Für den BUND droht nach dem Ende des Braunkohlebergbaus ein Konflikt zwischen Tourismus und Naturschutz auf dem Gebiet des Tagebaus Hambach.
KohleausstiegUmweltschützer aus Kerpen und Elsdorf fordern Waldkonzept für Tagebau Hambach
Nicht mal sieben Jahre dauert es mehr, dann baut RWE keine Kohle mehr im Tagebau Hambach ab. Schon heute arbeiten die sechs Anrainerkommunen daran, Ideen für die Zeit danach zu sammeln und im Braunkohlerahmenplan festzuhalten. Sie wollen einen Tagebausee mit Freizeitangeboten, mit Gastronomie und Gewerbe. Nur eines fehlt — und das ist den Umweltschützern Jens Billaudelle und Jutta Schnütgen-Weber besonders wichtig: ein Konzept für den Wald um den Tagebau.
„Wir haben gar nichts dagegen, dass es eine gemischte Nutzung gibt. Aber die Gefahr ist groß, dass Naturschutz am Ende keine Rolle mehr spielt“, sagt Jutta Schnütgen-Weber vom BUND Kerpen. Terrassen mit Solarmodulen oder Gewächshäuser seien kein Naturschutz. Selbst die als ökologisch beworbenen Radwege sieht Schnütgen-Weber kritisch. „Ein sechs Meter breiter Radweg ist für viele Insekten und kleine Tiere ein fast unüberwindbares Hindernis.“ Sie fordert deshalb, die Wälder um den Tagebau zu vernetzen und das schon möglichst früh im Rahmenplan zu verankern.
Fokus auf Tourismus und Gewerbe
Jens Billaudelle, Mitglied der Elsdorfer BUND-Ortsgruppe und der SPD, will Änderungen an den Plänen für das Elsdorfer Ufer des künftigen Tagebausees.„In Elsdorf soll der Hafen Porta Sophia entstehen, dazu Wohngebiete und Freizeitangebote bis zum Berrendorfer Sportplatz“, sagt er. Zusätzlich wolle die Landwirtschaft Flächen, die Politik Gastronomie und Tourismus. Der Fokus der Kommunen auf Tourismus sei nicht nachhaltig, sagt auch Schnütgen-Weber. „Wir wissen doch gar nicht, was die Leute in 70 Jahren touristisch wollen.“
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Billaudelle fürchtet: Die Pläne könnten Wälder wie den Elsdorfer Stadtwald Kaninhütte oder den am Sittarder Hof isolieren. Der Waldkorridor, den RWE für die Fledermäuse geschaffen hat, wäre Geschichte.
Stadt Kerpen will auch Waldvernetzung
Für den Elsdorfer Bürgermeister Andreas Heller sind die Sorgen unbegründet. „Es gab mehrere Dialogveranstaltungen, auf denen sich jeder einbringen konnte.“ Auf diesen habe er auch erklärt, dass die Stadt den Biotopverbund berücksichtige. „Priorität hat für uns aber eine gemischte Ausgestaltung. Nur Biotopschutz auf der ganzen Fläche — das lehnen wir ab.“
Die Position der Kerpener Stadtverwaltung weicht gar nicht so stark von den Vorstellungen der Umweltschützer ab. In Kerpen sind vom Rahmenplan das Naturschutzgebiet Steinheide mit der Kartbahn, die Manheimer Kirche, der alte Ortskern Manheim, die Kiesgruben sowie der Hambacher Forst betroffen.
Mit der Leitentscheidung 2021 sei eine Verkleinerung des Abbaufeldes Manheimer Bucht beschlossen worden, sagt Stadtsprecher Harald Stingl. „So dass Teile der genannten Bereiche nun für eine andere Nutzung zur Verfügung stehen.“ Die verbleibenden Gebiete seien im Besonderen der Waldvernetzung vorbehalten. Die Stadt Kerpen sehe dort deshalb kein Gewerbe vor.