Die Crew des neuen Polizeiboots ist zuständig für 40 Rheinkilometer rund um Köln.
Schiffstaufe in KölnSchwimmende Polizeiwache löst altes Streifenboot ab
Ein Hauch von Nervosität ist spürbar bei der Oberbürgermeisterin, die gleich das neue Streifenboot der Wasserschutzpolizei taufen soll: Zerschellt die Flasche Sekt beim ersten Versuch am Bug? Wenn nicht, bringt das Unglück, sagt man in der Schifffahrt.
Ein „bisschen Manschetten“ habe er bei Henriette Reker ausgemacht, verrät ein Polizist kurz vor der Zeremonie. Und Herbert Reul erhöht den Druck. In seiner kurzen Festansprache auf dem Ponton im Deutzer Hafen erinnert der NRW-Innenminister an eine Schiffstaufe in Duisburg vor vier Jahren, bei der die Flasche erst im vierten Versuch zerplatzte.
Köln: Neues Polizeiboot hat modernste Technik an Bord
„Drücken Sie mir die Daumen“, sagt Reker noch, dann zieht sie an einem Seil, das eine interessante Konstruktion in Gang setzt: Die Sektflasche, fixiert an einer drehbaren Eisenstange, saust hinunter und zerplatzt am Rumpf der „WSP 9“. Alles vollautomatisch. Diese Vorrichtung wird seit der Pleite von Duisburg eingesetzt, damit bei Schiffstaufen nichts mehr schiefgeht.
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Das ungefähr eine Million Euro teure Boot ersetzt seinen 30 Jahre alten Vorgänger, der nun ausrangiert wird. 16 Tonnen ist die „WSP 9“ schwer, sie verfügt über 900 PS, ist 17 Meter lang, erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 45 Kilometer pro Stunde und hat jede Menge moderne Technik an Bord. Unter anderem eine Wärmebildkamera und ein Sonargerät mit 3D-Bilddarstellung. Der Minister gerät ins Schwärmen. Es sei „mehr als ein reines Boot“, es sei eine „schwimmende Polizeiwache“, ein „Kunstwerk der Technik“.
Gebaut wurde die „WSP 9“ in einer Werft im niedersächsischen Barßel-Reekenfeld. Neuer Heimathafen ist Köln, die hiesige Wasserschutzpolizei ist zuständig für 40 Rheinkilometer. Die Beamtinnen und Beamten, die organisatorisch zur Wasserschutzpolizei Duisburg gehören, kommen bei Unfällen und Schiffsunglücken zum Einsatz.
Sie kontrollieren Schiffe, deren Ladung und die Papiere der Besatzungen und verfolgen Umweltdelikte wie zum Beispiel illegale Abfallentsorgung im Fluss. Manche Schiffsführer etwa leiten verbotenerweise Altöl ins Wasser – eine Straftat.
Daneben haben die Rhein-Polizisten immer wieder mit lebensmüden Brückenspringern zu tun, mit leichtsinnigen Badegästen und Wassersportlern, aber auch mit Anglern ohne Fischereischein.
Einem alten Brauch folgend übernehmen Frauen die Schiffstaufe, das soll Glück bringen und Crew und Boot vor Unheil, bösen Geistern und Seeungeheuern schützen. Eine Pfarrerin spricht anschließend noch ein Gebet, sie segnet das Schiff und wünscht der Crew „allzeit gute Fahrt in Gottes Namen“. Die übrigen Schiffe im Hafen hupen, die Gäste applaudieren, der Innenminister tauscht die Fahne der Werft am Bug gegen eine Landesfahne von NRW aus – dann gehört die „WSP 9“ auch offiziell der Polizei.