Auch ihre neuen Hits werden dabei auf die Probe gestellt.
Unser Autor hat die Höhner einen Tag begleitet.
Hürth/Köln/Lindlar – Letztlich haben sie es wieder geschafft. Natürlich. Wie seit fast 50 Jahren schon. Es ist kurz nach 1 Uhr nachts und die Herren im Frack und Damen in ihren Abendkleidern tanzen Salsa im Gürzenich und lassen Luftballonherzen an die Decke steigen.
Neue Lieder kommen gut an
„Kommt Jungs, die holen wir uns“, hatte zuvor Höhner-Frontmann Henning Krautmacher gesagt, als er mit seinen fünf Musikerkollegen die Sitzung der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft betreten hatte.
Denn dass eine solche Stimmung zu so später Stunde herrscht, ist nicht selbstverständlich, sagt Krautmacher. „Ein neues Lied muss sich bei uns immer der Prüfung unterziehen: Funktioniert die Nummer auch nachts um halb eins im Gürzenich?“ Und die neuen Nummern „Anna Havanna“ und „Dat Kölsche Hätz“ funktionieren, die alten sowieso.
Knapp 200 Auftritte von Weiberfastnacht bis Karnevalssonntag
Sechs Auftritte stehen für die kölschen Urgesteine heute auf dem Plan. Eigentlich versuchen sie, die Zahl auf fünf pro Tag zu beschränken, erzählen sie. An Weiberfastnacht wird es allerdings zweistellig, insgesamt werden es bis Karnevalssonntag knapp 200 sein.
Sänger Krautmacher, der in Pulheim lebt, ist das Dienstälteste Hohn (seit 1986), Bassist Hannes Schöner ist seit 1990 dabei, Multiinstrumentalist Jens Streifling seit 2003, Keyboarder Micki Schläger seit 2015. Die Küken sind Schlagzeuger Heiko Braun (seit 2019) und Leadgitarrist Joost Vergoossen (seit Ende 2018).
Von Lindlar über Köln nach Hürth
Für den Holländer Vergoossen ergeben sich auf den Touren der Band auch immer sprachliche Neuheiten. Dem neuen Bandbus fehle etwas – diese Vorrichtung, auf der man seinen Arm ablegen könne. „Armlehne“, sagt Schlagzeuger Braun.
„Ich bin seit eineinhalb Jahren dabei, aber ich lerne jeden Tag noch“, sagt Vergoossen und lacht zu mir hinüber. Ich darf die Band einen Tag lang begleiten. Mein Platz im Bandbus ist der in der letzten Reihe, zwischen Keyboarder Schläger und Schlagzeuger Braun.
Um 16 Uhr ist Abfahrt an diesem Samstag, der die Höhner ins Oberbergische Lindlar, ins Feierabendhaus nach Hürth sowie in die großen Kölner Säle führen wird.
„Das war schon absolutes Gold für eine Herrensitzung“
Zunächst geht es nach Lindlar auf eine Herrensitzung. Eigentlich spielen die Höhner nicht oft auf Herrensitzungen, vielleicht auf vieren oder fünfen pro Session, sagen sie. Die Stimmung sei nicht immer so gut wie zum Beispiel auf Damensitzungen. Besonders wenn man spät spiele, sei es manchmal schwierig, das Publikum mitzuziehen.
In Lindlar ist das allerdings ganz anders: „Das war schon absolutes Gold für eine Herrensitzung“, sagt Henning Krautmacher im Anschluss.
Die Oberberger tanzen und singen sofort zu den neuen Hits, aber auch zu „Hey Kölle, do bes e Jeföhl“, „Wir halten die Welt an“ oder „Alles, was ich will“. Bei der Effzeh-Hymne kocht das Zelt.
Zurück im Bus kehrt schnell Ruhe ein. Einige Höhner regeln Dinge per Smartphone, andere essen etwas und Micki Schläger schaut auf dem Tablet Bundesliga.
Heiko Braun hat derweil etwas Mühe mit den Oberbergischen Straßen. Er versucht, sich Ingwertee aus seiner Thermoskanne einzugießen. Gar nicht so leicht, wenn der Bus ständig ruckelt.
Selfies mit Krautmacher sind besonders beliebt
Nächster Stop ist das Feierabendhaus in Hürth-Knapsack. Die Höhner spielen auf der Sitzung der Großen Knapsacker Karnevalsgesellschaft.
Kaum aus dem Bus – das ist bei jedem Auftritt so – wollen die ersten Fans ein Selfie. Besonders scharf sind sie auf Bilder mit Sänger Henning Krautmacher. Der stellt sich wie seine Bandkollegen auch geduldig und freundlich für jedes Foto bereit. „Wir arbeiten dafür, dass wir bekannt werden und können uns doch dann nicht weigern, da mitzumachen“, sagt Krautmacher.
In Hürth gibt es keinen richtigen Backstagebereich, ein abgetrennter Bereich ist für die Künstler reserviert. „So ist man den Leuten natürlich total nah“, sagt Jens Streifling. Aber auch ihn stört das nicht.
Hannes Schöner begrüßt währenddessen einen langjährigen Literaten der Hürther Karnevalsgesellschaft und Zeit für ein Kollegengespräch mit den Newcomern von Planschemalöör bleibt auch.
Viva Colonia und Konfettikanonen
Weiter geht es in die Lachende Kölnarena. 15 Ausgaben der Show gibt es in diesem Jahr, die Höhner sind bei jeder dabei. Für Viva Colonia – natürlich darf die Zugabe bei keinem Auftritt fehlen – haben die Veranstalter Konfettikanonen organisiert, die genau dann losgehen, wenn Hennig Krautmacher sagt: „... und dä Augenbleck ist jenauuuuu jetz’.“
Ein toller Anblick bietet sich, als die kleinen, bunten Schnipsel unter dem Videowürfel über Zuschauer und Band hinunterrieseln.
Auch den Auftritt im Maritim absolviert die Band routiniert. In diesem Jahr gibt es etwas ganz Neues im Höhner-Set: Anna Havanna, ein Lied, dessen Inspiration sie aus einer Kubareise gezogen haben, singt erstmals Micki Schläger in der ersten Reihe. Ein Vorgriff darauf, wie die Höhner mal ohne den bekannten Frontmann Krautmacher klingen könnten.
Satory-Säle unbeliebt
Ob sie einen Lieblingssaal haben, frage ich diverse Bandmitglieder. So richtig können sie sich auf keinen einigen. Womit sie sich aber ganz sicher sind, ist der unbeliebteste Saal für die Techniker: die Sartory-Säle an der Friesenstraße.
Dort müssen die vier Crew-Mitglieder, die immer für den reibungslosen Ablauf sorgen und dafür nur wenige Minuten brauchen, das komplette Equipment eine schmale Treppe hochtragen. Aber auch das Parken in der Straße ist nicht einfach, vorher wie nachher.
Fahrer Rolf schlängelt sich behutsam durch zwei Busse durch. Das beeindruckt auch die Musiker im Bus, das sah richtig eng aus.
Der Saal steht
Nach Mitternacht spielen die Höhner dann noch in dem Saal, in dem sie laut Krautmacher wohl 30-mal pro Session auftreten. 57 Stufen sind es, die zum großen Saal im Gürzenich führen. Leider hat die Band dieses Mal 50 Minuten Wartezeit. „Das warten auf den Auftritt macht eher müde als das Spielen selbst“, sagt Micki Schläger.
Als dann die Saaltür aufgeht, die Kölner Legenden angesagt werden und Krautmacher seine Kollegen einschwört, ist von Müdigkeit jedoch nichts mehr zu spüren. Der Saal steht, sie haben es mal wieder geschafft.