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Tankrabatt und 9-Euro-TicketIm Rhein-Sieg-Kreis sind viele froh über den Rabatt

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In Wachtberg hat das Wappentier die Spritpreise nur scheinbar im Griff.

Wachtberg – Nach quälenden Wochen mit immer höheren Benzinpreisen und drei Tagen des Wartens hat sich Helga Kämmerer aus Villip endlich wieder an eine Tankstelle getraut. „Ich bin auf das Geld angewiesen“, sagt die 72-Jährige: „Ich musste wegen der Preise auf einige Fahrten verzichten.“

1,84 Euro waren noch zu teuer

Und darum hat sie genau hingeschaut, als sie mit ihrem Kleinwagen in Berkum an der Tankstelle vorbeikam. 1,84 Euro war ihr einfach zu teuer, und so befüllt sie erst beim Preis von 1,75 Euro an der freien Tankstelle in Niederbachem ihren Kleinwagen mit Super E10. Viele nutzen an diesem Vormittag die vergleichsweise günstige Gelegenheit, die Resultat der Steuersenkung zum 1. Juni ist – die meisten jedoch eher zufällig, weil schlicht mal wieder der Tank leer ist.

Im Kassenhäuschen hat Sascha Dine alle Hände voll zu tun. „Seit etwa anderthalb Stunden bin ich jetzt im Dienst und hatte so viele Kunden wie sonst in drei Stunden“, sagt der 21-Jährige, der sein erstes Lehrjahr als angehender Einzelhandelskaufmann fast rum hat. „Wenn die Kartenzahlung funktionieren würde, wäre vermutlich nochmal doppelt so viel los“, schätzt er.

Weil er nur 25 Euro dabei hat, kehrt Udo Eschenbach (70) nach kurzer Zeit mit dem Wagen seiner Frau zurück und tankt den voll. „Der Preis hat mich doch überrascht. Aber ich denke, er steigt ganz schnell wieder. Die Mineralölfirmen werden sicher kräftig profitieren.“

Die Frau an der Nachbarzapfsäule fühlt sich indes dauerhaft wegen der Mineralölsteuer "vom Staat abgezockt" und nimmt darum jetzt gerne die „Vergünstigung“ mit, die von der Politik für drei Monate beschlossen ist. Auch Cornelia Wagner tankt in Niederbachem. Sie muss nicht auf den Cent schauen, hat es aber getan: „In Bonn kostet der Sprit noch fünf Cent mehr.“

„Busfahrpreise hindern viele am Busfahren“

Gabriele Freytag (66) schaut gerade vor allem auf den Preis, weil sie bar bezahlen muss. „Ich könnte mit dem Bus zur Arbeit fahren, aber so ist es viel bequemer – kein Warten an der Haltestelle, unabhängig vom Fahrplan“, sagt sie: „Vor allem aber finde ich die Busfahrpreise unmöglich hoch. Das hindert viele am Busfahren.“

Silvia Ossendorf hat fast zwei Wochen aufs Tanken gewartet: „Man muss gucken, wo man bleibt“, sagt die Rentnerin und kramt nach Geldscheinen. Cornelia Heyn geht das kaum schnell genug: „Ich muss zur Arbeit. Ich bin im Haushalt bei älteren Leuten tätig und muss noch tanken: „Wenn gar nichts mehr ginge, könnte ich mit dem Fahrrad fahren. Aber an Tagen wie heute auf keinen Fall, ich muss an verschiedene Stellen.“ Heyn versprüht Optimismus. Sie glaubt sogar, dass der Spritpreis noch weiter fällt und es zu einem richtigen Boom kommt. Wer wünscht sich das nicht?

Preise auch in Bornheim gepurzelt

Ein wenig Euphorie ist auch in Bornheim zu spüren: „Das erste, was ich heute Morgen nach dem Aufstehen gemacht habe, war der Check meiner Benzinpreis-App. Ich war überrascht: Der Liter E10 lag um mehr als 30 Cent niedriger als noch gestern Abend“, schilderte ein Widdiger.

Er sah Kraftstoffpreise von 1,80 bis 1,86 Euro im Display seines Smartphone-App. „Ein Schnapper im Vergleich zu gestern, mich wundert, dass die Leute heute Morgen nicht bis Hersel stehen“, scherzt ein Kunde an der ED-Tankstelle an der Kölner Landstraße in Widdig, der für den günstigsten Preis in weitem Umkreis volltankt.

Diesel kostet allerdings neun Cent mehr je Liter, was Werner Bamberg aus Widdig ärgert. Noch mehr regt er sich über „die Ölmultis“ auf: „Die nutzen den Ukraine-Krieg aus und zocken uns ab, das ist unverschämt.“

Debatte über Engpaß ist „Panikmache“

Peter Hales, der gemeinsam mit Marco Sandke die ED-Tankstelle und das Autohaus Zimmermann betreibt, erwartet den großen Andrang erst für den Nachmittag: „Die meisten Kunden kommen dann erst und stehen erfahrungsgemäß auch Schlange, was daran liegen dürfte, dass wir eh immer günstiger als die anderen sind.“ Den vom ADAC befürchteten Sprit-Engpass gibt es in Widdig nicht: „Das war alles nur Panikmache, damit die Leute vorher noch einmal richtig volltanken“, schätzt Hales.

„Das finde ich jetzt aber mal richtig gut“, freut sich Zency Gürtler, als sie bei ihrer Tankstelle in Waldorf vorfährt. Tatsächlich waren die Preise auf der Anzeigetafel schon gepurzelt, und nicht wenige legten spontan einen Tankstopp ein. „Ich hoffe, die Preise halten jetzt Weile“, meint Gürtler. „Trotzdem ist der Sprit für viele Menschen einfach noch zu teuer“, kritisiert ein Mann, der nebenan seinen Wagen volltankt: „Ich habe einen Firmenwagen, ich muss den Sprit nicht selbst bezahlen.“

Er findet es aber „nicht in Ordnung, dass nun reiche und arme Menschen gleichermaßen profitieren“ – vor allem, weil es viele Leute gebe, die sich den teuren Sprit auch jetzt nicht leisten könnten. Tankstellen-Mitarbeiterin Silke Schwarz hat jedenfalls viel zu tun und hat den Eindruck: „Die allermeisten Kunden freuen sich über die Preissenkung.“

Städte-Trip und Shopping-Tour mit neuem Ticket

„Ich habe bis zuletzt gezittert, ob das 9-Euro-Ticket tatsächlich kommt“, sagt Thomas Perz. Für ihn lohne sich die Billigfahrkarte richtig. Er nutzt sie schon am ersten Tag ab Hersel für die Linie 16: „Ich pendle regelmäßig nach Köln und spare nun in den kommenden drei Monaten 440 Euro.“ Also schon bloß auf den Fahrten nach Köln. Der 53-Jährige hat für die Sommerferien einige Städte-Trips geplant, unter anderem nach Berlin geplant: „Ich spare dann ja noch einmal, weil ich auch Busse und Straßenbahnen nutzen kann.“

Nicole Schick, die von Köln kommend am Herseler Haltepunkt aus der Bahn steigt, freute sich ebenfalls: „Ich finde das richtig gut.“ Sie hat ein Jobticket. Damit bleiben ihr nun pro Monat etwa 71 Euro mehr in der Geldbörse. Zudem könne sie monatsweise schauen, ob sie es brauche – im Gegensatz zum Jobticket, das sie für ein ganzes Jahr abonnieren muss. Während der Pandemie war sie lange Zeit im Homeoffice: „Da habe ich der KVB viel Geld geschenkt, weil ich das Jobticket nicht nutzen konnte.“

Auch Ursulinen-Schülerin Louise (17) gewinnt dem neuen Fahrschein nur Positives ab: „Meine beste Freundin und ich haben uns für die Sommerferien schon eine Liste gemacht mit Städten, die wir uns anschauen wollen.“

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Münster und Koblenz stehen drauf sowie ein Shopping-Besuch im Centro Oberhausen: „Wir wollen uns unbedingt auch die Porta Nigra in Trier ansehen.“ Dass der Zug von Hersel aus bis in die alte Römerstadt an der Mosel von Hersel aus knapp drei Stunden braucht und zweimal Umsteigen nötig ist, weiß sie.

Am Starttag mit 9-Euro-Ticket ab Sechtem zur Hochzeit

„Das 9-Euro-Ticket ist wirklich eine gute Sache“, findet David Wetzels (24) aus Sechtem. Um bei der Hochzeit einer guten Bekannten in Brühl dabei zu sein, nutzte er direkt den ersten Gültigkeitstag des 9-Euro-Tickets für die Fahrt zum Fest. Mindestens einmal in der Woche und oft auch an den Wochenenden fahre er gewöhnlich mit der Regionalbahn – auch nach Köln. „In der Regel bezahle ich mehr für Tagesfahrten als jetzt im ganzen Monat“, erklärt er.

Ohne dieses Ticket sei es ja glatt billiger, mit dem Auto nach Köln zu fahren als mit der Bahn. „Wenn die Politik anstrebt, dass Verbraucher langfristig vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, dürfte das nicht so sein“, findet er. Er vermisst Anreize, die über die Laufzeit des 9-Euro-Tickets hinaus gehen. Gleichwohl freut sich über die „ordentliche finanzielle Erleichterung“.