Klimacamp in ErkelenzEnde der Woche sollen umstrittende Protestaktionen starten
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Erkelenz – Im großen Zirkuszelt wird über den Sinn und Unsinn von Schlichtungsverfahren bei Großprojekten diskutiert. Ein paar Zelte weiter stellen junge Leute beim „Workshop Zimmerei“ einen Turm für eine Solaranlage her. Und vor dem Küchenzelt sind andere Besucher des Klimacamps mit dem Abwasch beschäftigt.
Bevor Ende der Woche wieder eine Reihe von umstrittenen Protestaktionen starten könnten, geht es im Klimacamp bei Erkelenz erstmal gesittet zu: Bis Mittwoch läuft dort noch die „Degrowth-Sommerschule“ mit Dutzenden Workshops. Die Sommerschule wird von dem Konzeptwerk Neue Ökonomie aus Leipzig, einem Zusammenschluss junger Wissenschaftler, organisiert.
„Es geht darum, wie eine Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren kann“, erläutert Ruth Krohn, Pressesprecherin der Sommerschule.
Die 28-Jährige studiert Sozialpolitik. Das „kapitalistische Wachstum“ müsse eingeschränkt werden, weil es den Ressourcenverbrauch und damit den Klimawandel antreibe. Auch verschärfe es die soziale Ungleichheit.
„Dabei suchen wir auch den Schulterschluss mit den Gewerkschaften“, sagt sie. So gebe es Verbindungen zu Verdi. Aber auch Mitglieder der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) und RWE-Mitarbeiter seien „herzlich“ eingeladen, sich im Camp einmal umzuschauen. Für Mittwoch soll schon eine „kleine“ Delegation der IG BCE ihr Kommen angesagt haben, berichtet Milan Schwarze, Pressesprecher des Klimacamps.
Er weist daraufhin, dass es im Camp nicht nur um spektakuläre Aktionen wie Gleisblockaden oder Ähnliches gehe, mit denen Aufmerksamkeit erregt werden solle. Die rund 800 Teilnehmer wollten dort auf alternative Weise zusammenleben. „Wir sind ein selbst organisiertes Camp.“ Das heißt: Alle sollen mitanpacken, etwa beim Spülen, bei der Müllentsorgung, beim Säubern der Kompost-Toiletten. Entscheidungen, die das Camp betreffen, werden in kleinen Gruppen vorbereitet und dann möglichst im Konsens getroffen.
Dabei geht es oft auch um Details, die anderswo kaum diskutiert würden: etwa um die Frage, ob Männer bei großer Hitze mit freiem Oberkörper herumlaufen dürfen. Weil das für Frauen ohne „Sexualisierung“ eher nicht möglich sei und männliche Oberkörper bei diesen Erinnerungen an Gewalterfahrungen auslösen könnten, ist „oben ohne“ auch bei Männern unerwünscht. Alle Menschen während des Camps sollten deshalb, so heißt es, die „T-Shirts“ anbehalten und „gemeinsam schwitzen“.