Uwe van Egdom unterstützt Sportlerwahl„Kinder sollten zu Fuß gehen“
Rhein-Erft-Kreis – Uwe van Egdom, erfolgreicher Leichtathlet in der Seniorenklasse, arbeitet als Lehrer an der Gesamtschule in Bergheim. Er unterstützt die Sportlerwahl im Rhein-Erft-Kreis. Wir sprachen mit ihm.
Herr van Egdom, Sie sind beruflich als Lehrer eingespannt, engagieren sich als Leichtathletik-Trainer und Chorleiter. Was motiviert Sie, zusätzlich auch noch Zeit in Ihr Training zu stecken und als Dreispringer an Senioren-Meisterschaften teilzunehmen?
van Egdom: Im Moment muss ich aufgrund einer Herz-OP sportlich kürzer treten. Aber grundsätzlich ist es die Freude am Sport, die mich antreibt. Das Umfeld war immer toll, der Zusammenhalt ist groß und man trifft immer wieder auf alte Weggefährten. Selbstverständlich motivieren auch Erfolge und es macht mir Spaß, wenn ich meinen Schülern noch ab und zu zeigen kann, wo sportlich der Hammer hängt.
Sie haben die Lust am Sport also noch nicht verloren. Ist es Ihr Anspruch, andere dafür zu begeistern, ebenfalls intensiv Sport zu treiben?
Auf jeden Fall. Ich möchte vermitteln, dass es sich lohnt, mal auf die Zähne zu beißen. Dass man mit Durchhaltevermögen und Ausdauer zu Erfolgen kommt und Dinge erlebt, die einem sonst verwehrt bleiben. Dieses Bewusstsein weiterzugeben, ist in unserer heutigen Zapping-Gesellschaft schwieriger geworden. Junge Leute scheuen oftmals die Mühe, einen zähen Anfang hinter sich zu bringen. Sie geben zu schnell auf, wenn sich nicht gleich ein tolles Ergebnis einstellt. Das gilt im Sport und in der Musik.
Geht es lediglich darum, gesünder älter zu werden oder erfüllt der Sport aus Ihrer Sicht noch eine andere Funktion?
Sport kann Menschen verbinden und vieles bewegen. Mein Sohn hat mal ein T-Shirt getragen, auf dem stand „Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern“. Da ist einiges dran. Wer Leistungssport betreibt, erlebt zudem einen besonderen Respekt unter den Athleten, die Freude am Wettkampf und dass unter Aktiven Hautfarbe, Religion, Herkunft und Geschlecht keine Rolle spielen.
Sie sind seit vielen Jahrzehnten bei Wettkämpfen aktiv. Gibt es einen idealen Weg, mit Rückschlägen klarzukommen, um sich die Lust an der Bewegung zu bewahren?
Wichtig ist ein intaktes persönliches Umfeld. Meine Frau, Freunde und Verwandte, die Kraft geben und Mut machen. In erster Linie muss man es aber selbst schaffen, sich zu motivieren, den Glauben zu finden, dass es sich lohnt weiter zu machen.
Warum sind Auszeichnung wie eine „Sportler des Jahres Wahl“ wichtig?
Wer im Leistungsbereich Sport treibt, will Erfolge feiern. Eine Auszeichnung ist ein Erfolg. Anerkennung ist also ein wichtiger Faktor. Außerdem sind Auszeichnungen eine Möglichkeit für die Vereine, in die Öffentlichkeit zu kommen. Das ist wiederum bei der Suche nach Sponsoren und Mitgliedern wichtig.
Zur Person
Uwe van Egdom blickt auf eine lange und erfolgreiche Leichtathletik-Karriere zurück. Im Alter von 13 Jahren lernte er die Sportart beim Verein Jugend 07 Bergheim kennen.
Seine größten Erfolge feierte der Kerpener als Dreispringer. Bei mehreren deutschen Meisterschaften glückte ihm der Sprung ins Finale. Später avancierte der 56-Jährige zum Leichtathletiktrainer und erfolgreichen Seniorensportler. Er wurde Vize-Europameister, mehrmals Deutscher Meister und gewann mit dem Pulheimer SC die Mannschaftsmeisterschaft.
Seit 1994 ist van Egdom, der in Köln Sport und Musik studierte, als Lehrer an der Bergheimer Gesamtschule tätig. Und er ist Botschafter bei der Sportlerwahl Rhein-Erft. (wok)
Sie haben bei Senioren-Wettkämpfen mehrfach Titel gewonnen. Welche Ziele verfolgen Sie sportlich noch?
Seit meiner Herz-Operation halte ich mich in erster Linie fit, um mich wohl zu fühlen. Ich will nichts riskieren und mich allmählich wieder steigern. Wenn ich das schaffe, würde ich gerne mit 60 noch einmal um den Deutschen Dreisprung-Meistertitel kämpfen.
Sie sind auch Sportlehrer. Was kann der Schulsport leisten?
Schulsport müsste eigentlich noch intensiver sein. Jeden Tag mindestens eine Stunde, das wäre toll. Bei den heutigen Rahmenbedingungen kann es in erster Linie nur darum gehen, möglichst viele Sportarten vorzustellen und Lust zu wecken, auch in der Freizeit Sport zu treiben.
Jedes siebte Kind in Deutschland ist zu dick oder fettleibig. Wie versuchen Sie, Kinder und Jugendliche von der Spielekonsole auf den Sportplatz zu locken?
Wir müssen aktiver auf Angebote hinweisen und das Bewusstsein für die Bedeutung des Sports für die Gesundheit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt schärfen. Und wir müssen Freude an der Bewegung wecken. Dabei spielt die Schule eine besondere Rolle. Denn aller Anfang ist schwer, wenn der Zugang aber mal gefunden ist, wird vieles leichter.
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Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit Kinder und Jugendliche mehr Sport machen?
Ein Ansatz besteht darin, das Zusammenspiel von Schulen und Vereinen zu intensivieren. Da gibt es vielerorts noch Luft nach oben. Es bräuchte zudem noch mehr Gelegenheiten, Sport unabhängig von einer Vereinszugehörigkeit zu betreiben. Andere Länder machen es uns vor. Dort gibt es mehr öffentliche Sportplätze, Basketballkörbe, Fußballtore. Angebote müssen möglichst niederschwellig sein. Davon abgesehen gibt es auch im Alltag vieles, was verbessert werden könnte. Es wäre beispielsweise sinnvoll, wenn Kinder und Jugendliche ihren Schulweg wieder zu Fuß oder mit dem Rad erledigen würden, statt von den Eltern vors Schultor chauffiert zu werden.