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„SpoSpiTo-Bewegungspass“Ohne Elterntaxi zur Schule im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 6 Minuten
Das Foto zeigt eine Mutter, die Kindern über einen Zebrastreifen hilft.

Sicher über die Straße geht es, wenn Erwachsene mithelfen (Archivfoto).

137.000 Kinder werden in diesem Jahr teilnehmen. Einige davon werden auch im Rhein-Erft-Kreis öfter zu Fuß gehen.

Innerhalb von sechs Wochen mindestens 20-mal ohne Elterntaxi zur Schule kommen – das ist das Ziel der großangelegten Schulaktion „SpoSpiTo-Bewegungspass“, die heute in mehreren Bundesländern startet. Mehrere Schulen aus dem Rhein-Erft-Kreis beteiligen sich an der Aktion für mehr Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz auf dem Schulweg.

137.000 Kinder werden in diesem Jahr teilnehmen. Ziel ist es, zum einen die Verkehrssituation vor Grundschulen zu entschärfen, zum anderen die Eigenständigkeit im Verkehrsalltag und einen bewegten Einstieg in den Tag von Kindern zu fördern.

Bergheim: Verkehrschaos bei der Grundschule Am Schwarzwasser

Die Grundschule Am Schwarzwasser in Ahe ist zum zweiten Mal dabei. Schulleiterin Ruth Wienecke beobachtet jeden Morgen zahlreiche Elterntaxis und das damit einhergehende Verkehrschaos, das auch für unübersichtliche und gefährliche Situationen für Kinder sorgen kann. Die Grundschule mit etwa 285 Schülerinnen und Schülern liegt in einer Sackgasse, davor gibt es eine Busschleife. „Die wird gern von bringenden Eltern zugeparkt, die Busse kommen nicht mehr rein und raus“, so Wienecke. Sie selbst appelliere jeden Morgen an die Kinder: „Ihr wohnt in Ahe, kommt doch zu Fuß oder mit dem Roller.“

Auch bei der Einschulungsfeier spreche sie jedes Jahr über das Thema und sei zusätzlich mit der Stadt im Gespräch, um eine Zugangsbeschränkung für die Straße an der Schule zu erreichen. Im vergangenen Jahr beteiligte sich die Grundschule erstmalig an der SpoSpiTo-Aktion. SpoSpiTo steht für Sporteln, Spielen und Toben. Pro aus eigener Kraft zurückgelegtem Schulweg sammeln die Kinder Unterschriften der Eltern in einem Bewegungspass. Am Ende der Aktion winken Urkunden, und es werden Gewinne verlost.

Schon im Vorjahr war ein positiver Effekt zu verzeichnen

Den positiven Effekt der Aktion bemerkte Wienecke deutlich: „Während des Aktionszeitraumes sind die Kinder motivierter, mit dem Roller, dem Rad oder zu Fuß zur Schule zu kommen, und sie sagten auch ihren Eltern, dass sie lieber selbstständig zur Schule gehen möchten.“ So nahm der morgendliche Verkehr an der Schule deutlich ab. Der Effekt hielt bis etwa zu den Sommerferien an. Mit Beginn des Herbstwetters seien dann wieder mehr Elterntaxis vorgefahren.

Doch nicht nur das Wetter sei ein Grund für Eltern, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, weiß Wienecke. Einige Schülerinnen und Schüler kämen aus Nachbarorten, der Weg sei zu weit, um ihn zu Fuß zurückzulegen, die Bedenken der Eltern, das Kind alleine mit dem Bus fahren zu lassen, zu groß. Ein weiterer Teil nehme die Kinder auf dem Weg zur Arbeit mit. „Aber dann gibt es auch Eltern, die einfach Ängste haben. Die haben Angst, dass ihrem Kind auf dem Schulweg irgendetwas passiert.“

Kinder auch mal machen lassen und die eigenen Ängste überwinden

Wienecke versuche, solche Eltern zu begleiten: „Es ist wie alleine über die Straße gehen – anfangs habt ihr euer Kind auf dem Arm, dann nehmt ihr es an die Hand, beim nächsten Mal lauft ihr hinterher und irgendwann schaffen es die Kinder alleine.“ So sollte es auch beim Schulweg sein.

Denn die Kinder profitierten auch gesundheitlich davon, wenn sie ihren Schultag mit frischer Luft und Bewegung starteten. Die Schule Am Schwarzwasser will jedes Jahr an der Bewegungspass-Aktion teilnehmen. Wienecke erhofft sich, dass so mehr und mehr Kinder auch außerhalb des Aktionszeitraums den Schulweg ohne Elterntaxi bestreiten werden: „Wenn es einmal zur Gewohnheit geworden ist, dann macht man es auch, und dann wird klar: Es gibt Alternativen zum Auto.“

Kurz vor dem Start der Aktion habe die Stadt noch neue Rollerständer an der Schule montiert. „Das war kein Zufall“, schmunzelt Wienecke. „Ich habe der Stadt gesagt, dass hier ab Montag Massen von Rollern ankommen werden, und dafür brauche ich diese Ständer.“

Aus Pulheim sind drei Grundschulen dabei: die Dietrich-Bonhoeffer-Schule, die Grundschule Sinthern/Geyen und die Barbaraschule. Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule nimmt zum zweiten Mal an dem bundesweiten Projekt teil. „Wir erhoffen uns davon, die Kinder zu sicheren Teilnehmern im Straßenverkehr zu erziehen“, so Schulleiterin Yvonne Opp.

Über das Jahr verteilt bietet die Schule an der Auweiler Straße noch weitere Aktionen an, mit dem Ziel, Kinder und ihre Eltern für das Thema „Sicherer Schulweg“ zu sensibilisieren. Statt sich mit dem Elterntaxi bringen zu lassen, sollten die Kinder der Umwelt zuliebe, zur Sicherheit aller und um sich zu bewegen, in Gruppen und begleitet zu Fuß, mit dem Rad oder Roller kommen.

„Es sollen möglichst keine Autos in die Auweilerstraße einfahren, um gar nicht erst gefährliche Situationen entstehen zu lassen“, so Opp. Daher habe die Stadt eine Straße weiter, an der Sinnersdorfer Straße, Elternhaltestellen eingerichtet. „Auch hat sich unsere Eltern-Verkehrs-AG sehr für weitere Maßnahmen eingesetzt.“

Pulheim: Zahlreiche weitere Aktionen an Dietrich-Bonhoeffer-Schule

Die Schule habe Klebe-Bordsteine erhalten. Mit ihnen lasse sich verhindern, dass Autos gegenüber des Schultors parken, die die Sicht einschränken. Ein Zebrastreifen ermögliche den Kindern, die Straße sicher zu überqueren. Der „SpoSpiTo-Bewegungspass“ sei eine Aktion für alle Mädchen und Jungen in allen Jahrgangsstufen. Über die Kinder könnten auch die Eltern erreicht werden.

Zusätzlich hätten die Dritt- und Viertklässler gerade an einer Aktion zum „toten Winkel“ teilgenommen. „In einem Lkw von Remondis erfahren die Kinder, wie eingeschränkt die Sicht aus dem Fahrzeug ist“, erläutert die Schulleiterin. In der dunklen Jahreszeit bietet die Schule ein Gehweg-Training an, um den Kindern nahezubringen, wie wichtig Sehen und Gesehenwerden ist.

GGS Sinthern/Geyen ist zum zweiten Mal dabei

Auch die GGS Sinthern/Geyen ist zum zweiten Mal dabei. Der Startschuss fällt am 7. April. „Das ist eine sehr schöne Aktion, sie ist gut vorbereitet, alle Kinder können daran teilnehmen“, sagt Schulleiterin Alexandra Feld.

Selbst für Regentage gebe es alternative Bewegungsübungen. Die Aktion mache den Kindern Spaß, sie sporne die Mädchen und Jungen an, die 20 Tage durchzuhalten. Viele der an der GGS angemeldeten Kinder wohnen im Neubaugebiet Am Geyener Berg. „Sie kommen meist in Fahrgemeinschaften, steigen am Jakob-Pohl-Platz aus und gehen den Rest zu Fuß. Das mache ich auch, das sind morgens ein paar schöne Meter am Bach entlang. Auf unserem Parkplatz werden Knöllchen verteilt“, so Feld.

Ein Ansporn, an der Aktion teilzunehmen, seien für die Schülerinnen und Schüler auch die schönen Preise. „Im vergangenen Jahr hat ein Mädchen einen Hauptpreis gewonnen“, sagt die Schulleiterin. Zur Belohnung und als Überraschung habe die Schulgemeinde sie geehrt.

Im vergangenen Jahr hat Schulleiterin Feld festgestellt, dass nicht jedes Kind den „SpoSpiTo-Bewegungs-Pass“ abgegeben hat: „Aber 70 bis 80 Prozent haben es getan.“ Das sei ein gutes Ergebnis.

Und was verspricht sich die Schule von der Teilnahme? „Solch eine Aktion ist immer eine gute Möglichkeit, die Kinder anzuspornen. Wir hoffen, die Zahl der Elterntaxis zu minimieren und dass die Kinder sagen, ich möchte zu Fuß gehen.“

Auch drei Schulen aus Erftstadt beteiligen sich an der Aktion: die Grundschule Gymnich, die Gemeinschaftsgrundschule Südschule und die Erich-Kästner-Grundschule.