WesselingSo sollen Überflutungen am Dikopsbach verhindert werden
Wesseling/Bornheim – Hätten die Überflutungen in Wesseling am 14. Juli weniger schlimm ausfallen oder sogar verhindert werden können? Mit dieser Frage muss sich jetzt Dr. Wolfgang Paulus, Geschäftsführer des Dikopsbachverbands, auseinandersetzen.
„Doch jede Prognose diesbezüglich wäre reine Spekulation“, sagt er. Fakt ist allerdings: Rein theoretisch hätte das Hochwasserauffangbecken erst einmal bis zu 20 000 Kubikmeter Wasser abfangen und aufnehmen können, um so, wie von den Bürgermeistern der drei beteiligten Kommunen, Wesseling, Brühl und Bornheim beim ersten Spatenstich im Juli 2020 versprochen, „Wesseling-Keldenich zuverlässig auch vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis zu schützen“.
14. Juli: Dikopsbach dehnt sich aus
Doch es kam anders. Bei den starken Regenfällen am 14. Juli schwoll der Dikopsbach aus dem Vorgebirge kommend derartig an, dass er sich breit wie ein Strom bis über die Kreisstraße, den Radweg und die Brücken ausdehnte, nicht jedoch in das eigens für solche Wetterereignisse geschaffene Hochwasserauffangbecken lief.
Von Badorf bis zum ENtenfang in Keldenich
Die Wasserverbände haben die Aufgabe, die Gewässer zu unterhalten, sie gegebenenfalls auszubauen und für den Hochwasserschutz zu sorgen. Sie gewährleisten zudem eine einheitliche Bewirtschaftung über alle Kreis- und Stadtgrenzen hinweg. Mitglieder des Dikopsbachverbandes sind die Städte Wesseling, Brühl und Bornheim. Der Dikopsbach entspringt in Brühl-Badorf, wo er zunächst noch Geildorfer Bach heißt. Ab der Schallenburg in Brühl Schwadorf heißt er dann Dikopsbach. Unterwegs fließt kurz hinter dem Gewerbegebiet in Sechtem auch noch der Mertener Mühlenbach in den Dikopsbach, der schließlich nach 10,5 Kilometern im Entenfang in Keldenich mündet und von dort durch ein unterirdisches Kanalsystem in den Rhein gelangt. (mkl)
In Wesseling und besonders in Keldenich standen am frühen Nachmittag schon viele Keller und Unterführungen unter Wasser. Auch auf der Sechtemer Straße kam am Nachmittag der Verkehr zum Erliegen. Passanten alarmierten die Feuerwehr, die mit einigen Mitarbeitern der Stadt Wesseling und privaten Unternehmen zum Dikopsbach eilte.
Wie Wesselings Feuerwehrchef André Bach erklärte, habe man dann manuell mit Schatafeln und dicken Wackersteinen den Dikopsbach vor dem Rohrdurchlauf der kleinen Brücke über den Dikopsweg soweit gestaut, dass das Wasser ins Hochwasserrückhaltebecken strömen konnte. Wie Paulus später erklärte, sei das Becken am Ende auch mit Wasser vollgelaufen.
Erste Analyse
„Die Ereignisse der Unwetternacht haben gezeigt, dass der Dikopsbachverband beim Hochwasserrückhaltebecken definitiv nachbessern muss“, erklärt auf Anfrage der Erste Beigeordnete der Stadt Wesseling, Gunnar Ohrndorf. Richtig empört schien er über die Tatsache, dass dieses 1,25 Millionen Euro teure Bauwerk am Ortseingang Keldenich so fatal beim Hochwasserereignis am 14. Juli versagt hat.
„Wir als Stadt sind sofort gemeinsam mit dem Bachverband in die Analyse eingestiegen, die aber noch nicht abgeschlossen ist“, so Ohrndorf.
Kritisch wolle man seitens der Stadt Wesseling nun den weiteren Verlauf begleiten. „So etwas darf auf keinen Fall nochmal passieren“, sagt Ohrndorf. „Der Hochwasser- und der Starkregenschutz sind, auch vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels, wichtige Aufgaben, die stetig vorangetrieben werden müssen.“ Deshalb müssten aus den Folgen des Unwetters so schnell wie möglich die richtigen Schlüsse gezogen und es müsse nachgebessert werden, wo es Not tue; zuallererst an besagtem Rückhaltebecken.
„Die Leute waren richtig verzweifelt“
Auch Keldenichs Ortsbürgermeister Paul Hambach fordert eine Nachbesserung am Rückhaltebecken, damit so etwas nie wieder passiert. Viele Bürger hätten ihn angerufen und angesprochen. „Die Leute waren richtig verzweifelt“, berichtet Hambach. So sehr hatten sie gehofft, dass mit diesem erst am 15. Dezember 2020 in Betrieb genommenen gewaltigen Rückhaltebecken die überfluteten Keller und Wohnungen im Ortsteil Keldenich bei Starkregenereignissen endlich der Vergangenheit angehörten.
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Wolfgang Paulus nannte als Grund für die Fehlfunktion einen möglichen Planungsfehler des Ingenieurbüros. „Das Rohr, das unter der Brücke hindurchführt, lässt einfach mehr Wasser durch als berechnet“, erklärt er. Damit das Wasser des Dikopsbachs in Hochwassersituationen in Zukunft direkt und selbstständig ins Rückhaltebecken abgeleitet werde, solle die Einlaufschwelle jetzt abgesenkt werden.
Pläne für die erforderlichen Veränderungen würden derzeit erarbeitet.