Ein Experte spricht über seinen Einsatz in Swisttal bei Bonn, über die Gefahren, aber auch über die rasante Verbreitung der invasiven Art.
„Keine Chance“Riesiges Nest der asiatischen Hornisse bei Bonn – Experte schlägt Alarm und warnt
Mit einem extrem aufwändigen Einsatz ist am Dienstag (29. Oktober) ein riesiges, acht Kilogramm schweres Nest der asiatischen Hornisse aus einem Baum an der Kölner Straße in Swisttal-Heimerzheim bei Bonn entfernt worden. Imker Klaus Maresch schlägt unterdessen Alarm. Die invasive Art verbreitet sich nicht nur rasend schnell bei uns in der Region, aufgrund ihres Verteidigungsverhaltens ist die Hornissenart auch hochgradig gefährlich.
Noch während des Gesprächs mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch (30. Oktober) ist der Warnton auf dem Rechner von Klaus Maresch für neue Meldungen im Zusammenhang mit der asiatischen Hornisse mehrmals zu hören.
Experte warnt vor asiatischer Hornisse: Jedem Nest folgen 30 weitere
„Aktuell wurde uns ein Nest in der Bonner Rheinaue gemeldet“, so der Imker. Aufgrund der Fotos und der Hinweise der Frau von vor Ort gehe er davon aus, dass es sich um ein Nest der asiatischen Hornisse handelt. Auch aus dem Godesberger Raum ging kurz darauf eine Meldung ein.
Maresch freut sich unterdessen über jede Meldung, die im Zusammenhang mit der invasiven Art bei ihm eingeht. Die Rechnung, die der Bonner Imker aufmacht, klingt erschreckend: Jedem Nest, das nicht entfernt wird, folgen im nächsten Jahr 30 neue Nester. Die Ausbreitung der asiatischen Hornisse ist also mehr als rasant.
Nest der asiatischen Hornisse in Swisttal wog acht Kilogramm – bis zu 6000 Insekten
Bis in den Dezember hinein wachsen die Nester der asiatischen Hornisse weiter an. Welche Ausmaße das annehmen kann, wurde jetzt bei dem aktuellen Fall an der Kölner Straße in Swisttal mehr als deutlich.
Über acht Kilo hat das Gebilde laut Klaus Maresch gewogen. Das Nest hatte eine Länge von rund 80 Zentimetern und einen Durchmesser von 70 Zentimetern. Insgesamt 1,5 Kilogramm tote Hornissen habe er anschließend aus dem geöffneten Korpus geborgen. Bis zu 6000 Tiere können in einem solchen Nest leben.
Die Gefahren, die ein solches Nest mit sich bringen kann, sind gravierend. Oft sind die Gebilde der asiatischen Hornisse sehr niedrig angebracht. Er habe bereits zwei Fälle in Aachen und in Muffendorf erlebt, wo ein solches Nest auf Kopfhöhe hing, berichtet Maresch im Gespräch mit dieser Zeitung.
Oft hängen die Nester der asiatischen Hornisse niedrig – „tödliche Gefahr“
In dem Fall in Aachen-Brand wollte gerade ein Gärtner zur Arbeit schreiten, als er das Nest im letzten Augenblick entdeckte. Es hing auf Augenhöhe, versteckt unter einer Efeuranke.
„Das hätte tödlich ausgehen können“, warnt der Bonner Experte. „Die asiatische Hornisse neigt zur Massenattacke und wird sehr schnell aufgeschreckt, wenn man dem Nest zu nahe kommt oder man es sogar berührt.“
Asiatische Hornissen sprühen Gift in die Augen ihrer Feinde
Was passiert, wenn Hunderte Hornissen auf einen Menschen losgehen, will man sich lieber nicht ausmalen. „Wenn Sie ein solches Nest erst einmal aufstören, dann haben Sie keine Chance mehr, wegzukommen“, erklärt Klaus Maresch, der seit Jahrzehnten das Verhalten auch von aggressiven Arten wie etwa auch der Killer-Biene studiert.
Eine Eigenart der asiatischen Hornisse sei es, dass sie in Massen ausströmen und gezielt Gift in die Augen ihrer Feinde spritzen, um sie innerhalb von Sekunden orientierungslos zu machen, so der Bonner Imker weiter.
Asiatische Hornisse: Extrem aufwändiger Einsatz in Swisttal bei Bonn
Sein jüngster Einsatz in Swisttal-Heimerzheim zwischen Bonn und Rheinbach war unterdessen extrem aufwändig. Schon allein, das Nest zu verorten, sei eine Herausforderung gewesen. Sogar eine Drohne wurde in die Luft geschickt, um das Gelände mit einer Wärmebildkamera abzusuchen – leider ohne Erfolg.
In der Baumkrone einer Kiefer an der Kölner Straße 87 sei das Hornissen-Nest dann schließlich doch entdeckt worden. Es hing in 18 Metern Höhe, direkt über einer Baustelle für eine Kindertagesstätte.
Mit einem Hublift vom Baubetriebshof der Gemeinde Swisttal und einem Imker-Kollegen ließ sich Klaus Maresch in die Baumkrone fahren. Eigentlich hätte der Experte hier sofort das Pestizid zugeführt, doch in diesem Fall sei das zu gefährlich gewesen. Die Hornissen hätten zu Hunderten herunterfallen oder verstört herumfliegen können, direkt über einer Baustelle auf der Hauptstraße in Heimerzheim.
Bonner Imker wird in 18 Metern Höhe von Hornissen umschwirrt
Stattdessen befüllte Maresch das Einflugloch mit Rasierschaum. Anschließend stach er mit einer Lanze in das Hornissennest und leitete das Pestizid ein. Eine Prozedur, die zwar für die Allgemeinheit sicherer war, ihn selbst aber in eine unangenehme Situation brachte.
Denn sofort wurde er von aufgebrachten Hornissen umschwirrt, noch dazu auf dem schmalen Podest des Hublifts in luftiger Höhe. Selbst für den erfahrenen Imker, der einen speziell für die asiatische Hornisse konzipierten Schutzanzug trug, zu viel des Guten. Schnellstmöglich brachte er sich in Sicherheit und wartete, bis das Pestizid gewirkt hatte.
Das Nest wird nun weiter untersucht. Vor der asiatischen Hornisse kann der Experte aber nicht oft genug warnen. Auch im Vergleich zur heimischen Hornissenart, die eher friedliebend sei. Auf keinen Fall sollte man ein solches Nest eigenständig entfernen wollen. Es besteht Lebensgefahr. Er bittet darum, jeden Verdachtsfall umgehend unter der Telefonnummer 0152-09795271 zu melden.