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Vor GerichtEx-Profiboxer soll in Siegburg wiederholt Unbekannte geschlagen haben

Lesezeit 3 Minuten

Ein Ex-Profiboxer soll wiederholt auf unbekannte Menschen eingeschlagen haben. (Symbolbild)

Bonn/Siegburg – Dass der Mann regelkonform zuschlagen kann, das hat er jahrelang als Turnierboxer bewiesen. Aber seitdem der 54-jährige Familienvater vor drei Jahren in die Obdachlosigkeit abgerutscht ist, setzt er seine Fäuste nicht im Ring, sondern offenbar im Zorn ein. Davon jedenfalls geht die Bonner Staatsanwaltschaft aus, die den Mann wegen gefährlicher Körperverletzung, Betrug und Bedrohung angeklagt hat.

Da er die Straftaten mutmaßlich im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen hat, sollen die Richter seine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik prüfen. Der Mann sei durch eine krankhafte seelische Störung zu gefährlich, heißt es in der Antragsschrift.

Ex-Boxprofi schlägt Opfer bewusstlos

Innerhalb von zwei Monaten soll der Beschuldigte mehrere Male mit der geballten rechten Faust, mit Flaschen oder auch einem Buch im DIN-A5-Format unvermittelt so heftig zugeschlagen haben, dass seine Opfer Platzwunden erlitten oder sogar bewusstlos wurden.

Getroffen hat es unter anderem einen im Bett liegenden Mitbewohner einer Obdachlosenunterkunft, aber auch Personen, die sich zufällig auf der Straße, in einem Imbiss oder auf dem Pausenhof einer Grundschule in Siegburg aufgehalten hatten. Außerdem soll der 54-Jährige in einem Restaurant Rinderfilet, Saft und Kaffee für 40 Euro verzehrt haben, die er nicht bezahlen konnte.

Auch einer Jugendliebe hatte der Angeklagte laut Anklage übel mitgespielt: Der 48-Jährigen schrieb er demnach einen bedrohlichen Brief: „Wenn Du Dich mit mir einlassen solltest, wonach ich mich sehr sehne, wirst Du die nächsten sechs Monate nicht überleben.“ Der „Angebeteten“ hat die Post so eine Angst gemacht, dass sie zur Polizei ging. Die Richter überlegen jetzt sogar, die Zeugin per Videoübertragung zu vernehmen.

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Der Angeklagte, der Dienstag geschwiegen hat, hatte aus dem Gefängnis lange Briefe an das Gericht geschrieben, in denen er um ein „humanes Urteil“ bittet. Sein Absturz in die Obdachlosigkeit begann, nachdem seine Ehefrau, mit der er drei Kinder hat, ihn nach 30 Jahren rausgeworfen habe. „Ich versichere Ihnen, dass ich kein Schläger bin“, schreibt er. Aber in der Obdachlosen-Szene werde eine andere Sprache gesprochen, die heiße Misstrauen, Niedertracht und Gewalt. Ein Zustand jedenfalls, den er „nicht mal seinem Erzfeind“ wünsche.

In seiner Gerichtspost schreibt er weiter: „Ich sehne mich danach, mit meinem Sohn ein Eis essen zu gehen“, in seinem alten Beruf oder auch als Nachhilfelehrer zu arbeiten „und bald wieder in Freiheit zu sein.“ Jeden Tag sage ihm sein kleiner Sohn: „Papa, ich vermisse dich.“ Warum man ihn für psychisch krank halte, das könne er nicht verstehen, schrieb der Angeklagte an das Gericht.