Drei Jahre ist die Aktion einer Gruppe von rund 100 Aktivisten her. Drei von ihnen stehen nun wegen Nötigung vor dem Kölner Amtsgericht.
An Betonfässer gekettetKlima-Aktivisten nach Blockaden gegen Shell in Wesseling und Godorf vor Gericht
Von der „Letzten Generation“ war vor drei Jahren noch nicht die Rede; die Methoden der Klima-Aktivisten waren aber die gleichen wie heute. Am 7. August 2020 hatten rund 100 Frauen und Männer die beiden Shell-Werkstore in Wesseling und mit Kajaks den Hafen in Köln-Godorf blockiert, um gegen die Klimapolitik zu demonstrieren und unter anderem die Schließung der Shell-Raffinerie Rheinland zu erwirken. Mit einem Presslufthammer mussten Polizisten in Wesseling die beiden gewaltigen Betonfässer aufbrechen, an denen sich an jenem Freitagmorgen mehrere Aktivisten festgekettet hatten.
Drei der Aktivisten stehen am Dienstag, 12. September, vor dem Kölner Landgericht. Wie Behördensprecherin Denise Fuchs-Kaninski bestätigte, müssen sie sich wegen Nötigung verantworten. Eine Aktivistin soll sich in eine Hängematte gelegt haben, die an einem Kletterseil beziehungsweise Klettergerüst befestigt war, das über das Hafenbecken gespannt gewesen sein soll, um die Ein-und Ausfahrt der Frachtschiffe zu blockieren.
Aktivisten verteidigen ihre Aktionen in Wesseling und Köln-Godorf
Zwei Männer sollen gemeinsam mit weiteren Aktivisten mit Kajaks im Godorfer Hafen gepaddelt sein. Einen zweiten Punkt der Anklage durch die Staatsanwaltschaft hat das Gericht abgelehnt: die Störung öffentlicher Betriebe.
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Eigenen Angaben zufolge haben die Aktivisten fünf Schiffe an der Ausfahrt aus dem Godorfer Hafen sowie drei Schiffe an der Einfahrt in den Hafen gehindert und somit die Auslieferung von mehreren Tausend Tonnen an Raffinerieprodukten (unter anderem Xylol, Toluol, Diesel) blockiert haben. Der Hafen sei während der Aktion für mehr als sechs Stunden gesperrt gewesen.
Mit ihren Aktionen in Wesseling und Godorf hätten sie auf die „maßlose Verschmutzung und Zerstörung von Land und Wasser, von Luft und Atmosphäre“ und auch darauf hinweisen wollen, dass Shell „unmittelbar für den Tod und die Vertreibung von Menschen durch Unterstützung von Terrorregimen in Südafrika und Nigeria“ verantwortlich sei.
„Wir halten das aus“, hatte Werkssprecher Mauritz Faenger-Montag seinerzeit in Bezug auf die Blockade gesagt. Shell respektiere das Recht zu protestieren – vorausgesetzt, es geschehe auf rechtmäßige und vor allem sichere Weise. „Wir haben dasselbe übergeordnete Ziel wie die Klimaaktivisten, aber wir unterscheiden uns in den Wegen dahin“, erklärte er und erinnerte an die Zusammenarbeit mit Kunden, Aktionären, politischen Entscheidungsträgern und der Gesellschaft, um gemeinsam die Energiewende voranzubringen.
Ein Sprecher der Aktivisten kritisiert darüber hinaus das Gerichtsverfahren: „Der Staat, die Regierungen mit ihren Gesetzen und Menschenverwaltungsapparaten sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.“ Er kündigt – unabhängig vom Ausgang des Prozesses vor dem Amtsgericht Köln – weitere Aktionen an. „Widerstand gegen Großkonzerne, gegen Ausbeutung und Zerstörung funktioniert nicht mit Bitten und Appellen, sondern ist Handarbeit.“