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„Es geht um Existenzen“Klage gegen Querbeat-Festival abgewiesen – Veranstalter reagiert mit Kritik

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Querbeat spielen als Vorband von Materia. Konzert in der Lanxess-Arena.

Das Querbeat-Festival in der Bonner Rheinaue darf stattfinden – die Klage hat trotzdem für einen wirtschaftlich hohen Schaden gesorgt. (Archivbild)

Weil ein Anwohner gegen das Querbeat-Festival „Randale & Freunde“ geklagt hatte, baute der Veranstalter den Bühnen-Aufbau um.

Das Querbeat-Festival „Randale & Freunde“ in Bonn stand in dieser Woche zwischenzeitlich auf der Kippe. Ein Anwohner hatte am Montag einen Eilantrag gegen die Veranstaltung in der Bonner Rheinaue beim Kölner Verwaltungsgericht eingereicht. Der wurde am Donnerstag abgelehnt. Trotzdem hat die Klage zu einem erheblichen Aufwand und hohen Kosten geführt, berichtet der Veranstalter Sandro Heinemann von Rheinevents im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.

„Jeder Bürger hat das Recht, zu klagen. Für mich ist die Kurzfristigkeit aber ein Problem“, sagt Heinemann. Allein, wenn die Klage eine Woche früher eingereicht worden wäre, hätte es ihm als Veranstalter, der Stadt und den Künstlern länger Zeit gegeben, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Querbeat-Festival in Bonn: Umbau der Bühne sorgt für hohe Kosten

Den Druck, der durch die Klage ausgelöst wurde, beschreibt Heinemann als extrem. Ein Jahr Planung sei innerhalb weniger Stunden über den Haufen geworfen worden. „Das ist nicht nur ein körperlicher und mentaler Druck, dem man sich stellen muss, sondern auch ein wirtschaftlicher. Der Umbau hat uns knapp im sechsstelligen Bereich gekostet“, sagt Heinemann. „Für 25.000 Menschen geht es dabei um einen schönen Tag, für viele geht es bei einer solchen Veranstaltung aber um wirtschaftliche und persönliche Existenzen.“

Bereits am Dienstag hätten sie sich als Veranstalter nach Beratungen mit der Stadt und juristischem Beistand dazu entschieden, die Veranstaltung nicht von einem Gerichtsurteil abhängig zu machen. So wurde, für die Bonner Rheinaue ungewöhnlich, die Spielrichtung geändert und die Bühne um 180 Grad gedreht. „Bei einer Entscheidung am Donnerstag oder Freitag hätten wir nicht mehr genügend Zeit gehabt zu reagieren. Deswegen haben wir schon am Dienstag alles dafür getan, zu verhindern, dass es eine Absage des Events gibt“, sagt Heinemann.

Verwaltungsgericht lehnt Klage gegen Querbeat-Festival ab – öffentliches Interesse höher

Durch den veränderten Aufbau der Bühne würde es in Bonn-Beuel nicht mehr zu einem „seltenen Ereignis“ kommen, das eine Sondergenehmigung benötige, so Heinemann. Der klagende Anwohner hatte sich mit seinem Eilantrag gegen die von der Stadt Bonn erteilte immissionsschutzrechtliche Genehmigung der Veranstaltung gewandt und darauf verwiesen, dass die Anzahl der jährlich zulässigen 18 „seltenen Ereignisse“ überschritten würden.

Das Verwaltungsgericht lehnte den Eilantrag am Donnerstagabend nach einer Interessensabwägung ab. In einer Mitteilung des Gerichts heißt es, dass die Band Querbeat mit den anderen namhaften Bands ein überregionales Publikum anziehe. Dies und die erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen, die eine kurzfristige Absage der Veranstaltung bedeuten würden, seien als öffentliches Interesse höher zu gewichten als das private Interesse des Anwohners an der Einhaltung der Immissionsrichtwerte auf seinem rechtsrheinisch liegenden Grundstück.

Auch die Stadt Bonn begrüßt die Entscheidung des Gerichts: „Wir freuen uns sehr, dass das Heimspiel für Querbeat wie geplant in der Rheinaue stattfinden kann. Das Festival mit der international bekannten Brasspop-Band, die ihre Wurzeln in Bonn hat, und weiteren namhaften Bands ist eine wichtige Veranstaltung für den Kultur- und Tourismusstandort Bonn.“ Die Stadt habe zuvor in einer Stellungnahme ihr Auffassung übermittelt, dass die Genehmigung der Veranstaltung rechtmäßig erfolgt sei, da die Zahl der gesetzlich erlaubten Veranstaltungen, die als seltenes Ereignis durchgeführt werden, noch nicht ausgeschöpft gewesen sei.

Querbeat-Sänger Jojo Berger wendet sich bei Instagram an Fans

Im anhaltenden Klageverfahren seien weitere Rechtsfragen zu klären, die sich in einem Eilverfahren nicht abschließend prüfen ließen. Die Entscheidung bleibe abzuwarten, so die Stadt Bonn. Dennoch geht sie davon aus, dass neben „Querbeat, Randale & Freunde“ in diesem Jahr noch für die Rheinaue geplanten und genehmigten seltenen Ereignisse „KunstRasen!“ und „Jeck im Sunnesching“ stattfinden können.

Querbeat-Sänger Jojo Berger meldete sich am Donnerstagabend bei den Fans mit „good news“: „Das Festival findet zu 100.000 Prozent statt und wir sind sehr happy darüber.“ Er wirbt um Verständnis, dass bei den kurzfristigen Umbauarbeiten „der ein oder andere Fehler“ gemacht worden sein könnte.

Auch Veranstalter Sandro Heinemann und sein Team freuen sich „über jeden, der dem Kläger trotzen und spontan vorbeikommen will.“