Wer die Geschichte der Lichtspielhäuser im Rhein-Erft-Kreis kennenlernen will, kann an der Rundreise teilnehmen.
Geschichte der KinosBustour für Cineasten führt nach Frechen, Kerpen, Hürth und Brühl
Als Stätte für Filmpremieren sind Kinos eine gewohnte Adresse. Die Betreiber der Lichtspielhäuser können aber auch selbst die Ideen für Premieren liefern. Das zeigen jedenfalls vier Kinos aus dem Rhein-Erft-Kreis. Am Samstag, 9. November, stellen sie die erste Kinotour durch den Kreis auf die Beine. Mit dabei sind das Capitol Theater in Kerpen (Kölner Straße 24), das Linden-Theater in Frechen (Lindenstraße 16), das Berli-Theater in Hürth-Berrenrath (Wendelinusstraße 45) und das Brühler Zoom Kino (Uhlstraße 3).
Es soll ein Tag für Kinoliebhaber und Geschichtsinteressierte werden, kündigen die Organisatoren an. Denn laut Hans-Jörg Blondiau vom Trägerverein des Zoom-Kinos „hat jedes Kino seine eigene Geschichte zu erzählen und ist auf seine Art und Weise speziell und einzigartig“. Genau diese Geschichten und Besonderheiten zu Gebäuden, Technik und Betreibern will man den Gästen nahebringen.
Einst kamen die Kinofans in Scharen von Köln nach Brühl
Das Brühler Kino schreibt eine besondere Geschichte fort. Als kurz nach dem Krieg die Lichtspielhäuser im benachbarten Köln großenteils in Trümmern lagen, avancierte die Stadt mit ihren intakten Kinos zum Anziehungspunkt der Unterhaltung suchenden Großstädter. Abend für Abend strömten die Kölner in die Brühler Säle. Diese Kinos gibt es längst nicht mehr. Doch immerhin eröffnete 1996 das heutige Zoom-Kino im Untergeschoss des Rathauses an der Uhlstraße.
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Auch am Beispiel des Lichtspielhauses in Frechen wird deutlich, wie einzigartig das historische Kino ist. Anders als in vielen vergleichbaren Orten spaltete das Frechener Linden-Theater seinen Kinosaal während der 1980er-Jahre nicht in kleinere „Schachtelkinos“ auf, sondern blieb als Einzelsaal bestehen. Dieser ist heute mit 400 Plätzen der größte im gesamte Rhein-Erft-Kreis.
Die vergangenen Jahre waren nicht leicht für die Betreiber der verbliebenen Lichtspielhäuser im Kreis. Die Corona-Pandemie führte zu vorübergehenden Schließungen und riss so manches Loch in die Kassen. Zudem wächst die Konkurrenz durch Streaming-Dienste.
Insbesondere die Zahl jüngerer Menschen, die regelmäßig in die Vorstellungen finden, sei rückläufig, erklärt André Jansen vom Hürther Berli-Kino. Hinzu kommen steigende Kosten für Energie und Personal. Er zog Ende vergangenen Jahres die Reißleine und verzichtet seitdem auf einen regulären Spielbetrieb. Dennoch ist der Kinobetreiber in vierter Generation vom Wert der Häuser als Stätte der Kultur und Begegnung überzeugt. Er setzt auf besondere Veranstaltungen.
Da kommt ihm die geplante Bustour gelegen. „Das Kino ist den Menschen kaum noch präsent, das Kino-Gen wurde zuletzt abtrainiert. Dagegen muss man etwas tun“, meint er. Auch Carsten Kurz, Betreiber des Linden-Theaters, sieht viel Potenzial in den kleinen örtlichen Kinos: „Gerade die kleinen Kinos sind wichtig als Treffpunkt, als Orte der Kultur für jedermann. Aber der Betrieb ist mit hohem Aufwand verbunden. Und angesichts der vielen Auflagen bedeutet ein Betreiberwechsel meistens das Aus für immer.“ Daher müsse man für den Erhalt kämpfen.
Los geht es jeweils um 14 Uhr vor den Eingängen der Kinos. Anschließend beginnt die Rundreise per Shuttle-Bus. Jedes der vier Kinos verfügt über einen gemieteten Bus, welcher die bis zu 70 Personen zu den Stopps der Tour bringt. Weil die Plätze schnell ausverkauft waren, charterte das Zoom-Kino sogar einen zweiten Bus. Dessen Insassen können aus Kapazitätsgründen jedoch nur die drei anderen Kinos besichtigen.
In allen Kinos gibt es ein einstündiges Programm, mit Erläuterungen, Kurzfilmen und weiteren Überraschungen. Am Ende der Tour, zwischen 20 Uhr und 21 Uhr, sind alle zurück an ihrem jeweiligen Ausgangsort. Den Kartenverkauf betreiben die beteiligten Kinos unabhängig voneinander online.