Trasse im SiegtalEitorfs Bürgermeister will einen 1000 Meter langen Bahntunnel
Eitorf – 00.54 Uhr, 1 Uhr, 1.05 Uhr, 1.18 Uhr, 1.32 Uhr. . . Die Kamera, die Bürgermeister Rainer Viehof an einem Pfahl neben den Bahngleisen aufgehängt hat, hatte viel zu fotografieren in dieser Nacht des 28. April. 22 Güterzüge und neun Personenzüge passierten die Stelle bis um 6.50 Uhr.
Mit dem geplanten zweigleisigen Ausbau der Siegtalstrecke werde der Güterverkehr noch deutlich zunehmen, sagt Viehof, 150 Güterzüge am Tag könnten es dann schon sein. Für den Eitorfer Ortskern sind dann Lärmschutzwände vorgesehen. Das aber sei ein massiver städtebaulicher Einschnitt, den er nicht gutheißt. „Wir werden damit zwei Mauern durch Eitorf ziehen!“
Aber nicht nur der Verkehr auf der Schiene werde zunehmen, auch der auf den Straßen im Innenort: „Wenn der Übergang auf der Siegstraße wegfällt, und die Schranke am Spinnerweg wegen der vielen Züge eigentlich immer geschlossen ist, wird mehr Verkehr über Kurscheid’s Eck und Am Eichelkampf fließen“, prognostiziert Viehof.
Denn dann wäre die einzige Möglichkeit, auf die andere Seite der Gleise zu gelangen, die Brückenstraße. Dort soll nach Jahren der Planung eine Bahnüberführung gebaut werden, für die die Bahn Ende Juni, Anfang Juli bereits eine Vorentwurfsplanung vorlegen will.
Eitorf soll einen Bahntunnel bekommen
Allerhöchste Zeit, findet der Bürgermeister, sein Wahlkampfthema „Tieferlegung der Bahn“ noch einmal ins Spiel zu bringen. Seine Vision: Auf einem Kilometer im Ort könnten die Schienen unterirdisch verlaufen, die Absenkung dafür sei in Bourauel und an der Forster Straße vor Alzenbach möglich. Auch der Bahnhof würde dann als Tunnelbahnhof unter die Erde verlegt werden und ein Ausweichgleis bekommen, damit Personennahverkehr und Güterverkehr getrennt seien.
Gleich mehrere Eitorfer Problemzonen könnten durch die Tieferlegung behoben werden, sagt Viehof: Die stark befahrene L 333, die mitten durch den Ort führt, könne verlegt und über den Deckel der tiefer gelegten Bahngleise geführt werden. Damit werde der Innenort an Bahnhofstraße, Kurscheid’s Eck und Poststraße deutlich entlastet, die jetzige Straße könnte verschmälert, die jetzt durch sie getrennten Viertel zusammengeführt und für den Einzelhandel attraktiv werden. Und: „Die Hochstraße könnte man zurückbauen!“
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Die Grundidee zur Tieferlegung der Bahngleise im Ort war bereits vor acht Jahren als Alternative zur dann beschlossenen Bahnüberführung geprüft und wegen zu hoher Kosten und einer nicht absehbaren Bauzeit verworfen worden. 120 bis 150 Millionen Euro waren damals veranschlagt worden. Aber, so sagt Viehof, eine solche Summe lohne sich, wenn man den Innenort wirklich städtebaulich voranbringe wolle. „Selbst wenn es am Ende 300 Millionen Euro kostet.“
Immerhin zahlten Bund, Bahn und Land den Löwenanteil. Die Lärmschutzwände konterkarierten das Projekt „Sprung an die Sieg“, die Brückenstraße unter der Bahnüberführung sei kaum mehr als „ein Krötentunnel“.
Planungen seit zwei Jahrzehnten
Mehr als 20 Jahre werden in Eitorf bereits Alternativen zum beschrankten Bahnübergang in der Brückenstraße gesucht. 2013 machte die Bahn AG deutlich, dass der Übergang mitsamt der veralteten Technik dringend erneuert werden müsse.
Von vielen diskutierten Varianten entschied man sich für eine Bahnüberführung. Eine Planungsvereinbarung mit der DB wurde unterzeichnet, die vorgestellten Entwürfe 2018 einstimmig verabschiedet.
Auch in Sankt Augustin gibt es Überlegungen, die Stadtbahn der Linie 66 im Zentrum unterirdisch verlaufen zu lassen. SPD-Ratsherr Sascha Bäsch machte den Vorschlag im April: Man könne so wertvolles Bauland in der Stadt gewinnen. (seb, vr)
Dass sich Tieferlegung und Tunnelbahnhof in „Eitorf 21“ verwandeln könnten, fürchtet er nicht: „Die Bahn muss bis 2030 den zweigleisigen Ausbau machen und drei Siegbrücken ertüchtigen. Wenn gleichzeitig die Tieferlegung im Eitorfer Zentrum erfolgt, wäre die Bauzeit überschaubar.“
Aus Sicht des Bürgermeisters ist jetzt der Zeitpunkt günstig
Dass die Tieferlegung der Bahn, der Abriss der Hochstraße und die Verlegung der L 333 eine äußerst hoch gegriffene Idee ist, weiß der 60-Jährige: „Ich kann nicht vorhersagen, ob das funktioniert. Aber wenn wir es jetzt nicht versuchen und die Überführung wird gebaut, dann ist es zu spät!“
Der Bezirksregierung, den Bundestags- und Landtagsabgeordneten des Rhein-Sieg-Kreises hat er seine Pläne vorgestellt, mit der Bahn will er Kontakt aufnehmen, sobald die Kommunalpolitiker ihm grünes Licht geben. Am 8. Juni im Ausschuss für Stadtplanung, Ortsentwicklung, Mobilität und Klimaschutz stehen die Pläne zur Tieferlegung auf der Tagesordnung.