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Experten warnenGelände um Tagebaue senkt sich bis zu halben Meter pro Jahr ab

Lesezeit 3 Minuten

Im Bereich von Tagebauen senkt sich das Gelände im Laufe der Zeit ab.

Rhein-Erft-Kreis/Revier – Nicht nur die Sonne sinkt bei klarem Wetter spektakulär über dem Tagebau Hambach. Auch das Gelände der aktuellen und ehemaligen Tagebaue bewegt sich vorwiegend abwärts.

Senkungen zwischen 31 und 50 Zentimetern pro Jahr konnten Wissenschaftler jetzt mithilfe von Datenmaterial des Sentinel-1-Satelliten des Europäischen Copernikus-Programms nachweisen.

„Wenn es um die Sicherheit im Tagebau geht, dann ist die Bodenstabilität einer der kritischsten Faktoren. Setzungen des Bodens oder das Abrutschen von Hängen stellen ein großes Risiko für Gebäude und Menschen dar“, warnt Mahdi Motagh. Der Professor des Potsdamer Helmholtz-Zentrums für Geoforschung hat die Daten zusammen mit zwei chinesischen Experten ausgewertet und jetzt in einem Fachblatt veröffentlicht.

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Tagebaue: Projekt zeigt „deutliche Landabsenkungen“

Neu an der Technik sind Beobachtungsrate und Präzision: Scannen herkömmliche Satelliten die Region etwa einmal im Monat, können die Sentinel-Daten wöchentlich und bei nur minimaler Abweichung der Umlaufbahn geliefert werden. „Das hilft uns, Gefahren in ganz spezifischen Bergbaugebieten in Deutschland zeitlich und räumlich viel detaillierter zu untersuchen als bisher“, berichtet Motagh. In Kombination mit Vor-Ort-Messungen könne man „das geotechnische Risiko von Tagebauen weitaus vollständiger als bisher bewerten.

Das Projekt zeige, dass es in den Tagebaugebieten Hambach, Garzweiler und Inden „deutliche Landabsenkungen“ gebe. Aus den Satellitendaten habe sich ebenfalls eine „signifikante horizontale Verschiebung“ von bis zu zwölf Zentimetern pro Jahr an einer Grubenflanke feststellen lassen. Auch die ehemaligen Tagebaue Fortuna-Garsdorf und Bergheim, die schon wieder landwirtschaftlich genutzt werden, wiesen Senkungen auf, die bis zu zehn Zentimeter pro Jahr erreichten, sagt der Bericht aus.

Das sagt RWE zu den Bewegungen

„Die Setzungen von Abraumkippen in Tagebaubereichen sind nichts Neues, sondern ein natürlicher Vorgang, den wir seit Jahrzehnten gut kennen und sogar steuern“, hält Guido Steffen, Sprecher RWE Power, dagegen.

Dies zeige eindrucksvoll, dass die 200 Meter hoch angeschüttete Sophienhöhe nicht rutsche, die Inde auf verkipptem Boden nicht rückwärts fließe und die Autobahn 44n auf verfüllter Fläche mitten durch den Tagebau Garzweiler stabil sei.

Der Boden verfestige sich nach Verfüllung über zehn bis 15 Jahre „anfangs um wenige Dezimeter, später im Millimeterbereich pro Jahr“, sagt der RWE-Sprecher. Die Folgenutzung der rekultivierten Landschaften sei „uneingeschränkt möglich“.

RWE sagt, dass keine Gefahren für die Bevölkerung entstünden

Auch RWE Power führe permanent Geomessungen am Boden und aus der Luft durch, besonders an den Böschungen die „intensiv überwacht“ würden, versichert er. Guido Steffen räumt ein, dass Böschungsteile in der Vergangenheit „schon mal nachgerutscht“ seien. Gefahren für die Bevölkerung entstünden dadurch jedoch nicht. Die späteren dauerhaften Böschungen für die Restseen sollen flacher modelliert werden. „Wir sorgen für eine sichere Landschaft. Wir können das“, sagt der RWE-Sprecher.

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Dirk Jansen, NRW-Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ist da skeptischer. „RWE überwacht sich selbst, und hat auch zurückliegende Vorfälle nicht prognostizieren können“, kritisiert er. Das Unternehmen wäre gut beraten, die neuen Datenmöglichkeiten der Potsdamer zu nutzen, auch um Vorfälle wie etwa in Nachterstedt (Sachsen-Anhalt) zu vermeiden. Dort war 2009 eine Böschung aus bis heute ungeklärter Ursache abgerutscht und hatte dabei mehrere Häuser in Mitleidenschaft gezogen. Drei Menschen wurden damals verschüttet.

„Es wird Folgen geben“, ist sich der BUND-Sprecher sicher und nennt etwa dauerhaftes Abpumpen und wasserwirtschaftliche Probleme durch die Absenkung der Landschaft, die in Elsdorf mehrere Meter seit Tagebauaufschluss ausmache. Jansen fordert einen öffentlich-rechtlichen Fond wie bei der Steinkohle, in den RWE einbezahlen müsse, und größere Sicherheitszonen. Man könne die Risiken in Neulandgebieten nicht wegdiskutieren.