Seit 60 Jahren verheiratetHelga und Heinrich Finke aus Pulheim feiern Diamanthochzeit
Pulheim – „Da haben wir damals wirklich Glück gehabt.“ Helga Finke strahlt. „Denn beinahe hätte das mit unserer Hochzeit nicht geklappt“, erklärt sie und lacht. Es hat geklappt, am heutigen Mittwoch feiern Helga (80) und Heinrich Finke (85) Diamanthochzeit.
Nicht etwa Zweifel waren es, die ihre Hochzeit vor 60 Jahren beinahe platzen ließen, sondern schlicht eine fehlende Geburtsurkunde. „Irgendwie war sie nach dem Krieg in Ost-Berlin verschwunden“, sagt die Jubilarin. Doch schließlich drückte der Standesbeamte ein Auge zu und das Paar konnte überglücklich vor den Traualtar treten. Es ist die Liebesgeschichte zweier Studenten, die einander in Berlin begegneten.
Gemeinsam auf der Anti-Schah-Demo: Ein einschneidendes Erlebnis
Heinrich Finke kam aus Bottrop und studierte Maschinenbau, die Berlinerin Helga, die damals noch Reimann hieß, wollte Lehrerin werden. „Ich hatte zusammen mit meinem Bruder die schöne Wohnung unserer Eltern in Berlin übernommen. Sie waren zuvor nach Aachen gezogen“, erinnert sich Helga Finke. Die Wohnung mitten in der Stadt war ein beliebter Studenten-Treffpunkt. Eines Tages kam auch Heinrich Finke vorbei, der sich auf der Stelle in die blonde junge Frau verliebte. Gemeinsam zogen die beiden fortan durch Berlin, „wo die Erbsensuppe noch eine Mark fünfzig kostete“, wie sich Heinrich Finke erinnert.
Doch auch ein einschneidendes Erlebnis ist ihnen in Erinnerung geblieben. „Wir waren am 2. Juni 1967 auf der Anti-Schah-Demo, bei der der Student Benno Ohnesorg erschossen wurde“, sagt Helga Finke bewegt. „Da sind wir politisch wach geworden.“
1980 kaufte das Paar ein Haus in Pulheim
Das Paar bekam vier Kinder, 1961 Tochter Barbara, ein Jahr später Tochter Susanne, 1967 und 1974 die Söhne Stefan und Martin. Es folgten zwei schwere Jahre, als Heinrich Finke als Programmierer nach Dortmund zog, seine Ehefrau mit den Kindern in Berlin blieb und als Lehrerin arbeitete. Wie sie das letztlich schafften? „Mit Gottes und der Nachbarn Hilfe“, verrät Helga Finke lachend.
1980 kauften sie ihr Haus in Pulheim, in dem sie heute noch leben. Der Ehemann war als Programmierer bei Rheinbraun tätig, Helga Finke als Lehrerin in Pulheim, zunächst in der Schule am Wäldchen, später in der Barbara-Schule. „Heute bin ich hauptberuflich Chefeinkäufer der Familie“, erzählt Heinrich Finke lachend. Helga Finke gab Alphabetisierungskurse für Geflüchtete und ist im Leitungsteam der Kfd-Frauen.
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Besonders genießt das Jubelpaar die Zeit mit ihrem Enkel Jan Paul. Was hält ihre Liebe jung? Nicht immer alles gemeinsam machen“, erklärt Heinrich Finke. Er selbst hat schon etliche Male allein einen Freund in Mexiko besucht und pilgerte auf dem Jakobsweg. „790 Kilometer, von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela“.
Die Ehefrau verrät schmunzelnd ihr Eherezept: „Liebe ist die gemeinsame Freude an der wechselseitigen Unvollkommenheit.“ „Und die Geburtsurkunde“, erklärt Heinrich Finke zufrieden, „haben wir vor Jahren auch wiedergefunden.“