- Das Dorf Lückert bei Hennef ist für sein ehrenamtliches und soziales Engagement innerhalb der 100-Menschen-Gemeinde ausgezeichnet worden.
- Im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wurde Lückert mit „Gold“ prämiert.
- Für das Dorf ein großer Erfolg und für die Zukunft haben die Dörfler bereits die nächsten Pläne.
Hennef/Lückert – „Alter, das ist doch nicht normal, Wahnsinn!“ Der sonst so ruhige Dorfbürgermeister von Lückert, Andreas Hagen, verlor für einen Augenblick die Contenance. Denn seine 102 Mitbürger, sein Kollege Siam Schoofs und er haben es wieder getan: Sie haben zum dritten Mal Gold geholt beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.
Und dieses Mal sogar auf Bundesebene. Damit ist der Ort an der Grenze zum Westerwald kurz hinter Uckerath das erste Bundesgolddorf des Kreises überhaupt. Denn bislang gab es mit Altwindeck und Ruppichteroth „nur“ Bronze- und Silberdörfer.
Nur acht deutsche Dörfer holen „Gold“
Lediglich acht Dörfer in ganz Deutschland schafften es bis zur Goldmedaille. Umso bemerkenswerter ist die Leistung der gerade mal 104 Menschen, die sich offensichtlich sauwohl fühlen in ihrer Heimat. Am 21. Juni hatten sie bei einem Besuch der Bundesbewertungskommission einen starken Auftritt hingelegt.
Die Jury unter Leitung des Bürgermeisters der unterfränkischen Gemeinde Sommeraach jedenfalls überzeugten sie mit ihre Hymne, den Vernetzungen, etwa mit Plittersdorf in der Eifel, den Klima- und Umweltschutzaktivitäten und überhaupt mit ihrer begeisternden Art.
Moderator Freerk Baumann hatte das Zusammenleben als „ein erfahrungs- und evidenzbasiertes Lebensprojekt“ bezeichnet. Das haben ihm die Juroren glatt abgenommen. Zumal Hennefs Bürgermeister Klaus Pipke den Zusammenhalt, die Kreativität und ihr Engagement gelobt hatte. So berichtet er von ihrem Widerstand gegen einen „Megakuhstall“, der schließlich verhindert wurde.
Bewohner arbeiteten hart für den Erfolg
Pipke gehörte zu den ersten Gratulanten: „Lückert ist einfach großartig. Ich freue mich wirklich riesig über diese tolle Auszeichnung.“ Er weiß, wie hart die Bewohner für den Erfolg gearbeitet haben. Dreimal präsentierten sie sich drei unterschiedlichen Kommissionen. Und schafften jedes Mal die Goldwertung, trotz mancher Zweifel. Dabei sind sie versiert im Umgang mit Medien, haben sogar einen eigenen Fernsehsender, Lückert-TV.
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Auch Landrat Sebastian Schuster reihte sich in die Schar der Gratulanten ein: „Ich freue mich sehr für alle Lückerter und beglückwünsche das ganze Dorf zu diesem hervorragenden Ergebnis. Hier zeigt es sich wieder, wie wichtig ehrenamtlicher Einsatz für die Gemeinschaft ist.“ Er hob die Dorflinde als Treffpunkt, den Mehrgenerationen-Infokasten, das eigene Wappen „100% Lückert“ und das Wartehäuschen hervor, alles in Eigeninitiative geschaffen.
Preisgeld ist für nächste Projekte verplant
Das Sonderpreisgeld aus dem Kreiswettbewerb haben die Bewohner für Nistkästen und die Pflege von Streuobstwiesen eingesetzt. Jetzt gibt es noch einen richtig kräftigen Schluck aus der Finanzpulle. Die Goldmedaille ist mit 15.000 Euro dotiert, damit sollen weitere Dorfprojekte vorangebracht werden. Ihre Auszeichnung können sich die Vertreter des Dorfes bei der „Grünen Woche“ im Januar 2020 in Berlin abholen.
Zwei von ihnen sind anschließend zu einem Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue eingeladen, dem Schirmherrn des Bundeswettbewerbs, der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgetragen wird. Am Tag der Bekanntgabe aber herrschte schlichtweg nur Freude. In einem Chat überschlugen sich die Glückwünsche. „Wahnsinn“, „Gänsehaut pur“. Und eine Frau schrieb: „Ich sitze mit einer Kindergruppe im Kölner Zoo und heule: Danke, Lückert!“