Forscher können dank eines neuen Projekts die Erdsenkung um Tagebaue in Echtzeit sehen.
Dabei haben sie herausgefunden, dass sich das Gelände um Tagebaue bis zu einem halben Meter pro Jahr absenkt.
Professor Mahdi Motagh spricht über seine Methoden, Bodenbewegungen zu erkennen.
Rhein-Erft-Kreis/Region – Dr. Mahdi Motagh ist Professor für Radar-Fernerkundung am Helmholtz-Forschungszentrum für Geowissenschaften in Potsdam. Mit ihm sprach Dietmar Fratz.
Herr Professor Motagh, was hat Sie für die Beobachtung der Tagebaue sensibilisiert?
Die Bewertung der Bodeninstabilität war immer schon ein zentrales Thema für die Bergbauindustrie. Es gibt bekannte Fälle, wo es zu Todesopfern und erheblichen wirtschaftlichen Schäden kam. Zudem ist die Grube Hambach der größte Tagebau in Deutschland. Da lag es nahe, das Gebiet mit den neuesten Techniken zu untersuchen.
Dank der Revolution in der Satellitentechnologie in den letzten Jahrzehnten und insbesondere der Zunahme der Verfügbarkeit von Synthetic-Aperture-Radar-Daten über Sentinel-1-Satelliten haben Ingenieure nun Zugang zu einer Messtechnik, die ihnen viel detailliertere Informationen über die Bodeninstabilität liefern kann, als dies derzeit mit anderen geodätischen Techniken möglich ist. Deshalb beschlossen wir, auszuwerten, welche neuen Informationen wir über Hambach erfahren können.
Welche Gefahren für die aktuellen und ehemaligen Tagebaue sehen Sie anhand der ermittelten Daten?
All diese Regionen zeigen deutliche Bodenbewegungen. Zu Absenkungen kommt es, wenn sich aufgeschüttetes Material verfestigt. Hebungen können manchmal entstehen, wenn die Last des Oberbodens abgetragen wird. Bodenverformungen können insbesondere dann zur Bedrohung werden, wenn sich städtische Regionen in der Nähe befinden. Aber auch ohne Bebauung und Infrastruktur sind sie ein wichtiges Thema für die Rekultivierung von Bergbaugebieten.
Wie sollten die Betreiber auf die erhobenen Daten und dazu geäußerten Hinweise reagieren?
Unsere Ergebnisse können den Betreibern von Tagebauen helfen, potenzielle Gefahren und Risiken im Zusammenhang mit ihrem Betrieb besser einzuschätzen. Satellitendaten können jetzt für das Risikomanagement in nahezu Echtzeit genutzt werden. Wenn ein bestimmtes Areal durch Satellitendaten als gefährdet erkannt wird, können Präventionsmaßnahmen ergriffen werden, um Unglücke zu vermeiden oder deren Auswirkungen zu minimieren.