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Anwohner entsetztDeutsche Bahn lässt in Pulheim Bäume fällen

Lesezeit 3 Minuten

An der Straße Am Kleekamp sind eine ganze Reihe Bäume gefällt worden.

Pulheim – Die Anwohner der Straße Am Kleekamp sind sauer. „Ich höre jetzt jeden Zug, selbst wenn die Fenster geschlossen sind, und die sind doppelt verglast“, sagt eine Pulheimerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Sie ist nicht die einzige in der Nachbarschaft, die sich über die Bahn ärgert. Das Unternehmen hat viele Bäume längs der Gleise fällen lassen. „Wären sie sinnvoll zurückgeschnitten worden, hätte ich überhaupt nichts dagegen. Aber das ist die totale Abholzung. Ich bin entsetzt!“, sagt ein Anwohner.

„Rückschnittarbeiten im Sechs-Meter-Bereich“

Die Deutsche Bahn AG, die drei Tage lang auf eine Antwort warten ließ, spricht von turnusmäßigen Rückschnittarbeiten im „Sechs-Meter-Bereich“. Gemeint ist die Rückschnittzone „von der Gleismitte aus gesehen“ nach rechts und links. Auch in der angrenzenden „Stabilisierungszone“ mussten Bäume weichen. Forstexperten hätten festgestellt, dass einige Exemplare „schadhaft waren“, sagt eine Bahnsprecherin. Einige der Bäume „wiesen starke Einfaulungen auf“, andere seien von einem holzzersetzenden Pilz befallen gewesen. „Zusätzlich wurden die gesetzlich festgelegten Abstände zu den Oberleitungen hergestellt.“ Sträucher seien nicht entfernt worden. „Die vorhandene Heckenstruktur ist erhalten geblieben.“

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Reichlich ungeschickt: Kommentar zu Fällaktion

Die Deutsche Bahn AG schafft es immer wieder, sich den Unmut der Bürger zuzuziehen. Züge, die zu spät kommen oder einfach ausfallen, Fahrplanänderungen, die Pendlern riesige Umwege bescheren – die Liste der Kritikpunkte ließe sich problemlos fortsetzen.

Im aktuellen Fall hat das Unternehmen eindeutig mangelndes Fingerspitzengefühl bewiesen. Seit Monaten gehen die Menschen auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Die Bewegung „Fridays for Future“ ist Gesprächsthema, bei Befürwortern wie bei Gegnern. Landauf, landab machen sich Bürger dafür stark, dass Bäume gepflanzt werden. Erinnert sei etwa an die Aktion „Einheitsbuddeln – Bäume pflanzen für das Klima“.

Und was macht die Deutsche Bahn AG? Sie lässt Bäume fällen, ohne die Anwohner, die in unmittelbarer Nähe der Gleise leben, im Vorfeld auch nur darüber zu informieren, was sie vorhat. Auf eine Anfrage der Redaktion hat das Unternehmen erst nach Tagen geantwortet. Ungeschickter geht es nicht.

Die Arbeiten seien notwendig gewesen. Denn „Sicherheit geht vor“, so die Sprecherin. „Im Rahmen gesetzlicher Vorgaben trägt die Bahn dafür Sorge, dass Zugfahrten auf der Schiene verlässlich durchgeführt werden können.“ Dafür sei es erforderlich, die Vegetation im Umfeld der Gleise im Auge zu behalten und bei Bedarf tätig zu werden.

„Jeder Baum wird kontrolliert“

Das Konzept für den Rückschnitt „folgt guter forstwirtschaftlicher Praxis“, sagte die Bahnsprecherin weiter. Die Bäume entlang der Gleise seien in einem Kataster aufgeführt. „Jeder Baum wird einmal im Jahr kontrolliert.“ Belange des Natur- und Umweltschutzes würden umfassend berücksichtigt.

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Einige der Anwohner bezweifeln, dass so viele Bäume geschädigt waren. Darüber hinaus ärgern sie sich darüber, dass das Unternehmen sie nicht über die Fällarbeiten und die Gründe dafür informiert hat. Das Vorgehen sei rücksichtlos, sowohl den Menschen wie auch der Natur gegenüber. Dass die Bahn die Anwohner über alle Rückschnittarbeiten informiert, die zwischen Oktober bis Ende Februar erledigt werden, hält die Bahnsprecherin für nicht leistbar. „Das Streckennetz der Bahn umfasst 33.000 Kilometer.“