Stundenpläne anzufertigen ist an den Schulen in Kerpen wie überall eine große Kunst, bei der der Computer helfen kann – jedoch nicht immer.
Nach den SommerferienWie sich Schulen in Kerpen auf das neue Schuljahr vorbereiten
Schon seit Jahren hat sich die künstliche Intelligenz (KI) fast unbemerkt in die Schulen eingeschlichen. Christiane von Freeden, ehemalige stellvertretende Schulleiterin am Europagymnasium Kerpen: „Während früher die Stundenpläne mit Bleistift, meterlangen Papierbahnen oder Stecktafeln fabriziert wurden, nutzt man heute Stundenplanprogramme.“
Wer aber glaubt, das Programm spucke in ein paar Minuten die fertigen Pläne für die Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte einer Schule aus, der irrt. Es muss zunächst aufwendig gefüttert werden. Die Unterrichtsverteilung, also die Zuordnung des Lehrpersonals zu den Klassen, muss festgelegt werden, basierend auf der Stundenzahl der einzelnen Pädagogen.
KI kann helfen, aber allein reicht sie nicht aus
Dazu kommt: Wie viele Stunden Deutsch, Mathe, Kunst, Sport und so weiter sind in der Jahrgangsstufe vorgesehen? An Schulen mit Oberstufe muss ein sogenanntes Oberstufenraster erstellt werden: In welchen Fächern werden Grund- und Leistungskurse angeboten, wie viele Schülerinnen und Schüler haben sie gewählt, haben sie damit ihre Unterrichtsverpflichtung erfüllt? Dann geht es an die Klassen-Kombinationen: Wahlpflichtbereich, Sprachen, Religion und andere: Hier mischen sich die Schüler aus verschiedenen Klassen, die Stunden müssen also parallel gelegt werden. Zum Schluss dann kommt der übrige Klassenunterricht.
Ist man damit fertig? Nein! Bis hierhin kann die KI ganz gut allein vor sich hin rechnen, aber dann greift der Mensch ein, und zwar mit Fähigkeiten, die KI nicht hat: Einfühlungsvermögen, Gerechtigkeitsdenken und Rücksichtnahme. Lehrer Meier zum Beispiel hat ein behindertes Kind und kann morgens nicht schon um 8 Uhr in der Schule sein. Lehrerin Müller ist eine anspruchsvolle Oberstufen-Mathelehrerin, sollte aber besser nicht in der Unterstufe eingesetzt werden. Und sind die Springstunden der Kolleginnen und Kollegen einigermaßen gleich verteilt? Das alles ist an einem großen Gymnasium eine Mammutaufgabe.
An Grundschule wird mit Stecktafel gearbeitet
Wie aber sieht es an einer Grundschule aus, mit deutlich weniger Schülerinnen und Schülern? Tanja Fischer, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Kerpen-Türnich, gibt bereitwillig Auskunft über die Tücken des Stundenplanerstellens. Auf den ersten Blick geht die Grundschulleiterin ähnlich vor. Die Unterrichtsverteilung ist auch hier der erste Schritt, bei dem auch Wünsche der Kolleginnen berücksichtigt werden. An einer großen Stecktafel werden die mit unterschiedlichen Farben gekennzeichneten Lehrerinnen den Klassen zugeteilt.
Dabei muss Fischer beachten, dass zum Beispiel Sport und Religion auch klassenübergreifend unterrichtet wird, dass Deutsch und Mathe an jedem Unterrichtstag liegen und die vorgeschriebene Stundenzahl für jede Jahrgangsstufe erfüllt werden muss. Mit dem Kinderschutzbund, der an der Grundschule die Offene Ganztagsbetreuung anbietet, müssen Absprachen getroffen werden. KI in der Schule: „Das würde hier nichts bringen“, meint Tanja Fischer. Bei dem kleinen Kollegium könne sie das mit der Hand schneller und gerechter einrichten.
Wie blicken die Schülerinnen und Schüler auf das kommende Schuljahr? Piet Strucken kommt in Klasse 7 des Europagymnasiums Kerpen. Er befürchtet mehr Stress mit zwölf Klassenarbeiten pro Halbjahr und der zweiten Fremdsprache Spanisch. Er wünscht sich mehr Sportplätze und eine bessere Kommunikation der Lehrerschaft untereinander, ist aber ansonsten zufrieden mit seiner Schule. Seine Schwester Smilla freut sich auf das Wiedersehen mit ihren Mitschülerinnen. Am liebsten mache sie Projekte, bei denen auch die Fragestellung selbst entwickelt werde. Und Smilla hofft, dass im Winter Corona nicht zurückkommt.
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