Die Allee „Baum des Jahres“ ist für vieles gut: Für politische Diskussionen hat das teure Projekt schon gesorgt; doch sie taugt auch für ein Comedy-Format.
Schild(er)bürgerstreichDennis aus Hürth lässt sich über Baumsterben auf der A 4 bei Kerpen aus
Man kommt an ihnen einfach nicht vorbei, zumindest all diejenigen nicht, die schon mal auf der A4 von Kerpen nach Düren gefahren sind: an den Bäumen, die auf den Randstreifen stehen, und den Schildern, denen zu entnehmen ist, um welchen Baum es sich handelt: etwa Wild-Apfel, Schwarzerle oder Weiß-Tanne.
Diese Bäume gehören zur Allee „Baum des Jahres“. Die Allee aus etwa 250 Bäumen war 2014 im Zuge des Neubaus der A4 zwischen Düren und Kerpen gepflanzt worden. Als gestalterische Maßnahme sollte sie die Monotonie an dem schnurgeraden Autobahnabschnitt durchbrechen.
Dennis aus Hürth wundert sich über die Allee, die hinter Kerpen beginnt
Offenbar ist auch Comedian Martin Klempnow kürzlich dorther gefahren, denn der längst nicht mehr so üppige Bewuchs an der A 4 hat ihn zu einem Beitrag in seiner Rolle als „Dennis aus Hürth“ beflügelt. Auf 1Live jedenfalls ging es am Donnerstag (4. Juli) in dem Format „Dennis ruft an“ um die Allee – und um Larissa. Sie ist die 20-jährige Freundin des Berufsschülers aus Hürth, und regelmäßig lässt Dennis die Hörer an den Merkwürdigkeiten im Zusammenleben des Paares teilhaben – wenn er nicht gerade seinen Polier auf der Baustelle nervt.
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Die Larissa jedenfalls arbeitet in Düren, und ihr Dennis fährt sie oft dorthin, und wundert sich über die Allee von Bäumen, die kurz hinter Kerpen beginnt. Für jedes Jahr zwischen 1985 und 2018 waren 2014 fünf Exemplare des jeweiligen „Baum des Jahres“ gesetzt und mit großen Schildern gekennzeichnet worden. Allerdings, hat Dennis aus Hürth festgestellt, steht „von jedem Baum im Schnitt nur noch ein halber“. Die anderen sind wegen der Autoabgase kaputt gegangen „oder von irgendwelchen Termiten zerhackt worden“.
Die Larissa interessiert sich aber weniger für die siechenden Bäume als für die dazu gehörenden Schilder mit den Jahreszahlen – weil die sie daran erinnern, dass auch an ihr das Alter nagt. Typische Sorgen von 20-Jährigen eben. Larissa jammert dann, erzählt Dennis, dass das Leben an ihr vorbeiziehe, wenn sie auf das Weißtannen-Schild aus ihrem Geburtsjahr 2004 blicke: „Jetzt bin ich schon 20, und überleg' mal, wie viele Bäume als ‚Baum des Jahres‘ seitdem gepflanzt worden sind.“
Und jedes Mal fängt Larissa dann an zu heulen, erzählt ihr nur bedingt mitfühlender Freund Dennis aus Hürth: Sie brauche Geld, Gesichts-OPs und frage ihn, warum er so arm sei.
Zwei Möglichkeiten habe er nun, erzählt Dennis weiter: „Entweder ich gehe ganz viel arbeiten und mache Nebenjobs, um die Larissa – sagen wir mal so – baulich zu unterstützen . . .“ Kurze Pause. „Aber das glaubst du wohl selber nicht.“ Die zweite Möglichkeit: „Ich schraub' jetzt hier die Schilder ab.“
Was definitiv die schlechtere Wahl ist, denn dabei wird Dennis aus Hürth von einem Polizisten erwischt, der ihn für einen Metalldieb hält. Und ihm ein Verwarngeld von 50 Euro aufbrummt. Da hilft auch dessen Beteuerung nichts, es handele sich um eine Protestaktion: „Ich bin kein Klimakleber, sondern ein Klimaschrauber.“
Dieses Mal hat es die Allee „Baum des Jahres“ in die Comedy-Sparte geschafft. Mehrere Male beschäftigte sich in den vergangenen Jahren bereits die Politik mit dem Projekt. Zuletzt war 2023 bekannt geworden, dass fürs Pflanzen, für die Pflege und vor allem für den Ersatz vertrockneter Bäume eine knappe Million Euro, exakt 980.000 Euro, ausgegeben worden sind.
Da blieb so manchem das Lachen im Halse stecken.