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„Gestrandet in den Flitterwochen“Hürtherin Saskia fühlt sich durch die Sat.1-Show verändert

Lesezeit 8 Minuten
Saskia aus Hürth auf einer Schaukel an einem Strand. Die Sonne scheint.

Die idyllische Show-Welt wurde für Saskia aus Hürth zur Herausforderung.

Saskia wollte in der Show ein Liebesexperiment wagen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden sich in einer Extremsituation wieder.

„Ich bin halt so kraftlos, ich merk’ halt körperlich, dass es mir nicht gut geht. Mein Körper – ich kenn’ den halt so nicht, weil ich halt nie krank bin, und nie schwach bin.“ Das sagt Saskia aus Hürth während ihres Aufenthalts auf einer einsamen Insel in der Sat.1-Show „Gestrandet in den Flitterwochen“.

Wenn wir am Ende etwas mehr gegessen hätten, dann hätten wir vielleicht mehr Energie gehabt und uns lustige Beschäftigungen ausgedacht.
Saskia aus Hürth zu ihrem Beziehungs-Aus mit Jörn

„Herzlich, empathisch, lebensfroh“ – so beschreibt sich die 29-jährige Saskia aus Hürth im Rhein-Erft-Kreis selbst, bevor sie bei der Show mitmacht. Die Hobbys der Erzieherin sind Motorradfahren, Wakeboarden, Snowboarden und Tauchen.

Bei der Show werden Paare von einem „Experten-Team“ anhand eines 30-Sekunden-Speed-Datings und ihrer Daten füreinander ausgewählt. Die Unbekannten kennen sich also nicht, wenn sie vor dem Traualtar in einer freien Trauung zueinander ‚Ja‘ sagen. Anschließend verbringen die Paare 14 Tage auf einer einsamen Insel ihre „Flitterwochen“.

Saskia aus Hürth: Die Laune sinkt, die Energie schwindet

Die Insel wirkt auf den ersten Blick idyllisch, die Ausstattung ist spartanisch: Direkt am Strand steht ein Bett auf einem überdachten Podest mit Vorhängen. WC, Dusche und eine provisorische Küche finden sich etwas weiter abseits.

Laut Pressemitteilung des Senders zur Show soll es sich um ein „Adventure-Dating-Format“ handeln: „Sie geben einem Unbekannten das Jawort und verbringen ihre Flitterwochen in trauter Zweisamkeit auf einer einsamen Insel mitten im Indischen Ozean. Sie haben keinen Kontakt zur Außenwelt, keinen Austausch mit Freunden – quasi keine Ablenkung von ihrem neuen Partner.“ Die Teilnehmerin erklärt im Interview, dass ihr bewusst war, dass sie sich auf der Insel in einer „Extremsituation“ befinden würde.

Wann wir neue Lebensmittel erhalten, wussten wir nicht. Aus diesem Grund haben wir uns dort stark rationiert.
Saskia aus Hürth zu der Nahrungssituation während der Show

In der ersten Zeit kommt Saskia ihrem für sie ausgewählten Partner, Jörn aus Hannover, näher. Es wird geredet, gelacht, getröstet, massiert und geküsst. Doch die 29-Jährige gerät schon bald an ihre Grenzen. Sie gibt zu: „Ich kann nicht mehr. Ich hab einfach gar keine Energie. Hab echt Hunger.“ Die Laune sinkt, die Energie schwindet. Was sie, Jörn und viele andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichermaßen äußern: Es gibt zu wenig Essen. Saskia gibt in ihrem Social-Media-Account an, dass sie in der Zeit sechs Kilogramm Körpergewicht verloren habe. In der vierten Folge der Show gibt auch ihr Partner Jörn zu: „Auch ich hab Kräfte, die irgendwann schwinden [...] Ich glaube, auf Dauer wird es irgendwann zu anstrengend.“

Saskia und Jörn schaffen den Sprung in die Realität nicht

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ fragte beim Sender nach den Speiseplänen für die 14 Tage inklusive der täglich eingeplanten Kalorien. Doch der Sender antwortete zurückhaltend: „Wie bei jeder Produktion wurde auf das Wohlbefinden jedes einzelnen Kandidaten und jeder einzelnen Kandidatin geachtet. Für ausreichend Nahrung war zu jedem Zeitpunkt gesorgt.“ Auf eine erneute Anfrage, ob die Redaktion Einblick in die Speisepläne erhalten könne, lautet die knappe Antwort: „Leider nein“.

Am Ende der Show entscheiden sich Saskia und Jörn füreinander, wollen die Beziehung im wahren Leben ausprobieren. Doch sie bleiben kein Paar: „Jörn und ich haben den Sprung in die Realität nicht geschafft“, schreibt sie auf ihrem Instagram-Account.

Im Interview äußert sich Saskia jetzt dazu, wie sie die Zeit auf der Insel im Nachhinein beurteilt – auch im Hinblick auf das Scheitern des Beziehungsexperiments.


Saskia aus Hürth: Interview nach dem gescheiterten Beziehungsexperiment

Wie geht es dir heute?

Saskia aus Hürth: Insgesamt geht es mir sehr gut. Ich war sehr aufgeregt, wie das Format bei den Zuschauerinnen und Zuschauern ankommt. Die Folgen selbst anzuschauen, hat viele schöne Erinnerungen an die Zeit geweckt und ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Abenteuer erleben durfte. Ich bekomme viel positives Feedback und meine Familie und Freunde stehen hinter mir.

In Folge 4 der Show „Gestrandet in den Flitterwochen“ ging es dir anscheinend nicht gut. Du hast über Unwohlsein und Hunger geklagt. Kannst du kurz schildern, was passiert ist?

Ich habe die Zeit auf der Insel gegen Ende etwas unterschätzt und war überrascht, wie mein Körper auf die Gegebenheiten reagiert hat. Es ist nun mal eine Extremsituation und kein Luxusurlaub. Dennoch haben wir das super durchgezogen und kleine „Downs“ gehören einfach mit dazu.

Beispielsweise haben wir an diesem Tag sehr lange für das Feuer gebraucht und normalerweise nehme ich sowas mit Humor, aber mir ging es nicht gut und dann war plötzlich alles zu viel. Es tat aber gut, seine Gefühle rauszulassen und neue positive Energie zu sammeln. Wir hatten auch immer die Möglichkeit, das Experiment abzubrechen und wurden ebenfalls medizinisch versorgt beziehungsweise untersucht. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt in einem kritischen Zustand befunden.

Ich habe die Zeit auf der Insel gegen Ende etwas unterschätzt und war überrascht, wie mein Körper auf die Gegebenheiten reagiert hat.
Saskia (29) aus Hürth, Rhein-Erft

Im Laufe der Folge 4 geht es dir irgendwann sichtlich besser. Was ist passiert?

Das Abendessen hatte seinen Zweck erfüllt, ich war etwas gesättigt und dadurch auch besser gelaunt. Aber mir ging es hauptsächlich wieder besser, weil Jörn und ich offen miteinander darüber gesprochen haben und er mich auch wieder aufgemuntert hat. Seine Gefühle rauszulassen und sich mental gegenseitig aufzubauen, war während des gesamten Experiments sehr wichtig. Wir haben uns immer unterstützt, respektvoll behandelt und sind uns auf Augenhöhe begegnet.

Kannst du uns erzählen, was du am Tag gegessen hast?

Den ersten Tag und morgens haben wir die Torte gegessen. Danach haben wir immer nachmittags Feuer gemacht und gekocht. Meistens so 1,5 Cups Reis/Bohnen von unseren Trinkflaschen, ein bisschen Salzwasser und etwas Gemüse. Von dieser Mahlzeit haben wir immer etwas übrig gelassen zum Frühstück. Morgens haben wir manchmal auch etwas Obst gegessen.

Wo wurden die Lebensmittel aufbewahrt? Wann und wie wurden sie nachgefüllt?

Wir hatten eine große Metallkiste, in der wir alle Utensilien, die vor Tieren geschützt werden mussten, aufbewahrt haben. Dort haben wir auch das Obst und Gemüse gelagert. Die Kiste stand immer im Schatten, aber aufgrund der Hitze mussten wir das Gemüse immer zügig aufbrauchen. Wann wir neue Lebensmittel erhalten, wussten wir nicht. Aus diesem Grund haben wir uns dort stark rationiert. Manchmal lag in den orangefarbenen Kisten (Die Teilnehmenden erhielten sporadisch orange-rote Kisten mit unterschiedlichem Inhalt, Anm. d. Red.) etwas frisches Obst oder Gemüse. Wann und wie oft weiß ich leider nicht mehr.

Konntest du dich satt essen?

Nein, aber das war mir im Vorfeld bewusst.

Wie viele Mahlzeiten hast du am Tag gehabt?

Morgens die Reste vom Abend davor und abends dann immer frischen Reis mit Bohnen.

Gab es auch Gemüse, Obst, eiweißhaltige oder fetthaltige Nahrung?

Gemüse und Obst war vorhanden. Wir hatten zum Beispiel Pak Choi, Möhren, Paprika, grüne Bohnen und Pilze. An Obst hatten wir Drachenfrucht, Orangen und Litschis.

Hast du Essen auf der Insel gesucht? Weißt du, ob Jörn Essen gesucht hat?

Wir haben einmal eine Kokosnuss gefunden und geöffnet, aber diese war leider nicht mehr genießbar. Ansonsten haben wir nur das Essen zubereitet, was uns zur Verfügung gestellt wurde.

Wurde Wasser rationiert? Wie viel Wasser stand zum Trinken zur Verfügung? Wie viel zum Kochen?

Trinkwasser wurde nicht rationiert. Dort konnten wir so viel verbrauchen, wie wir wollten.

War das das gleiche Wasser, mit dem ihr euch auch duschen und waschen solltet?

Trinkwasser und Duschwasser waren separat. Zum Duschen hatten wir oberhalb der Dusche eine Tonne Süßwasser. Dieses haben wir rationiert, weil wir nicht wussten, ob und wann neues zur Verfügung gestellt wird. Wir haben abends immer sparsam geduscht. Unsere Wäsche haben wir in einem Eimer gewaschen.

Konntest du die sechs Kilo, die du abgenommen hast, wieder zunehmen?

Ja, die konnte ich schnell wieder zunehmen.

Wie hast du gegessen, als du zu Hause warst?

Ich habe die Abwechslung zu Reis und Bohnen sehr genossen. Auch wieder Gewürze oder Süßes zu schmecken, war schön.

Mehrfach wird von einer „Survival-Situation“ oder Extremsituation gesprochen. Warst du darauf vorbereitet? Wusstest du im Vorfeld, was bezüglich Nahrung und Wasser auf dich zukommen sollte?

Das Konzept von dem Format war, auf einer einsamen Insel zu stranden und sich in einer Extremsituation kennenzulernen. Dadurch wussten wir schon im Vorfeld, dass wir wahrscheinlich rationieren müssen und wir generell nicht viel vor Ort haben werden. Wir waren überrascht, dass wir eine Dusche, Toilette, Küche und Bett hatten. Ich finde, gerade dieses Ungewisse hat das Abenteuer spannend gemacht und einen herausgefordert.

Wie denkst du heute über die Extremsituation in der Show nach? Würdest du nochmal bei dieser oder einer ähnlichen Show mitmachen?

14 Nächte auf einer einsamen Insel … Ich habe gelacht, geweint, gelernt und in dem Moment gelebt. Einfach alles loszulassen und alles auf mich zukommen zu lassen, war eine Überwindung. Ich hatte die Chance, jemanden auf eine außergewöhnliche Art und Weise kennenzulernen und viele unvergessliche Momente zu teilen. Ich habe so viel über mich selbst gelernt und bin über mich hinausgewachsen.

Das klingt vielleicht abgedroschen, aber: Durch so ein Erlebnis verändert man sich. Ohne äußere Reize konnte ich mich intensiv mit mir selbst auseinandersetzen. Ich habe meine Komfortzone verlassen, bin an meine Grenzen gegangen und habe mein Verhalten durch die Gespräche reflektiert.

No risk, no story. Ich bin dankbar für die Zeit mit Jörn auf unserer Insel und dass wir dieses Abenteuer gemeinsam gemeistert haben. Ich habe so viele großartige Erinnerungen gesammelt und bereue die Entscheidung nicht.

Denkst du, wenn du mehr Nahrung oder Wasser gehabt hättest, hättest du eine engere Bindung mit Jörn entwickeln können?

Das ist schwierig einzuschätzen. Wenn wir am Ende etwas mehr gegessen hätten, dann hätten wir vielleicht mehr Energie gehabt und uns lustige Beschäftigungen ausgedacht. Dennoch weiß man durch die einfachen Bedingungen vieles mehr zu schätzen und das ist eine tolle Erfahrung, die wir miteinander teilen.

Alle Folgen der Sat.1-Show „Gestrandet in den Flitterwochen“ sind auf Joyn im Stream zu sehen.