Rhein-Erft-Kreis – 14 Tage Quarantäne – das gilt derzeit auch für geimpfte Menschen, wenn sie als Kontaktpersonen von mit der Omikron-Variante Infizierten gelten. Noch bevor die Bund-Länder-Runde über das weitere Vorgehen in Sachen Pandemie-Bekämpfung entscheidet, ist die Sorge groß, dass durch die hohe Ansteckungsgefahr von Omikron und die Quarantäne-Regeln die kritische Infrastruktur an personelle Grenzen kommt.
Feuerwehr
Bei der Feuerwehr sei schon vor Weihnachten ein Stufenplan ausgearbeitet worden, wie man auf kurzfristige Personalausfälle reagieren könne, berichtet Kreisbrandmeister Peter Fenkl. Dabei unterschieden werden zwischen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften im Rettungsdienst, der vom Kreis koordiniert wird, und beim Brandschutz.
Der Stufenplan sehe heruntergebrochen vor, dass der Rettungsdienst priorisiert werde, sagt Fenkl. Fallen dort also hauptamtliche Kräfte aus, sollen Hauptamtler aus dem Brandschutz nachrücken, sofern sie ausreichend geschult sind. Engpässe im hauptamtlichen Brandschutz könnten wiederum durch ehrenamtliche Feuerwehrleute aufgefangen werden. Und sollte es auf der untersten Ebene einmal knapp werden, werde die Alarmierung erhöht, also mehr Kräfte angefordert, auch städteübergreifend.
„Bisher hatten wir aber noch keinen solchen Fall“, sagt Fenkl. Natürlich gebe es eine gewisse Sorge, aber die Impfquote inklusive Auffrischung sei bei den Einsatzkräften sehr hoch. Jeden Tag wird die personelle Lage erfasst. Um die Kontakte zu reduzieren hat die Feuerwehr, ähnlich wie bei den vorherigen Corona-Wellen, für den Januar Übungsdienste für die freiwillige Feuerwehr ausgesetzt.
Jürgen Kerpen ist beim Rhein-Erft-Kreis für den Rettungsdienst zuständig. Er berichtet, dass die Kräfte sich derzeit häufiger als vorgeschrieben testen würden. Es sei auch möglich, Auszubildende bei entsprechender Qualifikation vermehrt als Fahrer einzusetzen oder für den Krankentransport private Unternehmen einzubeziehen.
Polizei
Um sich auf mögliche Personalengpässe vorzubereiten, hat die Polizei das Schichtsystem des Wachdienstes angepasst. Dadurch seien Einsatzkräfte freigeworden, die andere Dienstgruppen verstärkten, „sodass bei der Dienstplanung deutlich flexibler auf Krankmeldungen oder Abwesenheit durch Quarantäne reagiert werden kann“. Im Bedarfsfall könne auch Personal aus anderen Direktionen unterstützen. So sei man sogar für den Fall vorbereitet, dass eine gesamte Dienstgruppe ausfalle.
Mehr als 93 Prozent der Polizistinnen und Polizisten im Kreis seien zweifach geimpft, heißt es von der Polizei-Pressestelle. Der Großteil ist auch geboostert. Besonders gefährdet seien Einheiten mit vielen Außenkontakten. Das sei nichts Neues und gelte auch für andere übertragbare Krankheiten.
Bisher sei die Einsatzfähigkeit nicht gefährdet gewesen, berichtet die Behörde, auch wenn es unter den Einsatzkräften Infektionen gegeben habe. „Alle Betroffenen sind bereits genesen oder befinden sich auf dem Weg der Besserung.“
Krankenhäuser
Im Brühler Marienhospital wurde ein abgestuftes Konzept erarbeitet, um auf größeren Personalausfall reagieren zu können: Die erste Stufe sieht vor, Mehrarbeit über den Mitarbeiterpool im Haus abzufangen, danach soll versucht werden, Personal über Zeitarbeitsfirmen zu gewinnen. „Zudem werden dann alle Untersuchungen und Eingriffe, die nicht zeitkritisch sind, um einige Tage verschoben“, sagt Sprecherin Britta Ellerkamp. In einer dritten und letzten Stufe werde das Personal auf die Bereiche, die für die Notfallversorgung relevant seien, konzentriert. „Bislang konnten wir Krisen gut managen. Die Erfahrungen aus der zweiten und dritten Welle, als noch nicht alle Mitarbeitenden durchgeimpft waren, waren hilfreich für weitere Schritte und Planungen in einer pandemischen Zeit“, sagt Ellerkamp.
Im Bergheimer Maria-Hilf-Krankenhaus sieht man sich durch das konsequente Tragen von FFP2-Masken und veränderte Arbeitsabläufe wie digital abgehaltene Konferenzen gut gerüstet. Einen konkreten Plan für einen umfangreichen Personalausfall gibt es laut Sprecherin Ronja Läufer nicht. Notfalls sei man aber in der Lage, Arbeiten umzuschichten und nicht zwingend notwendige Operationen zu verschieben.
Im Frechener St.-Katharinen-Hospital wurden Pläne zur Bündelung des Personals entworfen, um den Betrieb essenzieller Bereiche sicherzustellen, sollte sich die „bereits sehr angespannte Personalsituation“ durch Erkrankung, Infektion oder Quarantäne weiter verschärfen. „Je nach Ausmaß kann es dazu führen, dass es im Routinebetrieb zu Einschränkungen kommen muss“, sagt der Ärztliche Leiter Dr. Jörg Zeeh. Zudem werde die bereits hohe Impfquote unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stetig erhöht.
Stromversorger
Das Unternehmen Amprion, das über die Schaltzentrale in Pulheim-Brauweiler die Stromnetze von Nordfrankreich bis Tschechien sowie von Dänemark bis Norditalien überwacht, lässt sich nicht gern in die Karten schauen. „Zu Einzelheiten unserer Maßnahmen in den für den sicheren Netzbetrieb relevanten Bereichen im Unternehmen können wir uns nicht äußern und bitten hier um Verständnis“, sagt Solveig Wright von der Pressestelle. Sie verweist aber unter anderem auf eine sehr hohe Impfquote unter den Mitarbeitern von „deutlich über 90 Prozent“, die auch nach mehreren Impfaktionen im Unternehmen erreicht worden sei. „Wir sind weiterhin auf eine Verschärfung der Situation vorbereitet.“
Auf eigene Impfaktionen, eine „außergewöhnlich hohe Impfquote“ und ein sehr hohes Maß an Verantwortungsgefühl unter den Mitarbeitenden verweist auch Guido Steffen, der für den Kraftwerks- und Tagebaubetreiber RWE Power spricht. „Wir bewerten die Lage situativ und bereiten uns auf zusätzliche Maßnahmen vor, um etwa Kontakte weiter zu reduzieren“, berichtet Steffen. „Alle Kontaktpersonen – auch Geimpfte und Genesene – werden von uns in Quarantäne geschickt.“ Geimpfte könnten drei Tage nach Vorlage eines negativen Tests wieder zur Arbeit kommen.
Das Energieunternehmen setzt auf Kontaktreduzierung: Dienstreisen erfolgen nur, wenn sie unbedingt nötig sind, und bei internen Veranstaltungen, die ohnehin auf ein Mindestmaß reduziert seien, gelte die 2G-plus-Regel – es könnten also nur Geimpfte und Genesene mit zusätzlichem negativen Test teilnehmen.
Wasserversorgung
Die Hürther Stadtwerke haben die Belegschaft des Wasserwerks in Efferen, der Kläranlage in Stotzheim und der Kanalkolonne jeweils in zwei Gruppen eingeteilt, die sich am Arbeitsplatz nicht begegnen sollen. So solle sichergestellt werden, dass es durch mögliche Quarantänefälle nicht zu größeren Personalausfällen komme und die Wasserversorgung gesichert bleibe, sagt Kai Wapenhans, Leiter der Abteilung für Wasser und Abwasser.
Auf der Leitwarte des Wasserwerks tun normalerweise jeweils zwei Beschäftigte im Zweischichtbetrieb Dienst. „In der Nacht fahren wir jetzt aber auch schon mal Schichten ohne Personal“, berichtet Wapenhans. „Vieles läuft automatisch. Die Leute müssen nicht ständig eingreifen.“ Falls es zu Störungen komme, liefen die Meldungen auf dem Mobiltelefon eines Mitarbeiters in Bereitschaft auf. Das gelte auch für die Kläranlage, die ohnehin nicht rund um die Uhr mit Personal besetzt sei.
Trotz Tests, Impfungen, Hygieneregeln und Homeoffice, wo es geht, schwinge die Sorge, dass Omikron zu Personalausfällen führen könne, immer mit, sagt Wapenhans. Der Abteilungsleiter sieht die Stadtwerke aber „organisatorisch gut aufgestellt. Uns kann im Notfall Personal aus anderen Abteilungen zuarbeiten. Die Stadtwerke haben ja über 300 Mitarbeiter“.