Warum Gesangsparodistin Waltraut Memmersheim im Kardinalsmantel sogar von einem geweihten Besucher Applaus bekam.
Dank auf der BühneWeihbischof amüsiert sich über Parodie beim Pfarrkarneval in Kerpen

„Ich wör su jän ens Weihbischof“: Auf der Pfarrsitzung stimmte Waltraut Memmersheim das Bläck-Fööss-Lied zu Ehren des echten Kölner Weihbischofs an.
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Eine passendere Nummer als das Bläck-Fööss-Lied „Ich wör su jän ens Weihbischof“ hätte sich Gesangsparodistin Waltraut Memmersheim für diesen Abend wohl kaum aussuchen können. Aber ein bisschen Mut gehörte schon dazu: Denn als die in einen schwarzen Kardinalsmantel gehüllte Manheimerin unter einem von vier Messdienern getragenen Baldachin inbrünstig den mit reichlich Ironie gewürzten Hymnus über den katholischen Klerus zum Besten gab, hörte unten im Publikum ein ganz besonderer Ehrengast schmunzelnd zu.
Kein Geringerer als der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser hatte sich bei der Kerpen/Mödrather Pfarrsitzung von St. Martinus und St. Quirinus in der Jahnhalle gut gelaunt unters närrische Volk gemischt. „Der Herr Weihbischof hatte einen dienstlichen Termin bei uns in Kerpen. Als er hörte, dass am Abend Pfarrsitzung ist, hat er kurzfristig beschlossen, sich zu uns zu gesellen“, berichtete Pfarrer Ludger Möers voller Stolz.
Kerpen: Der Weihbischof mischte sich als Hippie unters närrische Volk
Allerdings war der geistliche Würdenträger auf den ersten Blick nicht als solcher zu erkennen. Steinhäusers närrisches Gewand, eine Kombination aus knallbuntem Hippie-Outfit und traditioneller Schützenuniform, gehörte zu den schrillsten Kostümen im Saal. Und Humor hat der Mann offensichtlich auch: Nach Waltraut Memmersheims Auftritt eilte der Weihbischof spontan auf die Bühne, um sich persönlich für die gelungene Parodie seiner selbst zu bedanken.
Aber auch die rund 300 weiteren Gäste hatte ihre helle Freude an der stimmungsvollen Sitzung. Präsident Toni Ravenstein führte durch ein fünfstündiges Programm, das nach bewährtem Brauch als feuriger Cocktail mit Zutaten aus pfarreigener Produktion und Beigaben von karnevalistischen Lokalgrößen gemischt war. So rückten das Kerpener Stadtdreigestirn und das Manheimer Handwerkerdreigestirn mit großen Aufgeboten an. Auch die „Herrlich jeck“-Tanzgruppe der KG Gemütlichkeit war mit von der fröhlichen Partie.
Doch auch die Pfarrgruppen trumpften groß auf, etwa die Kita-Pänz des Familienzentrums St. Vinzenz mit zwei quirligen Tänzen, die Messdienerinnen und Messdiener mit dem Sketch „Karneval in der Sesamstraße“, die „Kerpener Mädcher“ mit einer spaßigen Heimatkunde-Lektion und die katholische Jugend mit einem Musikquiz. Pfarrer Möers ging einmal mehr mit seinem unverwechselbarem staubtrockenem Humor als „Jung von der Parkbank“, Rosi Niederhoff als „Et Marieche“ in die Bütt.
Als immer wieder gern gesehene Stammkräfte der Pfarrsitzung luden die „Vier Tenörchen“ mit einem jecken kölschen Medley zum Mitsingen ein, während das Stiftsmänner-Ballett Tanz und Komik amüsant kombinierte.