Weder an den Schulen, noch in der Politik sorgt der Entwurf für einen neuen Medienentwicklungsplan für Begeisterung. Das sind die Gründe.
Digitaler UnterrichtViel Kritik am Entwurf für neues Medienkonzept für Hürther Schulen
Die weiterführenden Schulen sollen künftig etwas besser mit digitalen Endgeräten wie Tablets für den Unterricht ausgestattet werden, an den Grundschulen soll sich nicht viel ändern. Das sieht der Entwurf für die Fortschreibung des Medienentwicklungsplans bis 2029 vor, den die Verwaltung dem Bildungsausschuss vorlegte. Dort sorgte der Entwurf nicht für Begeisterung.
Das Medienkonzept, das der Gutachter Wolfgang Richter aus Datteln gemeinsam mit der Verwaltung und in Rücksprache mit den Schulen erarbeitet hat, sieht nur „leichte Anpassungen“ vor. So soll die Ausstattungsquote mit digitalen Endgeräten wie Tablets oder Notebooks an den weiterführenden Schulen von derzeit 1:4 auf künftig 1:3 angehoben werden. Das heißt, in Zukunft teilen sich – rein rechnerisch – drei statt vier Lernende ein Gerät.
Hürth: Kosten werden auf mindestens 1,3 Millionen Euro pro Jahr beziffert
Bezahlen muss für die Ausstattung, zu der auch Breitbandanschlüsse, Präsentationstechnik wie Beamer und digitale Tafeln sowie Software und Wartung gehören, die Stadt als Schulträger. Förderprogramme wie der Digitalpakt und solche, mit denen die Ausstattung der Schulen für das Distanzlernen in der Pandemie finanziert wurden, sind laut Gutachter inzwischen ausgelaufen.
Und das geht richtig ins Geld. Der Medienentwicklungsplan kalkuliert mit Kosten von mehr als 1,3 Millionen Euro im Jahr für die Stadt. Dazu zählen nicht nur fortlaufende Ausgaben wie die für Internetzugang und Wartung, auch die Geräte selbst haben nur eine begrenzte Lebensdauer.
Hürther Schulen fühlen sich übergangen
Kritik am Entwurf kam von mehreren Seiten. Thorsten Jürgensen-Engl, Leiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, bemängelte, das Konzept sei wenig konkret und die Schulen nicht hinreichend beteiligt worden. Martina Wienke, Rektorin an der Geschwister-Scholl-Grundschule in Efferen, sagte: „Die Vorschläge haben bei uns keine Begeisterungsstürme ausgelöst. Seit zehn Jahren hat sich nichts verändert.“
Schon die 2020 gesteckten Ziele seien nicht erreicht worden, so Wienke. Keine Grundschule verfüge über die vorgesehene 1:4-Ausstattung mit Endgeräten, die nun fortgeschrieben werden soll. Besonders enttäuscht äußerte sich die Schulleiterin darüber, dass die Grundschulen laut Konzept keine interaktiven Tafeln bekommen, sondern es bei passiver Präsentationstechnik bleiben soll.
Kämmerer will Planungssicherheit für Stadt und Schulen
Auch Politiker äußerten sich unzufrieden über den Entwurf. Ulrich Klugius (CDU) forderte angesichts eines Haushaltsdefizits von 18 Millionen Euro „mehr Kreativität“ beim Medienentwicklungsplan. Der Christdemokrat will die Eltern an den Kosten für die Endgeräte beteiligen. Das allerdings sei nur nach dem Prinzip der Freiwilligkeit möglich, sagte Gutachter Richter: „Die Eltern können nicht dazu gezwungen werden.“
Der SPD geht der Medienentwicklungsplan nicht weit genug. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass es zumindest in den weiterführenden Schulen eine 1:1-Ausstattung geben wird“, so Sprecherin Silvia Lemmer.
Der Beigeordnete und Kämmerer Marco Dederichs nannte den Entwurf in der Ausschusssitzung einen „ersten Aufschlag“. Details müssten ausgehandelt werden, dafür soll es einen Arbeitskreis geben. Wichtig sei, dass bis zum Haushaltsbeschluss im Februar ein Kostenrahmen abgesteckt und auch für die Schulen Planungssicherheit geschaffen werde. Dederichs: „Wir müssen zusehen, dass wir keinen Flickenteppich produzieren.“