Nach 83 Jahren ist SchlussWesselinger Traditionsbäckerei schließt zum Ende des Jahres
Wesseling – Die Weihnachtsplätzchen und die Christstollen sind gebacken. Nur noch wenig Vorrat liegt in den Regalen der Bäckerei Krasemann in der Römerstraße, wo sie nach alten Familienrezepten hergestellt werden. „Nachschub an Weihnachtsgebäck mache ich nicht mehr“, sagt Bäcker- und Konditormeister Frank Krasemann traurig. „Zum Jahresende werden wir hier nach 83 Jahren unseren Betrieb schließen.“
Das Traditionsunternehmen Krasemann ist damit der sechste Wesselinger Bäckerei-Familienbetrieb, der innerhalb von sieben Jahren dicht macht. Er habe gemeinsam mit seiner Frau Sandra und seinem Sohn Dominik, der nach seiner Ausbildung zum Bäckermeister bereits in die Fußstapfen des Vaters getreten war, lange hin und her überlegt. „Letztendlich war es eine einvernehmliche Entscheidung“, sagt Frank Krasemann. Er habe seinem Sohn die große Last des eigenen Betriebes nicht auferlegen wollen.
Darum schließt die Traditionsbäckerei Krasemann
„Allein kann man einen Betrieb mit Bäckerei und Verkauf ja nicht führen“, erklärt der 48-Jährige. Doch seit Jahren fehle es an Fachkräften, hinzu kämen die immer strengeren Auflagen der Behörden, die enorm gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe und die schlechteren Umsätze wegen der Corona-Pandemie. Er habe das Café in seiner Filiale auf der Hubertusstraße während des Lockdowns schließen und die belegten Brötchen aus dem Angebot nehmen müssen. Die Tortenbestellungen fielen weg, weil Familien- und Firmenfeiern abgesagt wurden. „Es wurde einfach sehr viel weniger gekauft“, fasst er zusammen.
Noch steht Frank Krasemann jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe auf, um Brötchen, Brot, Teilchen und Torten zu backen. „Bei unseren Kunden möchten wir uns ganz herzlich für die Treue oft über ganze Generationen hinweg bedanken“, sagt er mit Wehmut in der Stimme.
1939 wurde die Wesselinger Bäckerei eröffnet
Die Bäckerei eröffnete auf der Kölner Straße am 1. April 1939. Aus Erzählung weiß Frank Krasemann, dass der erste „Firmenwagen“ seines Großvaters Lisa hieß und ein PS hatte – ein Pferdegespann. 1949/50 seien seine Großeltern in den Neubau mit Backstube und Geschäft auf die Römerstraße gezogen. „Hier war früher sogar ein großes Café“, erzählt Krasemann. Kürzlich habe er beim Aufräumen und Sortieren eine Preisliste von damals gefunden. „Eine Tasse Kaffee kostete in den 50er-Jahren 60 Pfennige“, erzählt er.
Sein Vater Erich übernahm den Betrieb 1968. „Ich bin hier aufgewachsen, die Backstube ist sozusagen mein Zuhause“, sagt Frank Krasemann. Schon als Kind habe er seinem Vater bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Zusammen mit seiner Frau trat er 2008 das Erbe in dritter Generation an und vergrößerte den Betrieb um ein Café auf der Hubertusstraße. „Noch kann ich mir ein anderes Leben gar nicht vorstellen“, sagt er.
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„Doch inzwischen ist das Haus verkauft, eine Backstube mit angeschlossener Bäckerei wird es hier nicht mehr geben“, erklärt er. Bis zum Auszug im Frühjahr müssen Krasemanns Unterlagen und Habseligkeiten aus drei Generationen sortiert sein. In den Ruhestand geht der Wesselinger Bäcker- und Konditormeister nicht. Er und seine Frau wagen in einer anderen Stadt einen Neuanfang als Angestellte mit einem Acht-Stunden-Tag.