Die Autos zum Wackeln gebrachtAutokonzert am Kraftwerk in Niederaußem
Lesezeit 3 Minuten
Niederaußem – Die Zuschauer lehnten sich aus den Autofenstern, saßen auf Motorhauben oder auf Autodächern. Aus den Radios der Fahrzeuge schallten die Lieder der Kölner Band Brings über das Gelände am RWE-Kraftwerk Niederaußem. Viele Gäste waren, wie die Bandmitglieder, kariert gekleidet oder trugen die typischen Brings-Hüte und Sonnenbrillen. Die Begeisterung des Publikums wurde durch lautes Hupen deutlich. Mitgesungen und geklatscht, wie auf einem normalen Konzert, wurde außerdem.
„Es macht Spaß, mal wieder etwas anderes zu erleben. Ich glaube, es ist für uns alle wichtig, Sachen unternehmen zu können“, sagte Jannette Ahrweiler, die bereits auf mehreren Autokonzerten war. Auch in Corona-Zeiten ist das Interesse an Veranstaltungen offenbar riesig. Die insgesamt fünf Drive-in-Konzerte am RWE-Kraftwerk waren weitestgehend ausverkauft. „Wir freuen uns natürlich sehr über die große Resonanz“, berichtete Organisator Marc Pesch. „Alles in allem werden an diesem langen Wochenende sicherlich über 5000 Menschen mit dabei sein. Das ist gewaltig.“
Brings traten zwei Tage hintereinander auf
Brings traten am Freitag und am Samstag auf. Die Einfahrt der Autos begann um 18 Uhr. Um die Wartezeit zu verkürzen, gab es kalte Getränke, Popcorn, Currywurst und Burger. Ramona Hartwich war mit ihrer Familie bereits zum vierten Mal bei einem Drive-in-Konzert. „Auf den ersten Konzerten gab es noch mehr Einschränkungen“, sagte sie. „Mittlerweile sind die Vorgaben etwas lockerer. Jetzt darf man während des Konzertes die Autofenster öffnen, und es gibt leckere Sachen an den Imbissbuden.“
Als Brings gegen 20 Uhr auf die Bühne kamen, wurden sie mit lautstarkem Gehupe empfangen. „Ich will all eure Hände in der Luft sehen, wie bei einem echten Konzert“, forderte Sänger Peter Brings das Publikum auf. Sechs Kameras brachten das Geschehen auf der Bühne auf zwei große Leinwände.„Vom Autodach aus haben wir eine sehr gute Sicht. Bei einem normalen Konzert würde man nicht so gut sehen.
Keine Warteschlangen
Außerdem mussten wir vorher überhaupt nicht anstehen, wie man es sonst bei Konzerten gewöhnt ist“, erzählte Fabian Schmitz. Die Zuschauer unterstützten die Band mit ihren Lichthupen und brachten die Autos zum Wackeln. „Man kann zwar nicht schunkeln, aber die Stimmung ist trotzdem einfach super“, sagte Christoph Fröhlich, der sich bisher die Autokonzerte nur im Fernseher angeschaut hatte.
Brings begeisterten mit ihrem Programm und sorgten auch für einige besinnliche Momente. „Vor 15 Jahren haben wir das Lied »Loss dich falle« geschrieben. Der Text hat jetzt in dieser Zeit noch mal eine ganz andere Bedeutung, an die wir damals gar nicht gedacht haben“, sagte Peter Brings. Während des Auftritts ging Peter Brings von der Bühne, um gemeinsam mit Sascha (4) zu singen, der mit seiner eigenen Gitarre in der ersten Reihe stand und sich bei allen Liedern textsicher zeigte.Die Konzertreihe mit Brings, wechselnden anderen Kölner-Bands und Mallorca-Künstlern startete Mitte Mai.
Den Auftakt am RWE-Kraftwerk Niederaußem machten „Klüngelköpp“ und „Miljö“ am Mittwochabend. Die Bands spielten jeweils eine Stunde. Am Donnerstag um 14 Uhr fand das Familienkonzert mit den beiden Kika-Stars Volker Rosin und Tom Lehel statt. „Die Kinder wurden animiert mitzumachen und tanzten auf den Beifahrersitzen“, berichtete Organisator Marc Pesch.
Donnerstagabend spielte die Mallorca-Künstlerin Mia Julia das größte Konzert ihrer bisherigen Autokino-Tour. Pesch: „Die Stimmung war unfassbar. Leute aus ganz Deutschland waren dabei. Eine Familie kam vom Bodensee und ist schon um vier Uhr morgens losgefahren.“