Trockenste Region der WeltHenneferin Tanja Schönenborn durchquert Atacama-Wüste
- Henneferin Tanja Schönenborn verlor ein Baby und verarbeitet den Verlust mit Laufen.
- In Chile wartete mit dem „Atacama Crossing" die ultimative Herausforderung auf sie und ihren Freund.
- 81 Menschen gingen an den Start, 56 Männer und 25 Frauen, die sich durch die Wüste kämpften.
Hennef – Wenn schon, denn schon, hat sich Tanja Schönenborn gedacht. Erst im Mai 2018 hat sie mit dem Training für Wüsten-Extremläufe begonnen. Jetzt ist sie zurückgekehrt von einem der härtesten Rennen überhaupt, dem „Atacama-Crossing“. Über 250 Kilometer geht es in acht Etappen durch die trockenste Region der Welt, die Atacama Hochgebirgswüste in Chile.
Tagsüber liegen die Temperaturen bei 30 bis 40 Grad, nachts fallen sie zuweilen auf minus zehn Grad. Der niedrigste Punkt liegt bei 2500 Metern Höhe, es geht rauf bis auf 3500 Meter. Gleich für die erste Nacht war das Camp auf 3400 Metern aufgeschlagen.
56 Männer und 25 Frauen am Start
Dabei war Chile gar nicht vorgesehen. „Wir wollten im Mai nach Australien“, berichtet die 38-Jährige. Wir, das sind sie und Rafael Fuchsgruber. Der bekannte Extremsportler ist ihr Freund. „Doch trotz Pille bin ich schwanger geworden.“ Die Freude darüber schlug aber allzu schnell um: „Ich habe das Baby verloren“, erzählt sie traurig. Laufen aber hilft ihr, in Marokko nahm sie an einem 80-Kilometer-Rennen teil, das sie auch gewann. Und da entstand die Idee, in Chile dabei sein zu wollen. 81 Menschen gingen an den Start, 56 Männer und 25 Frauen.
Die Bedingungen sind auch wegen des Untergrundes extrem. „Es gibt viel weichen Sand. Und es gibt Salzfelder mit extrem hartem, teils spitzem Boden.“ Die erste Etappe, zum Warmwerden „nur“ 35 Kilometer, lief sie mit Fuchsgruber gemeinsam. Der hatte in der Nacht vor dem Flug noch ein Konzert mit Bryan Adams organisiert und war nach wenig Schlaf in den Flieger gestiegen. „Da hat er sich eine fette Erkältung geholt“, erinnert sich Schönenborn. Auch bei der nächsten Etappe blieben sie zusammen. „Da bin ich immer ein bisschen vorgelaufen“, erklärt sie, weil stets nebeneinander mit dem eigenen Freund, das kann sie nicht so gut.
Buch über Rennen und Verlust eines Babys
Von Beginn an entwickelte sich ein spannender Kampf von fünf Frauen um die ersten Plätze. Sie waren auf der langen Strecke immer in einem 30-Minuten-Fenster unterwegs. „Von morgens bis abends Gerenne“, erinnert sie sich. Auf der vierten Etappe fiel schließlich die Entscheidung über die Reihenfolge. „Da habe ich mir den zweiten Platz im Gesamtklassement gesichert“, nach 80 Kilometern in elf Stunden und 56 Minuten. „Da war ich fertig, aber total glücklich.“ Ihre Konkurrentinnen sind für sie Freundinnen geworden. „Im Ziel haben wir uns umarmt und haben gemeinsam geheult.“
Sie hat viel gelernt. „Ich bin echt stolz“, sagt sie, „Geduld ist ja nicht meine Stärke, langsam anzugehen und der Umgang mit Ressourcen, das ist für mich schwierig.“ Vielleicht hilft ihr ja das Schreiben, mit Fuchsgruber hat sie jetzt das Buch „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ vorgestellt, mit Berichten über Rennen, aber auch über den Verlust ihres Babys.
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