Leiche im KofferraumMutter in Königswinter erstickt – Urteil wird heute erwartet
Bonn/Königswinter – Was in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag 2020 Furchtbares in einer Wohnung in einem Mehrfamilienbaus im Königswinterer Bergdorf Quirrenbach passiert ist, versucht das Bonner Jugendschwurgericht aufzulären. Zwei junge Frauen (22 und 15 Jahre) wird gemeinschaftlicher Totschlag vorgeworfen. Sie sollen die 48-jährige Mutter der 22-Jährigen in ihrem Bett mit einem Kissen erstickt haben. Am Dienstagnachmittag wird das Urteil erwartet.
Das spektakuläre Verfahren um den gewaltsamen Tod der schwerkranken Mutter begann Anfang August. Doch noch vor Prozessstart wurde die Öffentlichkeit für das gesamte Verfahren ausgeschlossen. Das Interesse der Öffentlichkeit, den Prozess mitzuverfolgen, müsse zum Schutz der Privatsphäre der jugendlichen Angeklagten zurückstehen, hieß es im Beschluss. Nicht zuletzt wegen der Lebensbiographie der 15-Jährigen, die laut psychiatrischem Gutachten „nicht unproblematisch“ sein soll.
Bonner Staatsanwaltschaft klagte Tochter und 15-jährige Freundin an
Ein halbes Jahr nach dem Fund der 48-jährigen Toten im Kofferraum ihres eigenen Autos hatte die Bonner Staatsanwaltschaft ihre 22-jährige Tochter und deren 15-jährige Freundin im Juni wegen Totschlags angeklagt, wie Gerichtssprecherin Saskia Wielpütz auf Anfrage bestätigte.
Laut Anklage sollen die Freundinnen in der Nacht zum 26. Dezember 2020 die schwerkranke Mutter in ihrem Bett mit einem Kissen erstickt haben. Zuvor war es zu einem heftigen Streit zwischen den Frauen gekommen: Laut Anklage soll die Mutter nicht erlaubt haben, dass die 15-Jährige in ihrer Wohnung übernachtet.
Tote Mutter in Königswinter: Leiche sollte im Rhein verschwinden
Drei Tage lang soll die Tote damals in der Wohnung verblieben sein, bis die Freundinnen sie – in Tücher gewickelt – in das Auto der Mutter gelegt haben, das vor der Tür stand: Dann sollen sie den 17-jährigen Freund der Jüngeren um Hilfe gebeten haben, um die Leiche wegzuschaffen: Der Teenager, hatte zwar keinen Führerschein, aber wohl einige Fahrpraxis. Der gemeinsame Plan des Trios, so die vorliegenden Informationen: Die Tote sollte in den Rhein bei Bad Honnef geworfen werden.
Das Manöver jedoch scheiterte wenige hundert Meter vom Tatort entfernt: Das länger bereits abgemeldete Auto blieb wegen eines technischen Schadens stehen. Der 17-Jährige, der unter anderem wegen Strafvereitelung und Fahrens ohne Fahrerlaubnis angeklagt ist, schraubte die Kennzeichen von dem silbergrauen PKW ab und ließ ihn auf der Kochenbacher Straße stehen. Da es jedoch halb auf der Fahrbahn abgestellt war, wurde das auffällige Pannenauto sofort gemeldet.
Polizeibeamte glaubten zunächst an Unfallflucht, auch weil sich frische Unfallspuren an dem Peugeot befanden. Aber als sie an der Wohnung der Halterin klingelten, soll die 22-Jährige die Tür geöffnet und abgewunken haben: Die Mutter sei nicht zu Hause. Das Auto wurde abgeschleppt; acht Tage später – in den Januartagen war es wärmer geworden – nahm ein Mitarbeiter der Abschleppfirma einen unangenehmen Geruch wahr: Bei einer erneuten Untersuchung kam es am 5. Januar zum grausigen Fund im Kofferraum.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Tochter kam schnell in den Verdacht: In ihren Vernehmungen soll die Angeklagte, die wie auch die Mitangeklagte ein Drogenproblem haben soll, sich widersprüchlich eingelassen haben, so Wielpütz auf Nachfrage. In den Ermittlungen soll sie zunächst eingeräumt haben, dass es einen Streit, auch dass es „Gewalteinwirkungen“ gegeben habe, aber getötet habe sie die Mutter nicht.
Belastet wurde sie von der 15-Jährigen, die zunächst nur als Zeugin vernommen worden war. Später sollen sie sich gegenseitig belastet haben. Der Ankläger hingegen ist überzeugt, dass beide Frauen an der Tötung beteiligt waren.