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Neues Projekt in BonnFlüchtlingsbeiräte sollen in Unterkünften mitbestimmen

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Flüchtlinge in Bonn sollen sich demnächst selbst organisieren. Das Pilotprojekt kostet rund 310.000 Euro.

Bonn – Der Alltag in einer Flüchtlingsunterkunft birgt hohes Konfliktpotenzial. Jemand hat seinen Müll nicht weggeräumt. Die Toiletten sind verschmutzt. Auch nachts wird lautstark Musik gehört. Oft muss die Polizei eingreifen, um den Streit zu schlichten. In Bonn soll das Miteinander in den Heimen künftig harmonischer ablaufen.

Ein Pilotprojekt der Otto-Benecke-Stiftung ermöglicht den Flüchtlingen, Beiräte zu wählen. „Wir müssen die Menschen in die Lange versetzen, selber Akteur ihrer Alltagsgestaltung zu werden“, sagt Wolfgang Picken. Der Pfarrer im Seelsorgebereich Bad-Godesberg gehört zu den Initiatoren der Mitbestimmungs-Initiative.

In Bonn leben derzeit rund 2000 Menschen in Flüchtlingsunterkünften. Das Projekt startet zunächst in vier Heimen mit insgesamt 500 Bewohnern, die überwiegend aus Syrien, Afghanistan und nordafrikanischen Ländern stammen. „Sie sollen lernen, wie man Konflikte in demokratischen Strukturen lösten kann“, sagt NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP).

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Zugehörigkeitsgefühl soll gestärkt werden

Das Projekt eröffne die Chance, das Zugehörigkeitsgefühl von Flüchtlingen in unserer Gesellschaft sowie ihre Eigenverantwortung zu stärken. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, ist sich sicher: „Die in Bonn erprobte Partizipation kann Vorbildcharakter für Kommunen im ganzen Bundesgebiet haben.“ Ziel des Projekts sei das Erlernen und Einüben von demokratischen Strukturen. Diese Erfahrung sei wesentlich für das Gelingen der Integration: „Hier haben wir bislang ein Defizit in den Flüchtlingseinrichtungen“, so der SPD-Politiker.

Bis dahin ist der Weg allerdings noch weit. Denn die Mitbestimmung in den Heimen ist viel schwieriger zu organisieren als etwa das Beiratswesen an den Kindertageseinrichtungen. „Die Verweildauer der Flüchtlinge ist sehr unterschiedlich“, sagt Projektleiter Bernd Loschnig. „Manche werden in Wohnungen weitermittelt, andere müssen in ihre Heimat zurück. Es wird also nur wenig Kontinuität in den Gremien geben.“

Finanzierung für zwei Jahre

Zunächst sollen interessierte Flüchtlinge die Möglichkeit erhalten, die Gremienarbeit unter Anleitung von Stiftungsmitarbeitern auszuprobieren. „In einem zweiten Schritt sollen sich die Heimbeiräte zur Wahl stellen“, sagt Loschnig. Welche Regeln dabei gelten, ist noch unklar. Auch Minderheiten müssten mitgestalten können, heißt es. Geplant ist unter anderem, dass die Flüchtlinge die Kinderbetreuung oder die Auswahl von Sport- und Sprachkursen mitorganisieren können.

Auch bei der Auswahl der Zimmereinrichtung oder bei der Organisation von Veranstaltungen und Festen sollen sie mitreden dürfen, sagte Pfarrer Picken: „Wenn wir wollen, dass die Flüchtlinge hier Demokratie lernen, müssen wir sie dabei unterstützen.“ Die Kosten von 310 000 Euro werden zum großen Teil vom Bund, vom Land und der Stadt Bonn übernommen. Die Finanzierung ist zunächst für zwei Jahre gesichert, soll aber im Erfolgsfall verlängert werden.