Der Fotograf Hubert Perschke hat sich den optischen Folgen des Braunkohleabbaus im Rheinischen Revier gewidmet.
„Unser Wasser“Kerpener dokumentiert die Sümpfung auf Schwarz-Weiß-Fotos
„Alles auf Pump“ hat der Fotograf Hubert Perschke eine seiner Dokumentationen über den Braunkohlenabbau im Rheinischen Revier genannt. Mit einer Großformatkamera hatte er bereits 2019 Orte im Vorfeld der Tagebaue Hambach, Inden und Garzweiler aufgesucht, in denen die überirdischen Spuren der Sümpfung des Bergbaubetreibers RWE-Power zu sehen sind.
Wie ein Reptil windet sich da eine Rohrkonstruktionen in einem seiner Schwarz-Weiß-Bilder durch eine scheinbar unberührte Landschaft. Auf einer idyllisch anmutenden Wiese taucht unvermittelt ein Rohr, einem Periskop eines Unterseeboots nicht unähnlich, aus dem Erdboden auf. Ein Gespinst von Maschendraht vor einem Gewirr von matten Oberflächen aus Flanschen, Krägen, Überwürfen, Schrauben und Muttern einer technischen Konstruktion zeigt er in einem anderen seiner Schwarz-Weiß-Fotos.
Es sind stille Landschaftsbilder als Gegenentwurf zum schnellen Reportagebild. Bilder, die in ihrem Detailreichtum zur Betrachtung einladen.
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Trafos am Tagebau Hambach und der Kühlturm des Kraftwerks Niederaußem
Bei Manheim am Tagebau Hambach hat Perschke ein Trafohäuschen fotografiert, Stromlieferanten für Rohrsysteme in der Tiefe, die den Grundwasserspiegel in der Region auf ein Maß absenken, dass Wasser nicht in die Braunkohlegruben fließt. Im Vordergrund ist ein vergessener Plastikklappstuhl zu sehen. In der Ferne zeigt der Fotograf unter einem dunklen Wolkenhimmel die Emissionen der Kühltürme aus dem Kraftwerk Niederaußem.
„Die sichtbaren Zeichen der Entnahme des Grundwassers an der Oberfläche wie Pumpen, Lüftungsrohre und Trafos prägen unser Landschaftsbild“, sagt Hubert Perschke. Und er wolle die Folgen der Wasserentnahme zeigen, die dem Ökosystem, aber auch Bauwerken an die Substanz gehe. Allein mit dem abgepumpten Wasser für den Tagebau Hambach könne man eine Stadt wie Düsseldorf kontinuierlich mit Trinkwasser versorgen, hat Perschke ausgerechnet.
Auch die Zitadelle Jülich hat Perschke verewigt
Das Schloss Haus Rath bei Arnoldsweiler zeigt er mit leerem Burggraben. Das Wasser des über Jahrhunderte intakten Grabens versickerte in einem der Sprünge, die sich durch die Verschiebung der Rur- und Erftscholle bei der Absenkung des Grundwassers auftaten.
Zwei Schulgebäude des Gymnasiums Zitadelle in Jülich, die einst eine durchgehende Fassade auf einer Höhe bildeten, zeigen sich heute um fast einen Meter gegeneinander verschoben. Genutzt werde das Gymnasium nach wie vor, sagt Perschke. Man habe den Übergang im Inneren so umgebaut, dass die Schule noch zu gebrauchen sei. Anders treffe das „Leben auf dem Sprung“ private Hausbesitzer, sie fürchteten um ihr Heim. Für viele sei es eine Frage der Zeit, wann die Statik dem stetig absackenden Grund nachgebe.
Auf Farbe verzichtete Perschke in seinen Aufnahmen, um den Blick auf Strukturen zu lenken, aber auch, um das „Scheußliche und Absonderliche“ der technischen Konstruktionen herauszuarbeiten, die sich findige Ingenieure hätten einfallen lassen. Seine ungleich handlichere digitale Spiegelreflexkamera ließ Perschke zu Hause, zugunsten der schweren Fachkamera, die er bisweilen ein gutes Stück Weges zu Fuß mitsamt Stativ auf der Schulter an Ort und Stelle brachte.
Die traditionelle Technik und das Arbeiten auf Schwarz-Weiß-Film ohne den kontrollierenden Blick auf ein Kameradisplay, sei neben Fragen der ästhetischen Darstellung eine der Herausforderungen gewesen, erläutert Hubert Perschke.
Den letzten Schliff, die nötige Grauwertigkeit, erhielten die Aufnahmen beim Entwickeln althergebrachten Fotopapiers in der Dunkelkammer. Um auch das letzte sichtbare Staubkorn auf den einmal getrockneten Fotos noch auszutüpfeln, hatte sich Perschke eigens die gebrauchte Glaspalette mit Retuschefarben und Pinseln eines Fotografen in Rente besorgt.
Die Ausstellung zeigte er im September 2019 in der Galeriewerkstatt am Hirtenturm in Blankenheim.