Bonn – Die beiden jungen Frauen waren etwas ratlos, als sie an der Haltestelle Vilich der Bonner Stadtbahnlinie 66 ankamen. Sie wollten eigentlich die Bahn in Richtung Bonn nehmen. Doch die konnten sie nicht erreichen, weil der Aufgang zur Haltestelle gesperrt ist. Und so blieb ihnen am Montagmittag nichts anderes übrig, als der Straßenbahn hinterher zu schauen, die in langsamer Fahrt durch die Haltestelle fuhr und an ihnen vorbei ihren Weg Richtung Bonner Stadtzentrum fortsetzte.
Ein älterer Herr, der zufällig anwesend war, riet ihnen zur Haltestelle Adelheidisstraße zu laufen oder mit der nächsten Bahn, die in Richtung Siegburg fährt, eine Haltestelle weiter nach Vilich-Müldorf zu fahren, dort dann aus- und in die nächste Bahn nach Bonn wieder einzusteigen.
„Die Haltestelle ist schon seit Freitag gesperrt – muss wohl saniert werden. Nur Arbeiter hab' ich hier noch keine gesehen“, kommentierte der Mann die Situation. Woher der Mann das wusste, blieb offen. Informationen über den Grund und die Dauer der Sperrung der Haltestelle, die seit 2012 als provisorische Holzkonstruktion eingerichtet ist, sind an der Absperrung nicht zu finden.
In der Pressestelle der Stadtwerke verweist Michael Henseler zunächst darauf, dass Informationen über Grund und Dauer der Sperrung über die Medien mitgeteilt worden seien. Tatsächlich steht auch auf der Homepage der Stadtwerke, dass vom 31. Januar an die Haltestelle in Richtung Bonn und vom 17. Februar die Haltestelle in Richtung Siegburg gesperrt seien. Bis zum 19. April werden dann die provisorischen, aus einer Holzbalkenkonstruktion bestehenden Haltestellen erneuert.
Von all dem erfährt der Nutzer der Straßenbahn an der Absperrung allerdings nichts. Dazu SWB-Sprecher Henseler: „Da kann man nachjustieren." Man habe zwar Informationen am Haltepunkt Vilich-Müldorf ausgehängt, am Park & Ride-Parkplatz am Haltepunkt Vilich sowie an Wartehäuschen in Vilich auf beiden Seiten der Straßenbahntrasse. Zum Wartehäuschen für die Fahrt in Richtung Bonn kommen Straßenbahnpassagiere ja aber nicht mehr, eben weil der Zugang gesperrt ist. „Wir werden jetzt zusätzlich noch eine Info am Aufgang zum gesperrten Haltepunkt aufstellen.“
Die Haltestelle in Vilich wird im Übrigen noch weitere sechs Jahre ein Provisorium sein. Das hängt mit dem Ausbau der rechtsrheinischen Bahntrasse der Deutschen Bahn auf drei bis vier Gleise und dem Bau eines S-Bahn-Haltepunktes in Vilich zusammen. Die Bahntrasse kreuzt dort die Straßenbahngleise. Die Arbeiten sollen 2026 beendet sein.
Dann, so teilt Kristina Buchmiller von der städtischen Pressestelle auf Anfrage mit, werde die Haltestelle Vilich auch gar nicht mehr am bisherigen Platz stehen, sondern sich einige Meter weiter östlich auf der neuen Brücke über die ausgebaute Bahnstrecke befinden. Buchmiller: „Wenn die vorgesehene Verknüpfungshaltestelle auf der Brücke über der DB hergestellt ist, steigen Fahrgäste der 66 am neuen Haltepunkt auf der Brücke ein und aus.“
Als die Vilicher Straßenbahnhaltestelle 2012 erstmals als provisorische Holzkonstruktion errichtet wurde und den barrierefreien Zugang in die Stadtbahnen ermöglichte, ging die Stadt noch davon aus, dass das Provisorium für maximal drei Jahre benötigt werden würde. Aus drei Jahren werden 2026 dann 14 Jahre geworden sein.