Kein Online-Unterricht, kaum Kontakt zur LehrerinKerpener Eltern schreiben Brandbrief
Rhein-Erft-Kreis/Kerpen – Silke und Wilfried Winkel sind mit ihrer Geduld am Ende. Sie haben ihre eigenen Erfahrungen mit „Homeschooling“ gemacht: Ihr Sohn Leonard besuche eine vierte Klasse einer Grundschule in Kerpen, schreiben sie in einem Brandbrief. „Wie alle anderen Schüler in NRW wird er derzeit durch uns Eltern im Homeschooling unterrichtet.“
Allerdings finde an der Schule des Sohnes keinerlei Online-Unterricht in Form von Videokonferenzen oder ähnlichem statt. „Wir hören immer wieder im Verwandten- oder Freundeskreis, dass schon im ersten Schuljahr, Videokonferenzen stattfinden, teilweise einmal wöchentlich, teilweise jeden Morgen.“ Leonhard werde aber nur einmal pro Woche von der Klassenlehrerin angerufen. Es gebe Wochenpläne, aber ansonsten keinerlei Kontakt.
Kerpener Eltern: „Sehen ein immer trauriger werdendes Kind“
„Unser Sohn ist ein guter Schüler, das Lernen zu Hause funktioniert“ schreiben die Eltern. „Aber der Austausch mit Lehrern und Mitschülern fehlt ihm außerordentlich. Wir sehen ein immer trauriger werdendes Kind.“ Wie sie mittlerweile von der Klassenlehrerin erfahren hätten, sei Online-Unterricht geplant. Dies würden die Lehrkräfte aber privat organisieren und ihre privaten Endgeräte zur Verfügung stellen, da an der Schule keine Hardware zur Verfügung stehe. Und: „Eine WLAN-Anbindung in den Klassenräumen existiert ebenfalls nicht.“
Man erwarte nun eine Abstellung der Mängel, schreiben die Eltern etwa auch an die Stadt, die für die Ausstattung verantwortlich ist. Dabei verweisen sie auch auf den „Digitalpakt Schule“, in den die Bundesregierung sechs Milliarden Euro steckt. Konkret heiße dies: „Ein adäquater Internetanschluss, eine Bereitstellung von Notebooks oder Tablets für die Lehrerinnen und Lehrer, Lizenzen für Videokonferenzsysteme, die Ausstattung der Klassenräume mit WLAN sowie von der Stadt beauftragtes fachkundiges IT-Personal zur Unterstützung der Schulen.“ Selbstverständlich sei, dass alle Schulen so ausgestattet werden sollten und „nicht nur die Grundschule unseres Sohnes“.
Kerpener Grundschule äußert sich nicht zur Kritik
Von der Schulleitung war keine Stellungnahme zu bekommen. Das dürfe man nicht, hieß es. Stattdessen wird auf das Kreisschulamt verwiesen.
Auch die Stadt reagiert. Leider sei es nun mal so, dass vieles nicht schnell genug passiere. Doch die Digitalisierung der Schulen werde vorangetrieben, betont Pressesprecher Erhard Nimtz und verweist auf die Sitzung des Hauptausschusses im Januar: Wie es dort hieß, plant die Stadt 2,3 Millionen Euro in die Digitalisierung zu investieren.
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Umgesetzt ist noch nichts: Die Fördermittel sind beantragt, müssen teilweise aber noch bewilligt werden, Ausschreibungen sind vorzubereiten, Aufträge zu vergeben. Und auch Lieferzeiten gebe es zu beachten. Immerhin: Laut einem Zeitplan der Stadtverwaltung sollen die Maßnahmen in diesem Jahr nach und nach umgesetzt werden.