hürth „Klein-Hollywood“ gemacht

1999 war der Medienunternehmer, Filmproduzent, Stuntman und Hubschrauberpilot Hermann Joha mit seiner 1992 gegründeten Film- und Stuntproduktion von Düsseldorf nach Hürth gezogen. Dort hatte Action Concept viel mehr Platz und rückte näher an den Hauptauftraggeber RTL in Köln heran.

Aus dem früheren Gelände der Kranfirma Breuer machte Hermann Joha eine Art „Klein-Hollywood“, so sagte es Fidelis Thywissen, damals Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft Hürth, 2016 bei der Verleihung des Wirtschaftspreises. In Kalscheuren wurden viele der spektakulären Action-Szenen gedreht, bei denen über die Jahre mehrere Tausend Autos vor allem für das TV-Aushängeschild „Cobra 11“ professionell zu Schrott gefahren wurden.

Action Concept hat in Hürth drei TV-Serien gleichzeitig gedreht

Stunts sind das Kerngeschäft, doch Action Concept übernahm in Hürth auch die komplette Produktion von Serien und Kinofilmen – vom Drehbuch über Schnitt und Vertonung bis zur Nachbearbeitung. Auf dem Gelände gibt es Bild- und Tonstudios, Regieräume und Werkstatthallen.

„Wir haben das Gebäude gut gefüllt“, blickt Elke Schubert zurück, die seit 2002 bei Action Concept ist. Bis zu 100 feste und 200 freie Mitarbeiter waren zu Spitzenzeiten dort beschäftigt. „Wir haben zeitweise drei Serien gleichzeitig gedreht“, so die Sprecherin. „Da hat es sich gelohnt, Technik und Kulissen selbst vorzuhalten.“

Das Foto zeigt den Firmensitz von Action Concept. Über dem Eingangsbereich ist der Schriftzug „Autobahnpolizei“ zu sehen.

Die bekannteste Autobahnpolizeiwache steht noch in Hürth. Doch auch die Filmkulisse für die Serie „Alarm für Cobra 11“ wird verschwinden.

Doch die Zeiten haben sich geändert in der TV- und Filmbranche. Die Aufträge sind weniger geworden. Heute werde projektbezogener gearbeitet. „Man muss flexibler sein, und da ist uns das Gelände zu groß und zu unflexibel geworden“, erklärt Elke Schubert. Die Schauplätze der neuen Produktionen lägen in Frankfurt oder Berlin. Auch in München hatte Action Concept Werkhallen und Büros angemietet.

Selbst „Cobra 11“ wird nicht mehr in Serie produziert. Stattdessen wurden seit 2022 neun neue Fälle in Spielfilmlänge gedreht, von denen erst drei gezeigt wurden. Elke Schubert geht davon aus, dass es weitere Filme mit den beliebten Autobahnpolizisten geben wird. Gedreht wird bei Action Concept gerade nicht. „Aber wir haben viele neue Projekte in der Entwicklung, über die ich noch nicht sprechen darf“, so Schubert.

Im September ist in Hürth die letzte Klappe gefallen

In Kalscheuren ist im September die letzte Klappe gefallen. In der Drehpause organisiert die Filmfrau die Abwicklung des Standorts. „Da ist schon Wehmut dabei“, sagt sie. „Aber ich freue mich darauf, dass etwas Neues kommt.“

Ende der Woche gibt es in einer Werkstatthalle einen Flohmarkt, bei dem ausgediente Büroeinrichtung, aber auch Requisiten und Filmplakate verkauft werden. Vor allem sind es Einrichtungsgegenstände wie Vasen, Dekoartikel, Gemälde, Kinderbett und Kinderwagen, mit denen Filmwohnungen bestückt waren.

Nachfolger in Kalscheuren ist ein Gerüstbauunternehmen aus Köln

Außerdem kistenweise DVDs. „Das sind auch Filme, die man gesehen haben sollte, wenn man selbst beim Film arbeitet“, sagt die Firmensprecherin. Auch ein komplettes Tonstudio steht zum Verkauf, die Technik ist allerdings nicht mehr ganz taufrisch.

Nicht mehr zu haben ist indes der Helikopter, der auf dem Parkplatz zwischen verbeulten Autos steht. „Der ist schon jemandem versprochen“, sagt Elke Schubert lachend. Abheben kann er nicht, nur ein kleiner Elektromotor sorgte dafür, dass sich die Rotorblätter für die Kamera gedreht haben.

Bürgermeister Dirk Breuer bedauert den Wegzug. „Die Entwicklung bei Action Concept ist leider kein Einzelfall“, so Breuer. „Die Branche leidet unter rückläufigen Produktionsaufträgen, und es wird schwerer, sich am Markt zu behaupten.“ Käufer des Grundstücks soll ein großes Gerüstbauunternehmen aus Köln mit etwa 70 Beschäftigten sein.


Flohmarkt mit Schnäppchen und Raritäten

Vor dem Umzug räumt Action Concept die Büros und Lager am alten Firmensitz auf. Auf dem Firmengelände An der Hasenkaule 1-7 in Hürth-Kalscheuren (Einfahrt über die Hans-Böckler-Straße) findet am Freitag, 11. Oktober, von 12 bis 16 Uhr und am Samstag, 12. Oktober, von 11 bis 16 Uhr ein Flohmarkt statt.

Schnäppchenjäger und Filmfans finden dort eine große Auswahl an Kleidung, Spielzeug, DVDs, Bilder, Vasen und Haushaltswaren, außerdem Möbel, Büromöbel, Elektrogeräte und Raritäten. Autogrammjäger werden allerdings enttäuscht: Es werden keine Darsteller vor Ort sein.