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Tankschiff explodiertWasserschutzpolizist erzählt vom schlimmsten Unfall seiner beruflichen Karriere

Lesezeit 5 Minuten
EinWasserschutzpoliziststeht auf einem Boot.

Volker Ruberg an Bord der „WSP-5“. Das Boot schafft bis zu Tempo 40 stromaufwärts, stromabwärts sind es bis zu 50 Kilometer pro Stunde.

Sein Einsatzgebiet reicht von Bad Honnef an der Grenze zu Rheinland-Pfalz über die Bornheimer Rheinorte und Wesseling bis nach Köln-Sürth.

Volker Ruberg (52) hatte gerade seine Arbeit bei der Wasserschutzpolizei in Köln begonnen, als im Mai 1999 bei Dormagen das Tankschiff „Avanti“ explodierte. Zwei Menschen sind dabei ums Leben gekommen, zehn weitere wurden verletzt. Das Schiff war mit 1500 Tonnen Benzin beladen. „Ich habe bei der Absperrung des Rheins geholfen und bei der Personensuche im Wasser“, erinnert er sich. Im Nachhinein sei es einer der schlimmsten Unfälle gewesen, die er in seiner beruflichen Karriere erlebt hat.

1998 hat Ruberg bei der Wasserschutzpolizei in Köln begonnen. Seit annähernd 26 Jahren ist er bei der Wasserschutzpolizei in Bonn-Beuel, seit 2019 leitet er dort die Wache. Sein Einsatzgebiet reicht von Bad Honnef an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz über die Bornheimer Rheinorte und Wesseling bis nach Köln-Sürth. „Nachts übernimmt die Wasserschutzpolizei in Köln auch unser Einsatzgebiet“, erklärt Ruberg.

In zwei Schichten zwischen 7 und 22 Uhr halten insgesamt 22 Beamte den Rhein und die komplette Berufsschifffahrt und die Ausflugsboote und -schiffe im Blick. Unterhalb der Wache am Rheinufer hat das Polizeischiff seinen Anliege-Platz.

Schiff der Wasserschutzpolizei schafft bis zu 40 km/h stromaufwärts

Ruberg erkennt inzwischen schon an der Höhe der Heckwellen, ob ein Schiff zu schnell auf dem Rhein unterwegs ist. Normalerweise fahren die Berufsschiffer je nach Ladung, Bauform des Schiffes und Motorleistung mit maximal zehn Kilometern die Stunde, stromabwärts gehe es flotter mit etwa 20 bis 22 Kilometern die Stunde. „Eigentlich dürfen die Schiffe bei normalem Wasserstand ja auch so schnell fahren, wie sie können“, erklärt er. Doch es sei verboten, dabei Sog und Wellen zu verursachen. „Das kann ja zu Beschädigungen in den Uferregionen und dann zu Schadenersatzforderungen führen.“

Das Schiff der Wasserschutzpolizei „WSP-5“ schafft hingegen locker bis zu 40 km/h stromaufwärts und bis zu 50 km/h stromabwärts. Es ist seit 2001 im Einsatz. Wie im Straßenverkehr führen Ruberg und seine Kollegen damit auch ganz normale Verkehrskontrollen auf dem Rhein durch. „Dann werden die Papiere und Frachten kontrolliert und ob die Wasserverkehrsvorschriften an Bord eingehalten werden“, berichtet der Polizeihauptkommissar.

Wie für die Lkw-Fahrer gibt es Lenk- und Ruhezeiten

Ähnlich wie für die Lkw-Fahrer auf den Autobahnen gibt es auch für Besatzungsmitglieder der Berufsschiffer Lenk- und Ruhezeiten. „Und natürlich kontrollieren wir auch, ob sich die Besatzungsmitglieder daran halten“, sagt der 52-Jährige. Darüber hinaus brauche es je nach Schiff und Ladung besondere Qualifikationen, um die Schiffe fahren zu dürfen.

Das sei bei den Schiffen genauso wie bei Fahrzeugen – vom Motorrad über den Pkw bis zum Lkw und Gefahrguttransporter. „Die längsten Rheinfrachter sind etwa 135 Meter lang“, erklärt Ruberg. Im Schubverband könne ein einziger Frachter sogar auf bis zu 200 Meter zusammengesetzt werden. „Um solch ein Schiff fahren zu dürfen, braucht der Kapitän allerdings das große Patent“, erklärt der Beamte.

Sein Augenmerk und das seiner Kollegen liegt immer aber auch auf der Fracht. Insbesondere die Nähe zu der chemischen Industrie und den Raffinerien in Wesseling und Godorf sorgen ja auch dafür, dass im Zuständigkeitsgebiet auf dem Rhein jede Menge Gefahrstoffe transportiert werden. „Unsere Kontrollen konzentrieren sich deswegen auch auf die vorgeschriebenen Lösch-, Bord- und Transporttechniken.“

Vermisste Schwimmer werden mit Fernglas, Scheinwerfern und „Augen auf“ gesucht

Doch jede Kontrolle wird direkt abgebrochen, wenn Menschenleben im oder auf dem Rhein in Gefahr geraten. Ruberg kann gar nicht mehr aufzählen, wie oft er im Rhein bereits nach vermissten Schwimmern gesucht hat. Er und sein Team suchen noch ganz klassisch, mit Fernglas, Scheinwerfern und „Augen auf“. Im Ernstfall unterstützt sie die alarmierten Rettungskräfte der Feuerwehren und der Wasserwachten.

Unvergessen bleibt Ruberg dabei der schlimme Unfall im vergangenen Jahr in Hersel, wo ein Vater und sein Sohn im Rhein ertrunken sind. „Alleine im vergangenen Jahr sind im Rhein 378 Menschen ertrunken“, berichtet er und ergänzt: „Jeder einzelne ist ein Mensch zu viel.“ Präventiv führen die Beamten der Wasserschutzpolizei auch Sicherheitsberatungen in Rudervereinen, der DLRG und bei der freiwilligen Feuerwehr durch. Dabei werde auch immer neben rechtlichen Dingen über die Gefahren im Zusammenhang mit der Rheinschifffahrt gesprochen.

Verstärkt gehen die Beamten der Wasserschutzpolizei in diesem Jahr auch wieder an die Grund- und weiterführenden Schulen entlang ihres Einsatzgebiets und erläutern den Kindern und Jugendlichen die Gefahren des Rheines. Im Laufe seines Berufslebens haben Ruberg und seine Kollegen dabei die Erfahrung machen müssen, dass es längst besser ist an die Kinder zu appellieren, als an ihre Eltern.

Und dann sind da auch noch die Jetski-Fahrer, die sich gerne und speziell in den Sommerferien auch oft Höhe Bornheim-Widdig am rechten Rheinufer treffen und von dort ihre Vergnügungsfahrten starten. Erlaubt seien allerdings nur Wanderfahrten. Nur in einem etwa 500 Meter langen Bereich zwischen Wesseling und Urfeld seien „Hin- und Herfahrten“ erlaubt. Insbesondere an den Wochenenden sei der Andrang und entsprechend auch die Geräuschkulisse groß.

Erst neulich haben Ruberg und sein Team dort 14 Jetski-Fahrer kontrolliert. „Sechs von ihnen mussten wir eine Verwarnung erteilen“, berichtet Ruberg. Die Anwohner, die sich öfter vom Lärm der Jetskis gestört fühlen, begrüßen die Kontrollen. „Die Jetskifahrer sind diesbezüglich aber in der Regel sehr einsichtig und verständnisvoll.“


Die Ausbildung

Jeder Polizist kann sich nach der Grundausbildung und mindestens vier Jahren im Dienst an Festland für den Job bei der Wasserschutzpolizei bewerben. Die Zusatzausbildung dauert vier Jahre, der theoretische Teil der Ausbildung findet in Hamburg an der Polizeischule statt. Weitere Informationen gibt es hier. (mkl)