Besuch bei einem Hürther LandwirtDarum gilt das Schwein auch als Symbol für das Glück
Hürth/Weiler-Berrenrath – „Schwein zu haben“ ist für Stefan Radmacher (20) Alltagsgeschäft. Der junge Landwirt arbeitet im Betrieb seiner Eltern, in dem Schweine gezüchtet und gemästet werden. „Ich bin hauptsächlich für die Geburtsabteilung und für die Aufzucht der Ferkel zuständig“, berichtet er. Arbeit habe er mehr als genug. Die rund 100 Sauen bekämen zweimal im Jahr Nachwuchs – pro Wurf bis zu 16 Ferkel. Und mehr als einmal musste der 20-Jährige schon als Geburtshelfer einspringen und einem der Ferkel auf die Welt helfen.
„Die Arbeit gefällt mir“, sagt der junge Mann. Schon jetzt stehe für ihn fest, dass er später einmal den Bauernhof seiner Eltern und Großeltern übernehmen und in dritter Generation weiterführen werde. „Ich bin hier im Betrieb groß geworden“, sagt er. Schon mit seinem Großvater sei er oft in den Ställen und dabei gewesen, wenn die Ferkel geboren worden seien.
Landwirt aus Hürth: „Da habe ich übrigens echt Schwein gehabt“
Die Ferkel bleiben 21 Tage bei der Muttersau, dann wechseln sie die Ferkelabteilung. Diese nennt der Landwirt die „Kinderstube der Stallungen“. Die Tiere hätten dort ausreichend und mehr als gesetzlich vorgeschrieben Platz zum Spielen und zum Herumtoben. Zurzeit werde darüber nachgedacht, ein Freilandgehege einzurichten.
„Wir bauen das Getreide selber an, mit dem unsere Schweine rund ums Jahr gefüttert werden“, berichtet Radmacher. Das mache für ihn die Arbeit als Landwirt mit Schwerpunkt Schweinezucht noch abwechslungsreicher. Denn natürlich müssten die Felder beackert, bestellt und in Schuss gehalten werden. Vieles über Pflanzenanbau, aber auch über Umwelt- und Naturschutz lerne er zurzeit auf der Meisterschule.
„Da habe ich übrigens echt Schwein gehabt“, sagt der Junior und lacht. Gleich bei seiner ersten Bewerbung sei er nach seinem Gesellenjahr im August 2021 an der Meisterschule angenommen worden.
Darum gilt das Schwein auch als Symbol für das Glück
Und dort habe er drei seiner Lehrer gefragt, warum das Schwein auch als Symbol für das Glück gilt. „Das konnte mir aber keiner so richtig beantworten.“
Fündig wurde Radmacher beim Volkskundler Dr. Alois Döring, der bis vor ein paar Jahren beim Amt für rheinische Landeskunde (ARL) des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) gearbeitet hat. „Gedächtnis des Rheinlands“ wird er mitunter genannt, und natürlich hat sich Döring in seinem Buch „Rheinische Bräuche durch das Jahr“ auch mit den Glücksbringern und damit dem Schwein als Glückssymbol für das neue Jahr befasst. Demnach können Schweine erlesene Trüffel und sogar verborgene Schätze aufspüren.
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„Schwein zu haben“ bedeute hingegen, unverdientes Glück zu erfahren. Wie Döring schreibt, habe diese Redensart ihren Ursprung möglicherweise bei einem alten Kartenspiel. „Das As als höchste Spielkarte nannte man Sau, die auch auf der Karte abgebildet war und in vielen Spielen den König ausstach.“ Laut Döring könnte der Spruch aber auch auf mittelalterliche Schützenfeste zurückgehen, bei denen der schlechteste Schütze ein Schwein als Trostpreis bekam. Der letzte Platz habe dem Schützen zwar Spott eingebracht, doch das Tier mitnehmen zu können, sei ein Glück gewesen.