Wesseling – Die Befürchtungen nach dem Badeunfall am Dienstagabend in Wesseling am Rhein haben sich nicht bestätigt: Der Vater (37) und seine vier Kinder (9, 8, 6, 2) sind wohlauf. Das bestätigte am Mittwochvormittag die Stadt Wesseling. Die Kinder und ihr Vater haben am Dienstagabend im Rhein am Wesselinger Sandstrand im seichten Wasser gespielt, als ein dort vor Anker gegangenes Tankschiff eine solche Sogkraft erzeugte, dass der Vater und seine Kinder unter Wasser gezogen wurden.
Ersthelfer waren laut Feuerwehr direkt zur Stelle und halfen der Familie. Auch der Vater selber tauchte bis zur Bewusstlosigkeit nach seinen Kindern.
Vater und vier Kinder wurden in die Uniklinik Bonn gebracht
Bei Ankunft der Einsatzkräfte war der Vater nicht bei Bewusstsein. Laut Feuerwehr hatte er versucht, nach seinem zweijährigen Kind zu tauchen. Dabei sei er selbst in die Unterströmung geraten. Der Rettungsdienst betreute, unterstützt von der Feuerwehr unter der Einsatzleitung von André Bach, die Familie.
Die Mutter der Kinder und Ehefrau des Mannes war zum Zeitpunkt des Unglücks nicht im Wasser. Seelsorgerisch wurde jedoch auch sie vom Rettungsteam betreut. Nach der ersten Behandlung vor Ort wurden die Kinder und ihr Vater in Rettungswagen zur Universitätsklinik nach Bonn gefahren.
„Unser Dank gilt denen, die am Rhein spazieren waren und sofort eingegriffen haben. Sie haben wichtige Erste Hilfe geleistet, und die Arbeit am Einsatzort ging Hand in Hand mit der Feuerwehr und dem Rettungsdienst“, lobte am Mittwochmorgen Wesselings Feuerwehrchef André Bach.
Feuerwehrchef André Bach über Gaffer in Wesseling: „Ich muss sagen, das widert mich an“
Weniger erfreulich fand auch er jedoch die große Anzahl an Passantinnen und Passanten, die den Einsatzort säumten, um Handyvideos zu drehen. „Ich muss sagen, das widert mich an“, so Bach. Die Feuerwehr war mit 20 hauptamtlichen Kräften im Einsatz – für alle Helfer war der Einsatz hochemotional.
„Dieser Abend zeigt wieder: Der Rhein ist ein Verkehrsweg und kein Ort zum Baden. Das Badeverbot gilt nicht umsonst und ist dringend einzuhalten“, betonte auch der Erster Beigeordneter der Stadt Wesseling, Gunnar Ohrndorf. Auch er dankte in einem kurzen Statement allen Rettungskräften und den Ersthelfern, die keine Sekunde gezögert hatten, um der Familie zu helfen. „Ich hoffe, die Familie kommt über diesen Abend hinweg und alle erholen sich vollständig davon.“
Eindringlich warnte auch Bach erneut vor dem Baden im Rhein. In den nächsten Tagen solle es ja noch wärmer werden – was vermutlich wieder viele an den Fluss ziehen wird, die Abkühlung suchen. Der Strom sei aber auch bei Niedrigwasser sehr gefährlich. „Die Sogwirkungen und die Strömung sind überhaupt nicht einschätzbar“, so Wesselings Feuerwehrchef.
Noch drastischer formuliert es Dr. Frank Eifinger. Der Intensivmediziner an Kinderklinik der Universitätsklinik Köln warnt: „Der Rhein ist ein furchtbares Gewässer!“ Er versteht nicht, dass sich Sommer für Sommer Menschen in den Fluss begeben – sei es stehend nur bis zu den Knien oder schwimmend mit dem ganzen Körper im Wasser.
Eifinger weiß: Die Flüsse haben eine starke Strömung, die Schwimmer mit sich zieht – nicht selten in Richtung der Fahrrinne der Berufsschifffahrt, wo die Strömung meist noch schneller fließt, als nahe dem Ufer. An Wasserbauwerken wie Buhnen – aufgeschüttete Steinwälle, die in den Fluss hinein ragen – oder Brückenpfeilern entstehen Strudel und Sogwirkungen, die auch einen guten Schwimmer leicht unter Wasser ziehen können.