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Landwirte sind skeptischWölfe sind seit einigen Jahren wieder in Rhein-Sieg heimisch

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Wölfe sind seit einigen Jahren wieder im Rhein-Sieg-Kreis heimisch. (Symboldbild)

Rhein-Sieg-Kreis – In Märchen ist oft vom bösen Wolf die Rede. Wölfe sind aber keine Monster, allerdings auch keine Kuscheltiere. Am Wolf scheiden sich die Geister. Wölfe wurden geschossen, in Gruben gefangen und schließlich ausgerottet. Während Naturschützer jetzt die Rückkehr der Wölfe begrüßen, sind Landwirte eher skeptisch. Der rechtsrheinische Teil des Kreises ist inzwischen offizielles Wolfsgebiet.

Im Mai 2019 gab es erste Wolfsmeldungen bei Eitorf und Windeck-Leuscheid, wo ein Jahr später ein Rudel mit sieben Jungen festgestellt wurde. Und die Zahl der gerissenen Weidetiere nimmt ständig zu. Zuletzt wurden in Hennef-Blankenberg elf Schafe und fünf Lämmer von Wölfen gerissen. Die Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg kritisierte schon 2019 eine mangelnde Unterstützung der Weidetierhalter. Viele Landwirte plädieren dafür, den Bestand der Wölfe vorausschauend zu regulieren, also Problemwölfe zu „entnehmen“, sprich: sie zu erschießen.

In Nordrhein-Westfalen dürfen Wölfe nicht geschossen werden

Das ist in Nordrhein-Westfalen schwierig, während es in anderen Bundesländern schon geschieht. Nach einem Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts darf etwa Problemwölfin Gloria am Niederrhein, die bis zu 140 Weidetiere gerissen haben soll, trotzdem nicht geschossen werden. Den Schäfern helfen da auch Entschädigungen für gerissene Tiere wenig. Hohe Kosten entstehen für den Bau 90 bis 120 Zentimeter hoher und stromführender Zäune als Schutz.

Aber nur die Materialkosten werden zu 100 Prozent gefördert, nicht die Arbeit. „Um unsere Tiere zu schützen, müssten wir pro Hektar 400 Meter Zäune aufbauen“, berichtet zum Beispiel Karl-Heinz Groß, Nebenerwerbslandwirt vom 40 Hektar großen Archehof in Windeck-Kohlberg. Der teure Kauf und die Ausbildung von Herdenschutzhunden werden nur teilweise gefördert.

Menschen gehören nicht zum Beuteschema des Wolfes

Die Menschen selbst brauchen keine Angst vor dem Wolf zu haben und um ihre Kinder fürchten, weiß der ehrenamtliche Wolfsberater Dietmar Birkhahn: „Menschen gehören nicht zum Beuteschema.“ Unwahrscheinlich, dass man den scheuern Tieren im Wald begegnet. Falls das doch mal passiert, sollte man nicht weglaufen und auch nicht versuchen, sie zu streicheln, sondern in die Hände klatschen und mit den Armen winken. Wild lebende Wölfe zu füttern ist übrigens streng verboten, weil sie dann ihre Scheu verlieren.

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Birkhahn geht von fünf bis acht Wölfen aus, die im Kreis heimisch geworden sind. Hier fänden die Tiere gute Voraussetzungen, um auf Dauer zu bleiben, glaubt der Wolfsberater. Viele Weidetierhalter müssten dann allerdings aufgeben, sagt Groß stellvertretend für die Viehzüchter. Das ist in der Lüneburger Heide schon passiert. „Weidetierhaltung und Wölfe laufen halt nicht zusammen“, betont der Windecker.

Dagegen erklärte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU): „An einer Koexistenz von Weidetierhaltung und Wolf führt in Europa kein Weg vorbei.“

Fakten zum Wolf

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Ab dem vierten Monat unternehmen die Wolfswelpen kleine Ausflüge. (Symbolbild)

Ausgerottet: Im Bergischen vor rund 270 Jahren. 1999 kehrten die ersten Wölfe nach Deutschland zurück, 2018 in den Rhein-Sieg-Kreis. Sie werden 97 bis 140 Zentimeter lang bei einer Schulterhöhe von 80 bis 90 Zentimeter und sind zwischen 27 (Fähe) und 67 Kilogramm (Rüde) schwer. Wölfe werden zehn bis 13 Jahre alt, viele sterben aber bereits in den ersten zwei Lebensjahren.

Lebensweise: Gesellige und hochintelligente Familientiere mit einem außergewöhnlichen Sozialverhalten im Rudel, großes Ruhebedürfnis, Ranzzeit Dezember bis Januar, nach neun Wochen bringt die Wölfin sechs bis acht blinde Junge zur Welt, meist in einer Höhle. Die Jungen werden von beiden Eltern versorgt. Welpen unternehmen ab dem vierten Monat kleine Erkundungsausflüge. Im Alter von ein oder zwei Jahren verlassen die Jungen meist ihre Eltern und suchen ein eigenes Revier und einen Partner.

Nahrung: Wölfe brauchen pro Tag drei Kilogramm Beute, Rehe, Rotwild, Wildschweine und Nutztiere wie Schafe und Ziegen (wenn sie nicht ausreichend auf der Weide geschützt sind) sowie Füchse und Biber. Im Sommer auch kleinere Säugetiere, Vögel, Fische, Lurche sowie Wildobst. Wenn Beutetiere knapp sind, fressen Wölfe sowohl Aas als auch Abfälle, verschmähen aber auch Pflanzenkost nicht wie Feldfrüchte, Kartoffel oder Mais.

Lebensraum: Wälder und wechselnde Landschaften. Die Reviere sind um die 250 Quadratkilometer groß.

Feinde: Größte Gefahr ist der Straßenverkehr. Für Wölfe sind außerdem alle Krankheiten gefährlich, die auch Hunde befallen.

Besonderheiten: Ein Wolf kann bis zu 75 Kilometer pro Tag zurücklegen und bis zu 50 Kilometer pro Stunde schnell sein, er riecht Tiere bis zu 270 Meter gegen den Wind. Wölfe sind sehr scheu, aber auch neugierig und gleichzeitig vorsichtig. Sie sind streng geschützt. (rö)