Nach Angaben der Feuerwehr Kerpen wurden drei Menschen verletzt, einer davon schwer. Die Strecke bleibt mehrere Tage gesperrt.
Strecke Köln-Aachen mehrere Tage gesperrtGüterzug prallte bei Kerpen auf Bauzug – Bergung beginnt Samstag
Der Zugunfall bei Kerpen am Freitagmorgen wirft eine Reihe von Fragen auf. Um 1.20 Uhr prallt ein Güterzug, der in Richtung Aachen unterwegs ist, zwischen Kerpen-Dorsfeld und Kerpen-Manheim-Alt gegen einen Bauzug. Der Lokführer des Güterzugs wird bei dem Unfall schwer verletzt. Einsatzkräfte wundern sich, dass der Mann bei einem so deformierten Triebwagen, der durch den Aufprall aus den Gleisen gesprungen war und auf der Seite liegt, überhaupt noch lebend aus dem Wrack kommt. Der Mann wird später in die Uniklinik nach Köln gebracht.
Zwei Arbeiter, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls auf dem Bauzug befinden, kommen mit leichten Verletzungen davon, werden ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Der Bauzug hat Schottersteine geladen, die offenbar schon teilweise im Gleisbett liegen, als es zum Zusammenstoß kommt. Güterzüge sollen an dieser Stelle meistens zwischen 80 und 90 Stundenkilometer schnell sein.
Gefahrgut in der Fracht
Die Feuerwehr versucht die Frachtpapiere den jeweiligen zum Teil querstehenden und neben den Gleisen liegenden Wagen zuzuordnen. Neben ungefährlichen Paketen steht auch Gefahrgut, darunter verschiedene Chemikalien und eine größere Menge Lithium-Ionen-Batterien, auf der Liste der Frachtpapiere.
Die Einsatzkräfte lassen in der Nacht eine Drohne steigen, um mit Hilfe einer Wärmebildkamera Temperaturveränderungen in den verunglückten Wagen festzustellen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Gefahrgut durch den Zusammenstoß beschädigt wurde und austritt. Doch in den Morgenstunden sind der komplette Zug abgeflogen sowie mehrere Luftmessungen durchgeführt und die Waggons kontrolliert – die Feuerwehr gibt Entwarnung.
Das eigentliche Ausmaß des Zugunfalls wird am Morgen sichtbar, als es langsam hell wird über der Kolpingstadt. Zehn Waggons sind beschädigt, fünf davon sind aus den Schienen gesprungen, stehen teilweise schräg neben der Spur.
Einige der tonnenschweren Wagen sind ineinander verkeilt. Fünf Betonmasten sind zerstört, Oberleitungen hängen herunter, mehrere Betonschwellen im Gleisbett sind beschädigt.
„Das Eisenbahnbundesamt hat die Hoheit über die Unfallstelle und ist für die Ermittlung der Unfallursache zuständig. Erst wenn die Unfallstelle freigegeben ist, können wir mit der Bergung der Wagen beginnen. Fest steht aber bereits, dass es mehrere Tage dauern wird, bis die Unfallstelle repariert ist und die Strecke wieder freigegeben werden kann“, erklärt am Freitag ein Bahnsprecher der Deutschen Bahn.
Fraglich ist, warum der Güterzug auf den Bauzug prallt. Stand der Bauzug oder fuhr er auf dem Gleis? Normalerweise sind die Strecken bei Arbeiten gesperrt, Warnsignale weisen zudem darauf hin.
Bürgermeister Spürck verschafft sich ein Bild von der Lage nach dem Zugunglück
Im Einsatz sind mehrere Einheiten sowie Sondereinheiten der Feuerwehren, eine Messeinheit, Drohnen- und Logistikeinheiten. „Diese stimmen sich derzeit mit dem Fachberater Chemie der Feuerwehr Kerpen ab“, so die Feuerwehr.
Bürgermeister Dieter Spürck war ebenfalls vor Ort und hat sich gemeinsam mit dem Leiter der Feuerwehr, Andre Haupts, ein Bild von der Lage gemacht.
Deutsche Bahn: Schienenersatzverkehr nach Zugunglück in Kerpen
Die Deutsche Bahn hat derweil einen Schienenersatzverkehr mit drei Bussen eingerichtet. Ab 9 Uhr sollen zwei weitere Busse verkehren. Feste Fahrzeiten gibt es für sie den Angaben zufolge nicht.
Folgende Linien sind demnach nach Angaben der Bahn im Nahverkehr betroffen:
RE 1 (RRX): Die Züge aus Düsseldorf Hbf enden und beginnen in Horrem.
S 12 / S 19: S-Bahnen Troisdorf enden und beginnen überwiegend in Horrem. Vereinzelt enden und beginnen die Züge in Sindorf. Einzelheiten stehen in der Online-Auskunft der Bahn.
RE 9: Züge aus Aachen Hbf enden und beginnen in Düren, aus Troisdorf enden und beginnen die Züge in Horrem.
Auch Fernverkehr beeinträchtigt – diese ICE-Züge sind betroffen
Auch im Fernverkehr komme es nach dem Zugunglück bei Kerpen zu Beeinträchtigungen, teilte die Deutsche Bahn weiter mit. Betroffen waren ICE-Züge zwischen Frankfurt am Main und Bruxelles und ICE-Züge zwischen Aachen und Berlin. Beide Zugverbindungen entfallen demnach zwischen Aachen und Köln.
Erst vor wenigen Wochen ist es zu einem Unfall auf der Bahnstrecke bei Kerpen gekommen. Ein Silo-Lkw war am Bahnhof Kerpen-Horrem auf die Gleise gestürzt. Die Strecke musste damals 24 Stunden lang gesperrt werden.