Rhein-Sieg-Kreis – „Krass war der Ansturm in den Service-Centern Siegburg und Hennef. Wir mussten spontan das Personal verstärken“, berichtet Melanie Matyschok vom ersten Verkaufstag des 9-Euro-Tickets für den Nahverkehr.
Zahlen habe sie aber erst am Dienstag, sagte die Sprecherin der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) am Montag auf Anfrage.
Busfahrer bekamen 1-Euro-Stücke als Wechselgeld
Auch am Troisdorfer Bahnhof und in der RSVG-Zentrale in Sieglar sei das Ticket gefragt gewesen. Zum Glück hätten es wenige in den Bussen gekauft. Das könne den Fahrplan durcheinanderbringen. Die Fahrer seien aber mit zusätzlichen 1-Euro-Stücken als Wechselgeld ausgestattet worden.
„Nachfrage, aber keine Schlangen“ verzeichnete Stefanie Zießnitz an den Verkaufsstellen der Stadtwerke Bonn (SWB). Sie berichtete von einem technischen Problem bei der App der SWB am Montagmorgen. Das sei aber schnell behoben worden.
Einige Kunden hätten irrtümlich angenommen, die Tickets seien limitiert, und hätten sie deshalb gleich am ersten Tag erworben.
Kunden planen kleine Reisen mit dem Ticket
Bundesweit schätzt die Deutsche Bahn die Zahl der verkauften 9-Euro-Tickets auf rund 200.000. „Auch in NRW ist der Verkauf der günstigen Monatskarten sehr gut angelaufen“, teilte die Pressestelle in Düsseldorf auf Nachfrage mit.
Eine der ersten, die das Ticket in Siegburg kaufte, war Antje Schneider aus Windeck: „Ich muss bisher immer Einzelkarten kaufen, weil ich sehr unregelmäßig fahre. Das Neun-Euro-Ticket kommt mir sehr entgegen, und ich bin jetzt schon dafür, dass es das noch länger gibt“, sagte sie.
Auch Werner Moll aus Sankt Augustin griff zu, obwohl er statt mit Bus und Bahn mit dem Fahrrad fährt. Aber: „Mit dem Ticket fahre ich in den nächsten Monaten auch mal spontan nach Aachen oder Köln."
Justin Steinbrenner aus Morsbach, der das 9-Euro-Ticket bereits für Juni und Juli erwarb, hat sogar noch weitere Fahrten vor: Im Sommer will ich mit den Nahverkehrszügen nach München fahren".
Ticketverkauf über Automaten und Apps
Auf die verschiedenen Vertriebswege verweist Benjamin Jeschor vom Verkehrsverbund Rhein-Sieg. Die Verkehrsunternehmen verkauften das Ticket über ihre Automaten. Außerdem könne es über die Apps der Verkehrsunternehmen gebucht werden.
Dass das Ticket den Einstieg zum kostenlosen Nahverkehr bieten wird, bezweifelt Jeschor. Modelle wie das in Wien seien nicht vergleichbar. Dort werde bei Arbeitgebern eine Art ÖPNV-Steuer pro Arbeitsplatz erhoben. Zudem habe die Hauptstadt Österreichs ihren Nahverkehr 20 Jahre intensiv ausgebaut.
In NRW werde der Nahverkehr zu einem Drittel von der öffentlichen Hand, zu zwei Dritteln über Tickets finanziert. In Berlin sei das andersherum. Fest stehe, dass jemand die Kosten übernehmen müsse. Nach derzeitiger Gesetzeslage seien das am Ende Kreise, Städte und Gemeinden, erklärte Jeschor.