Rhein-Erft-Kreis – Geht es nach den Empfehlungen der Kohlekommission, müssten bis 2022 fast alle alten Kraftwerksblöcke in den Kraftwerken Neurath und Niederaußem abgeschaltet werden. Das meint zumindest Dirk Jansen, NRW-Geschäftsführer des BUND, während sich das Unternehmen RWE mit konkreten Aussagen darüber, welche Blöcke wann abgeschaltet werden, noch zurückhält.
RWE-Sprecher Lothar Lambertz wies lediglich darauf hin, dass die von der Kohlekommission geforderte Stilllegung von Braunkohlekapazitäten bis 2022 „nicht ausschließlich von RWE im Rheinischen Revier erbracht werden“ könne.
Nach den Empfehlungen der Kohlekommission sollen bis 2022 rund 3,1 Gigawatt an Kraftwerksleistungen im Braunkohlenbereich zusätzlich zu den schon geplanten Sicherheitsbereitschaften stillgelegt werden. Dabei soll im Rheinischen Revier angefangen werden.
Laut Jansen müsste das Kraftwerk Weisweiler davon ausgenommen werden, weil es ohnehin bis 2030 geschlossen werden soll und eine vorzeitige Stilllegung nichts für den Erhalt des Hambacher Forsts und der von Umsiedlung betroffenen Dörfer bringe. Das Kraftwerk Frimmersdorf ist seit 2017 komplett in die Sicherheitsbereitschaft überführt.
Betroffen sind Neurath und Niederaußem
Bleiben also Neurath und Niederaußem. Dort müssten alle alten Blöcke – bis auf einen – geschlossen werden, um auf 3,1 Gigawatt zu kommen. Nur einer der beiden alten 600 MW-Blöcke in Niederaußem würde dann neben den BoA-Blöcken in Niederaußem und Neurath bleiben.
Eine flächenmäßige Ausdehnung des Tagebaus Hambach ist nach Meinung Jansens nun nicht mehr nötig. Durch die verringerten Kraftwerksleistungen werde in Zukunft weniger Kohle benötigt. Diese könne durch eine veränderte Abbauweise gewonnen werden, ohne den Tagebau ganz stillzulegen. Die Ortschaften Manheim-alt und Morschenich würden dann nicht abgebaggert.
Manheim-alt sei aber dennoch nicht mehr zu retten, meinen zumindest die Stadt Kerpen und auch Wilhelm Lambertz, Vorsitzender des Manheimer Bürgerbeirates. „Der Ort ist doch schon zu 90 Prozent umgesiedelt“, sagt Bürgermeister Dieter Spürck.
Lambertz hält den weiteren Abbruch schon aus technischen Gründen für erforderlich. So sei das Dorf wegen des nahen Tagebaus schon abgesackt, das Kanalsystem marode. Auf der Fläche des Dorfes könnten, so meint die Stadt, in Zukunft etwa Flächen für regenerative Energien geschaffen werden.