Über 100 verschiedene Süßigkeiten hat Hitschies im Produktsortiment, vertrieben werden sie weltweit in mehr als 30 Ländern.
FirmengeschichteWie Hitschler zu Hitschies wurde und von Köln nach Hürth zog
Mit Brause gefüllte Ufos, saure Drachenzungen, Krakenarme, Weingummi-Schnüre und die heute namensgebenden „Hitschies“ – ein süßes Naschprodukt des Unternehmens mit Sitz in Hürth-Kalscheuren bei Köln hat wohl jeder schon einmal probiert.
Wie das seit 1929 in vierter Generation geführte Familienunternehmen zu rund 58 Millionen Euro Jahresumsatz (2021), 145.000 Tiktok-Followern und seinem neuen Namen kam: Eine kleine Übersicht über die Geschichte von Hitschies und die wichtigsten Fakten über das ursprünglich aus Köln stammende Unternehmen.
Oder um es mit den Worten von der Webseite des Unternehmens zu sagen: „Packung auf und herzlich Willkommen in der hitschies Welt.“
„Hitschies“: Darum hat Hitschler die Dachmarke umbenannt
Über 100 verschiedene Süßigkeiten hat Hitschies im Produktsortiment, vertrieben werden sie weltweit in mehr als 30 Ländern. Produziert wird seit den 1950er-Jahren in Michelstadt im Odenwald, dort beschäftigt Hitschler knapp 100 Mitarbeitende. Zuvor wurden die Süßigkeiten nur vertrieben, nicht aber selbst produziert. Am Standort Hürth sind es rund 50 weitere Mitarbeitende.
Doch nicht immer hieß die Dachmarke „Hitschies“. Vorzeitig war es nach dem Familiennamen von Ferdinand Hitschler, dem Vater von Walter Hitschler, benannt. Im April 2021 kommt es zum Marken-Relaunch: Fortan werden Hitschler-Produkte mitsamt dem Slogan „Nasch dein Ding“ unter „Hitschies“ weiterbetrieben.
Damit wollte man den Markennamen international besser vermarkten können, was mit Hitschler herausfordernder sei. Außerdem sei „Hitschies“ allein von der Tonlage her weitaus besser geeignet für jüngere Zielgruppen, befand Geschäftsführer Philip Hitschler-Becker in Gesprächen mit verschiedenen Medien.
Deutschlands heute viertgrößter Handelsvertreter für Lakritz und Kautabak ist klassisch als Kiosk-Geschäft in Köln-Klettenberg gegründet worden. Heute macht das Familienunternehmen den größten Teil des Umsatzes mit Kaubonbons, Fruchtgummi und „brizzl Ufos“ mit saurer Füllung.
Einstiges Elternhaus diente bis 2014 als Firmensitz
Allen Anfang machte Ferdinand Hitschler Ende der 1920er, ein genaues Datum ist nicht definiert. Ferdinand handelte mit Tabak und Lakritzbonbons, bis er Mitte der 1930er Jahre das Kölner Handelsunternehmen „Hitschler's Cachou“ (Cachous sind kleine, aus Frankreich stammende Lakritzbonbons) gründete.
Das einstige Elternhaus von Walter Hitschler, dem Sohn von Ferdinand, in der Ölbergstraße in Köln, war bis zum Umzug in die Aachener Straße in 2014 der Firmensitz von Hitschler. Dort sollen viele Bonbons noch im Keller gekocht worden sein.
Mit Anfang 20 steigt Walter Hitschler ins väterliche Unternehmen ein. Ab 1946 wird es unter dem Namen „Ferdinand Hitschler & Sohn“ geführt und hat ab dem Zeitpunkt auch Kaugummi im Sortiment.
Nach dem Tod seines Vaters firmiert Walter Hitschler das Unternehmen in „hitschler International“ um. Wie der Name suggeriert, vertreibt Hitschler seine Produkte nun auch im Ausland. Mitte der 1950er Jahre erwirbt Hitschler die „1. Deutsche Kaugummi Fabrik“ und produziert die Süßigkeiten selbst.
„Softi“, „brizzl UFOs“ und „Jetties“: Diese Süßigkeiten erfand Hitschler
Bis heute gehören sie zum festen Sortiment: Die Fruchtgummischnüre, die zu Beginn der 70er Jahre auf den Markt kamen. Nur zwei Jahre später folgte ein weiterer Klassiker heutiger Tage: die Softi Kaubonbonstreifen. Besonders im Rheinland durch den Karneval sind die Streifen bekannt wie beliebt.
In den 1980ern folgen dann die heute namensgebenden „Hitschies“; weiche, fruchtige Kaubonbondragees in Stäbchenform. Ursprünglich hörten diese aber auf den Namen „Fruchtige Häppchen“. Noch im selben Jahrzehnt folgen die „Brause Flummis“, die heute „brizzl UFOs“ heißen. Dabei handelt es sich um bunte Oblaten mit Brausefüllung. „Jetties“, ein zuckerfreier Kaugummi, kam in den 90ern dazu.
Philip Hitschler-Becker macht „Hitschies“ aus „Hitschler“
Seit frühester Kindheit mit der Marke und den Produkten aufgewachsen, tritt Philip Hitschler-Becker im November 2017 in die Fußstapfen seines Großvaters Walter Hitschler und übernimmt das Geschäft in vierter Generation.
Wie Hitschler-Becker in einem Podcast-Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ im August 2021 äußerte, sei das Unternehmen in einer schwierigen Lage gewesen, als er es übernommen hat. Sein Großvater prägte das Unternehmen bis zu seinem im Jahre 2010. Bevor Hitschler-Becker übernahm, leitete ein familienfremder Geschäftsführer die Geschäfte. Dabei sei der Spirit des Familienunternehmens verloren gegangen.
Philip Hitschler-Becker arbeitet seitdem daran, die Firma zu modernisieren. Sein Motto: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ So ist der gebürtige Kölner stets selbst präsent auf Instagram, TikTok oder YouTube. Mit der Kölner Social-Media-Größe Carmushka brachte er eine eigene Hitschies-Reihe auf den Markt.
Hitschler zieht von Köln nach Hürth
Früher wurden hier TV-Sendungen produziert, heute ist es das Büro des Kölner Süßigkeitenherstellers: Das Studio 3 der ehemaligen MMC-Studios an der Hasenkaule in Hürth-Kalscheuren wurde in 2020 zur neuen Heimat von Hitschies, damals noch Hitschler.
Auf 1700 Quadratmeter Fläche zog die Firma, ausgemusterte Geräte wie ein Dragierkessel und ein Farbmischer erinnern an die Produktionsgeschichte. Selbstredend gibt es in der Firmenzentrale auch eine Candybar, an der sich Mitarbeitende Brause-Ufos, Fruchtgummi und Co. in Tütchen packen können – wie am Kiosk.
Seit vier Jahren ist das Unternehmen auch in Südkorea präsent. Dort erzielten einige Videos, in denen den Zuschauenden laut kauend Hitschies vorgegessen werden, hohe Millionenaufrufe.
Im April 2021 relauncht Hitschler-Becker den Markennamen: Fortan wird das Unternehmen mitsamt dem Slogan „Nasch dein Ding“ unter „Hitschies“ weiterbetrieben. Bis Ende 2023 soll die Gesamtproduktpalette vegetarisch oder vegan sein.