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Niklas P.17-Jähriger totgeprügelt - Bad Godesberg gilt seit Jahren als Problemviertel

Lesezeit 3 Minuten

Ein Holzkreuz für Niklas P., aufgestellt unweit des Tatorts

Bonn – Wenige Tage nach einer brutalen Prügelattacke auf einen Jugendlichen in Bonn-Bad Godesberg ist der 17-Jährige gestorben.

Er sei in der Nacht zum Freitag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen, teilte die Polizei mit. Der 17-jährige Realschüler aus Bad Breisig war am vergangenen Samstag kurz nach Mitternacht mit Freunden auf dem Heimweg, als er an der Rüngsdorfer Straße in der Nähe des Bad Godesberger Bahnhofs auf eine Gruppe junger Männer traf. Drei von ihnen sprachen den Jugendlichen an.

Es kam nach Angaben von Robert Scholten, Sprecher der Bonner Polizei, zu einem Streit. Schließlich schlug ihn einer der drei Unbekannten nieder. Auch als er am Boden lag, prügelten und traten sie weiter auf ihn ein. Die drei Täter wurden bislang nicht gefasst, die Polizei sprach aber am Freitagnachmittag von ersten konkreten Hinweisen.

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Zeugen kamen zur Hilfe

Der 17-Jährige musste von einem Notarzt reanimiert werden und schwebte seitdem in Lebensgefahr. Auch ein 18 Jahre alter Begleiter und eine gleichaltrige Freundin des Jungen wurden von den Unbekannten angegriffen. Erst als weitere Zeugen zur Hilfe kamen, ließen die Täter von ihren Opfern ab und flohen.

Scholten berichtete im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Betroffenheit in der Bonner Bevölkerung ist riesengroß. Uns erreichen Anrufe von Familienvätern, die uns anbieten, die ausgelobte Belohnung für Hinweise auf die Täter zu erhöhen.“

Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zu den Tätern führen, eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt. Aus Sicht der Polizei ist der getötete Junge ein Zufallsopfer. „Nach bisherigem Kenntnisstand kannten sich Täter und Opfer nicht“, so Scholten.

Bonner Problemviertel

Bad Godesberg gilt seit Jahren als Bonner Problemviertel. In den 17 Jugendzentren des Stadtteils versuchen zum größten Teil von der Stadt finanzierte Sozialarbeiter, gefährdeten Jugendlichen Halt zu geben. Es sind zudem Streetworker unterwegs, die Kontakt zu Problem-Jugendliche suchen. Ob die Männer, die Niklas erschlagen haben, aus diesem Bad Godesberger Milieu stammen, ist unklar. „Uns erreichen viele Hinweise sowohl auf unser Flugblatt hin als auch über die sozialen Medien“, berichtete Scholten. Beamten hatten in der Nähe des Tatorts Flugblätter mit Fahndungsaufrufen an Passanten verteilt, auch in türkischer Sprache und auf Arabisch.

Am heutigen Samstag stimmen um zwölf Uhr alle Kirchenglocken in Bad Godesberg ein Toten- und Mahngeläut zum Gedenken an den 17-Jährigen und seine Familie an. Am Tatort wurde ein Holzkreuz mit dem Namen des Toten aufgestellt. Trauernde legten dort Blumen nieder. In der Kirche St. Marien in der Burgstraße liegt ein Kondolenzbuch aus.

Demonstrationen angemeldet

An diesem Samstag sind zwei Demonstrationen in Bad Godesberg angemeldet. Das Bündnis „Bonn stellt sich quer“ will gegen eine rechtsgerichtete Kundgebung protestieren, zu der nach Polizeiangaben 150 Teilnehmer angemeldet sind. Die Rechtsextremen wollten die Gewalttat für ihre Zwecke instrumentalisieren, kritisierte das Bündnis. Die rechtsgerichtete Kundgebung unterstellt, Ausländer seien für den Tod des Jungen verantwortlich. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan sprach Niklas’ Familie seine Anteilnahme aus. Er appellierte an die Bonner sich von den Rechtsextremen „nicht hinters Licht führen zu lassen“ und forderte dazu auf, sich der Gegendemonstration anzuschließen. (bce, ps, dpa)