AboAbonnieren

Grüne dagegenGemeinderat Much wählt teurere Lösung für Erweiterung der Grundschule

Lesezeit 4 Minuten
Ein Grundschulgebäude mit verglastem Eingangsgebäude.

Die Grundschule Much Klosterstraße muss erweitert werden. Der Verwaltungstrakt links vom Haupteingang wird teilweise abgebrochen und neu aufgebaut.

Vor fast einem Jahr war diese Variante schon einmal beschlossen worden. Das Architekturbüro verglich noch einmal Kosten und Risiken.

Fast ein Jahr gingen die Mucher Kommunalpolitikerinnen und -politiker mit der Frage schwanger, nun gaben sie die endgültige Antwort: Der notwendige Ausbau der Grundschule Klosterstraße wird in der teureren Variante realisiert. Dafür fand sich eine Mehrheit von CDU und SPD; die FDP und die Grünen stimmten dagegen.

Auftrag zum Bau in Much im April erteilt

Schon im September 2023 war die gleichlautende Entscheidung getroffen worden. Im April dieses Jahres indes erteilten die Gemeindevertreter dem Planungsteam um die Architektin Claudia Pannhausen den Auftrag, zwei der vorgeschlagenen Lösungsmöglichkeiten noch einmal genauer zu untersuchen und zu vergleichen. Unter anderem sollte das Risiko von Mehrkosten aufgrund notwendiger Tiefbau- und Erdarbeiten erwogen werden.

Zum Hintergrund: Die Grundschulleitung hatte Bedarf für einen weiteren Klassenraum angemeldet; entgegen dem Trend sinkt nämlich die Zahl der Schülerinnen und Schüler nicht. Schon jetzt sei die Schule am Limit, sagte der Beigeordnete Karsten Schäfer dieser Zeitung. Notwendig für die Umsetzung des pädagogischen Konzepts seien zudem ein Musikraum, ein Kunst- und Werkraum sowie ein Förderraum.

Für wünschenswert, so Schäfer, halte die Schulleitung auch einen Elternraum, einen Rückzugsraum für Schüler, einen Lehrerarbeitsraum und einen Lehrmittelraum. All das ist aber im bestehenden Gebäude nicht darstellbar.

Ich kann Ihnen nicht heute oder in drei Monaten sagen, das ist ohne Risiko
Architektin Claudia Pannhausen zu möglichen unbekannten Kosten

Mehrere Optionen waren dafür diskutiert worden, zwei blieben am Ende übrig. Wer nun auf eine klare Empfehlung Pannhausens gehofft hatte, wurde enttäuscht. „Es gibt immer ein Risiko“, sagte sie mit Blick auf die Erdbewegungen. „Ich kann Ihnen nicht heute oder in drei Monaten sagen, das ist ohne Risiko.“ Bei keiner Variante könne auf Tiefbauarbeiten verzichtet werden.

Ein Schulhof in der Abendsonne.

„Eine Katastrophe“ sei schon jetzt der Schulhof, sagt die kommissarische Schulleiterin Melanie Baumer.

Gleichwohl ließ die Architektin erkennen, welche Lösung sie bevorzugte: den Abbruch eines Teils der Verwaltung, um diesen Gebäudetrakt aufzustocken. Dieser Plan sei schon damals als funktionalste Lösung auch von den schulischen Abläufen her favorisiert worden, betonte Pannhausen. Variante 2 hingegen – ein Gebäude auf dem unteren Schulhof – bedeute den Verzicht auf die bisherige offene Pausenhalle und den Spielplatz ebenso wie Flure ohne Tageslicht im zweiten Untergeschoss und keine vollständige Barrierefreiheit ohne Einbau eines zusätzlichen Aufzugs.

Verständnis zeigte Claudia Pannhausen für das Dilemma der Politik: Als Planerin empfehle sie die Variante 1 als Investition in die Zukunft. Aber auch Variante 2 – mit 3,1 gegenüber 4,4 Millionen Euro deutlich günstiger als die andere – „wird funktionieren“, prognostizierte sie. „Aber nicht so gut.“

Der Schulhof ist sei schon jetzt eine Katastrophe, sagte die kommissarische Schulleiterin

„Kinder in einem Keller unterzubringen“ sei „eine Ansage“, sagte die kommissarische Schulleiterin Melanie Baumer und plädierte für die zunächst teurere Lösung. Schon jetzt sei der Schulhof ohnehin „eine Katastrophe“, die ein Verzicht auf Spielplatz und die Schatten spendenden Bäume dort noch verschärfen werde.

Eine Wippe und ein Klettergerüst auf einem kleinen Kinderspielplatz. Im Hintergrund steht eine seitlich offene Halle.

Bei der nun verworfenen Lösung hätten der Spielplatz und die Fläche der Pausenhalle (im Hintergrund) als Bauplatz herhalten müssen.

Für die kostspieligere Planung – allerdings stehen danach auch 300 Quadratmeter mehr zur Verfügung –warb auch Katja Ruiters von der SPD. „Wenn wir jetzt Murks machen, haben die nächsten Generationen was davon“, sagte sie mahnend. Ins gleiche Horn stieß Jutta Manstein (CDU): „Es gefällt mir am wenigsten, bei den Kindern zu sparen“; an anderer Stelle entscheide man leichter über größere Ausgaben.

Derweil erneuerten die Grünen ihre bereits im April geäußerte Ablehnung: Es gehe um „eine unglaublich hohe Summe“, sagte deren Sprecherin Pauline Gödecke, „so oder so entscheiden wir uns für höhere Steuern.“ Sie bedauere, „dass nicht einmal überlegt wurde“, wie Alternativen oder eine günstigere Lösung aussehen könnten. So sei doch vielleicht die Unterbringung einzelner Klassen im Jugendzentrum denkbar.

Auch die FDP argumentierte mit den Sparzwängen einer Kommune im Haushaltssicherungskonzept. „Was wir an Geld brauchen, müssen wir uns an Steuern holen“, sagte Wolfgang Brönstrup. Beide vorgestellte Varianten ließen sich ausgestalten, „alles nicht so dramatisch“, kommentierte er die Kritik an der Variante 2.

„Im Zwiespalt“ zwischen Finanzen und Pädagogik sah sich Bürgermeister Norbert Büscher. „Mit jedem Euro wird das Korsett enger“, rief er aber die finanzielle Lage der Gemeinde in Erinnerung. Irgendwann müsse man damit anfangen, nicht immer ein „noch besser“ zu wählen. In der abschließenden Abstimmung enthielt sich der Verwaltungschef.