Kerpen/Merzenich – Auch wenn der einst von der Abgrabung bedrohte Ort Morschenich am Rand des Tagebaus Hambach nun erhalten bleibt und zu einem „Ort der Zukunft“ werden soll, werden dort weiter Häuser abgebrochen. Dies kündigten jetzt die Gemeinde Merzenich und das Unternehmen RWE in einer gemeinsamen Erklärung an. So müssten sechs baufällige Häuser im April abgerissen werden.
Steine werden wiederverwertet
„Die Anwesen stehen seit längerem leer, befinden sich in einem schlechten baulichen Zustand und wurden trotz Einfriedung bereits mehrfach von ungebetenen Gästen aufgesucht und zum Teil erheblich beschädigt.“ Die Häuser sollen teilweise einsturzgefährdet sein und keine besondere Bedeutung haben. „Der Abriss weiterer Gebäude ist zunächst nicht vorgesehen“, heißt es.
Falls doch weitere Abbrüche nötig seien, sollen dabei Nachhaltigkeitsgedanken eine besondere Rolle spielen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. So solle im Rahmen eines Pilotprojekts geprüft werden, inwieweit die beim Abbruch anfallenden Baumaterialien nicht höherwertig verwertet werden können, als dies bisher üblich ist.
„Aus einer Backsteinmauer könnte dann wieder eine Backsteinmauer werden“, erläuterte dies RWE-Sprecher Guido Steffen. „Parallel zur Erstellung einer gesamtheitlichen städtebaulichen Strategie wird der Lebenszyklusgedanke der Gebäude und Baumaterialien aufgegriffen und zunächst an Bestandsgebäuden, zukünftig aber auch an innovativen Neubauten erprobt“, heißt es in der Erklärung. „Die ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für die Sanierung alter dörflicher Bausubstanz sollen im Vergleich zu Neubauten überprüft werden.“
Morschenich: Bewohner wollen Häuser von RWE zurückkaufen
Fast alle Gebäude und Flächen in Morschenich befinden sich bereits in RWE-Eigentum. Dabei gibt es auch Versuche ehemaliger Bewohner, ihre alten Häuser wiederzubekommen und von RWE zurückzukaufen. Vor dem Landgericht Aachen etwa hatten ehemalige Morschenicher schon für ein Rückkaufrecht gestritten, waren vom Gericht aber abgewiesen worden. Sie gehen nun in Berufung.
„Es gibt drei, vier Familien, die ihr Haus zurückhaben wollen“, berichtet auch Steffen. Dem stehe RWE nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Bevor über solche Einzelfälle entschieden werden könne, müsse aber erstmal ein Konzept für die Weiterentwicklung des Dorfes gemeinsam mit der Gemeinde, der Bezirksregierung und anderen Beteiligten entwickelt werden.
Eine Stellungnahme von Merzenichs Bürgermeister Georg Gehlhausen war am Montag nicht zu bekommen. Zuletzt hatte Gehlhausen Verständnis dafür bekundet, wenn ehemalige Einwohner von Morschenich ihre Häuser zurückkaufen wollten. Allerdings müsse zuerst das Gesamtkonzept her, wie es mit dem Ort weitergehen könne.
Ob es auch im zu Kerpen gehörenden Umsiedlungsort Manheim-alt noch ehemalige oder aktuelle Bewohner gibt, die ihre Häuser oder Grundstücke zurückkaufen wollen, ist unklar. Die Häuser im Ort sind schon weitgehend abgebrochen worden, inwieweit die Fläche abgebaggert wird, ist noch offen. Neun Haushalte soll es in Manheim-alt noch geben.