Gymnich ist bei der Flutkatastrophe glimpflich davon gekommen.
Die Angst, dass es beim nächsten Mal auch Gymnich trifft, sitzt tief, und der Erftverband tut gut daran, diese Angst sehr ernst zunehmen.
Ein Kommentar
Erftstadt – Naturfreunden geht das Herz auf bei der Vorstellung: ein Fluss, der sich munter durch Auen schlängelt, der Lebensraum nicht nur für Fische, Frösche und Molche bietet, sondern auch für Libellen und andere Insekten. In den Feuchtgebieten am Ufer suchen Kiebitz und vielleicht sogar Bekassine Nahrung, der Biber könnte eines schönen Tages wieder heimisch werden. Die neue Erftaue soll aber auch ein Raum für Bildung und bürgerschaftliches Engagement werden, das Naturparkzentrum Gymnicher Mühle könnte dort Interessierten die Möglichkeit eröffnen, beim Erforschen der neuen Biotope mitzuhelfen.
Bilder im Kopf
Das ist die Vision, die hinter der Renaturierung der Erft steht. Viele Gymnicher haben angesichts der Pläne ganz andere Bilder im Kopf. Der Erftstädter Stadtteil ist bei der Flutkatastrophe glimpflich davon gekommen, doch die Einwohnen haben gesehen, was das Wasser in den Nachbarorten angerichtet hat. Die Angst, dass es beim nächsten Mal auch Gymnich trifft, sitzt tief, und der Erftverband tut gut daran, diese Angst sehr ernst zunehmen.
Nun ist der kleine Abschnitt der Erft bei Gymnich kein Projekt, das für sich steht, sondern Teil eines größeren Plans. Und der ist nötig, um europäische Vorgaben zur naturnahen Gestaltung von Flüssen und Bächen zu erfüllen. Aus heutiger Sicht haben unsere Vorfahren einen Fehler gemacht, als sie die Erft um das Jahr 1860 begradigten und versumpfte Wiesen in Ackerland umwandelten. Alte Karten zeigen, dass der Fluss sich vorher fast so geschlängelt hat, wie er es demnächst wieder tun soll.
Dass ihre Sicherheit vielen Gymnichern mehr am Herzen liegt als die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, ist nachvollziehbar. Hier muss Klarheit geschaffen werden. Hochwasserschutz und Ökologie sind kein Widerspruch, sondern zwei Seiten einer Medaille.