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Kölner Kriminalstatistik 2024Weniger Straftaten, aber steigende Gewalt und mehr Drogenhandel

Lesezeit 4 Minuten
18.02.2025, Köln: Einige Zugänge am Ebertplatz werden von der Stadt zu gemacht. Dealer Treff am Zugang an der Sparkasse. Foto: Arton Krasniqi

Drogenhotspot Ebertplatz: Der illegale Rauschgifthandel in Köln ist im vorigen Jahr gestiegen.

Revierkämpfe konkurrierender Drogenbanden machen der Polizei in Köln zunehmend zu schaffen.

Weniger Straftaten, mehr Gewalt und eine leicht geringere Aufklärungsquote – das sind die wesentlichen Ergebnisse der Kölner Kriminalstatistik für das vergangene Jahr. Insgesamt 145.939 angezeigte Taten in Köln und Leverkusen sind rund 4000 weniger als im Jahr davor. Die Aufklärungsquote sank um einen halben Punkt auf 49,06 Prozent. Der steile Anstieg der Zahlen nach den Corona-Jahren ist also deutlich gebremst. Dennoch will Polizeipräsident Johannes Hermanns nicht von einer „Trendumkehr“ sprechen, eher von einer „Stagnation auf hohem Niveau“.

Beim genaueren Blick in die Statistik wird klar, warum. Vor allem zwei Gründe führt Hermanns für die gesunkenen Zahlen an. Zum einen gilt Schwarzfahren seit Dezember 2023 nur noch im Wiederholungsfall als Straftat, allein dadurch fielen die Zahlen bei diesem Delikt um 1160. Vor allem aber tauchen dank der seit April 2024 geltenden Teillegalisierung von Cannabis fast 2700 weniger Rauschgiftfälle in der Statistik auf, insbesondere was den Erwerb und den Besitz von Cannabis betrifft. Diese und andere wichtige Entwicklungen der Kriminalstatistik 2024 sind hier im Überblick:

Revierkämpfe im Drogenmilieu

Anders als beim Erwerb und Besitz von Drogen ist die Zahl des illegalen Handels mit Marihuana und vor allem Kokain sogar leicht gestiegen. „Die meisten wissen offenbar noch nicht, das der Cannabiserwerb auf der Straße und die Einfuhr aus den Niederlanden weiterhin strafbar ist“, betont Hermanns. Die Käufer kämen aus allen gesellschaftlichen Schichten und sprächen die Dealer an den bekannten Hotspots in der Stadt aktiv an. Teilweise werben die Dealer sogar regelrecht mit Preisangaben, die sie auf Hauswände schreiben. Eigentlich, bilanziert Hermanns, habe die Teillegalisierung den illegalen Handel ja gerade unterbinden sollen. „Aus polizeilicher Sicht ist dieser Effekt aber bisher nicht eingetreten.“

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Hinzu komme eine gewisse Unruhe und Verteilkämpfe unter Drogenbanden – in Köln wurde das voriges Jahr beunruhigend sichtbar durch Explosionen vor Geschäften und Schüsse auf Wohnhäuser. Die spannende Frage, die ihm aber zugleich auch einige Sorgenfalten auf die Stirn treibe, sei nun: „Wie geht der etablierte illegale Markt damit um, dass plötzlich auch legale Konkurrenten mit ihren Cannabisclubs da sind? Werden diese Clubs Bestandteil der Verteilkämpfe?“

Die Polizei, betont Hermanns, werde auch künftig einen Fokus auf die Bekämpfung der Drogenkriminalität richten. Unter anderem indem sie an den Hotspots starke Präsenz zeige, mit uniformierten wie mit verdeckten Ermittlern.

12.03.2025, Köln:  Polizeipräsident Johannes Hermanns und der Leiter der Direktion Kriminalität, Leitender Kriminaldirektor Michael Esser (v.l.) stelleb die Kriminalitätszahlen des Jahres 2024 für Köln und Leverkusen vor. Foto: Arton Krasniqi

Polizeipräsident Johannes Hermanns (l.) und der Leiter der Direktion Kriminalität, Michael Esser präsentieren die Kriminalitätszahlen für Köln und Leverkusen.

Hohe Kriminalität in der Innenstadt

In der Innenstadt und im Bereich Kalk hat die Polizei voriges Jahr die höchste Kriminalität registriert – rund 60.000 Fälle. Das sind 40 Prozent aller Straftaten in Köln und Leverkusen. In der Innenstadt schlugen vor allem Taschen- und Ladendiebe häufig zu. Die wenigsten Taten (11.653) wurden in Leverkusen angezeigt, die zweitwenigsten (14.661) im Kölner Südwesten. In allen Polizeiinspektionen ist die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr mehr oder weniger stark gesunken – nur in Ehrenfeld (16.105) ist sie gestiegen. Wenn auch nur um einen einzigen Fall.

Mehr Gewalttaten, mehr Messer

Durchschnittlich rund 17 Gewalttaten täglich ereigneten sich voriges Jahr in Köln. Darunter fallen vor allem Mord und Totschlag, Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen und schwere sexuelle Übergriffe, Raub und schwere Fälle von Körperverletzung.  Insgesamt 6317 Taten markieren einen Höchststand in den vergangenen zehn Jahren. 83 Prozent der ermittelten Verdächtigen waren männlich, 30 Prozent jünger als 21 Jahre, 45 Prozent hatten keinen deutschen Pass.

Vor allem die rasant steigende Zahl an Messerangriffen sowie an Bedrohungen oder Überfällen, bei denen der Täter zumindest ein Messer dabei hat, bereitet der Polizei Sorgen. 710 Messerangriffe, darunter 216-Mal mit Körperverletzung, sind ein negativer Allzeitrekord. Innenministerium und Polizei steuern seit einiger Zeit mit einem 10-Punkte-Plan gegen die Entwicklung an. Dazu gehört die Einrichtung von Waffenverbotszonen wie etwa auf dem Wiener Platz oder an den Ringen.

Deutlich mehr Einbrüche

Um satte 38 Prozent ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vorjahr angestiegen, das ist die höchste Steigerungsrate in der gesamten Kriminalstatistik. Sie relativiert sich jedoch zumindest ein wenig auf den zweiten Blick. 3290 Fälle wurden 2023 bei der Polizei angezeigt (Vorjahr: 2639). Dazu zählen nach Angaben von Kripochef Esser allerdings auch zahlreiche Einbrüche aus den besonders belasteten Herbst- und Wintermonaten des Jahres 2023, die erst im Frühjahr 2024 bei der Polizei ausermittelt waren – und somit in die diesjährige Statistik einflossen. In diesem Winter waren die Zahlen schon nicht mehr so hoch wie im Jahr davor.

Weniger Fahrraddiebstähle

Erfreulich ist der deutliche Rückgang beim Fahrraddiebstahl: 7349 angezeigte Fälle sind der zweitbeste Wert seit 2015. Im Vorjahr konnte die Polizei zudem gleich ganze Tatserien klären und einzelnen Verdächtigen zuordnen. Etwa ein Drittel aller Diebstähle geht laut Kripochef Esser auf das Konto drogenabhängiger Täter, die die Beute bei Hehlern zu Gewinn machen, um sich davon Rauschgift zu kaufen.

Tatort Schule

1580 Straftaten wurden voriges Jahr in Schulen angezeigt. Ein Drittel bezog sich auf Diebstähle, vor allem Fahrraddiebstähle, aber auch iPads, die bei Einbrüchen gestohlen wurden. Hinzu kamen 249 Körperverletzungen, 113 Sachbeschädigungen und 27 Rauschgiftdelikte.